Weltkirche ist diözesane DNA

Im Rupertusblatt-Interview geht DKWE-Vorsitzende Lucia Greiner, Leiterin des Seelsorgeamtes in der Erzdiözese, auf die Weltkirche als Lern-, Gebets- und Solidargemeinschaft ein. „Wer sich kennt, kann füreinander eintreten.“
RB: Was bedeuten die partnerschaftlichen Beziehungen mit Diözesen auf drei Kontinenten für die Erzdiözese Salzburg?
Lucia Greiner: Mit der klugen Entscheidung der Salzburger Synode 1968 sich drei Partnerdiözesen zu suchen, wurde die ferne Weltkirche mit Menschen und Erfahrungen ganz konkret nahe. Weltkirche ereignet sich damit ständig hier bei uns, lebt aus Beziehungen und beschränkt sich nicht auf vorgeschriebene Anlässe oder Aktionen, sondern gehört zur diözesanen DNA.
RB: Die Diözesanpartnerschaften prägen das Verständnis von Weltkirche in der Erzdiözese. Wie ist Ihr Verständnis von Weltkirche?
Greiner: Der Begriff Weltkirche sagt rein geografisch, dass sich die katholische Kirche als eine Kirche versteht, die auf der ganzen Welt präsent ist. Zugleich drückt der Begriff aus, dass sich diese eine Kirche weltweit in je einzelnen Kirchen vor Ort verwirklicht. Das Zweite Vatikanische Konzil sagt im Dokument „Lumen gentium“ von den Ortskirchen: „In ihnen und aus ihnen besteht die eine und einzige katholische Kirche“ (23). Wie ein Organismus sind alle untereinander und mit dem Papst verbunden. Weltkirche verwirklicht sich als Lern-, Gebets- und Solidargemeinschaft. Wer umeinander weiß, wer sich kennt, kann redlich im Gebet füreinander eintreten und wirklich solidarisch handeln.
RB: Was möchten Sie als DKWE-Vorsitzende gerne verwirklichen, gibt es Schwerpunkte?
Greiner: Weltkirche lebt aus den Einsätzen der Missionarinnen und Missionare wie anderer engagierter Menschen. Da ist viel weltkirchliches Leben und Wissen vorhanden. Durch verstärkte internationale Mobilität, vielfältige Reisekontakte, Migration wie auch durch die Digitalisierung haben sich die Zugänge vervielfacht. Weltkirche ist präsenter, die Einflüsse und Lernmöglichkeiten direkter. Das haben wir beim Mitverfolgen der Amazonien-Synode erlebt.
Für mich gibt es daher neben der Würdigung derer, die sich weltkirchlich einsetzen, zwei Schwerpunkte: Weiter partnerschaftlich unterwegs sein, auch finanziell solidarisch mit den Diözesen, zu denen wir Beziehungen pflegen. Das zweite ist, die weltkirchlichen Erfahrungen von Menschen und Organisationen noch stärker vernetzen und fruchtbar machen, um die Seelsorge in unserer Erzdiözese zu inspirieren.
RB: Wie kann es gelingen, dass die Partnerschaften lebendig bleiben?
Greiner: Es braucht das, was alle Partnerschaften brauchen: Verbindlichkeit und aufmerksame Pflege, einander umfassend und wohlwollend wahrnehmen, Wege solidarisch und geistlich mitgehen, Schweres mittragen, miteinander beten und feiern.
RB: Im Oktober blickte die Weltkirche nach Amazonien bzw. zur Amazoniensynode. Welche Konsequenzen hat die Amazoniensynode für die Kirche in Österreich?
Greiner: Die Denkanstöße der Synode stehen insgesamt unter dem Vorzeichen der Umkehr. Wir sollten die geforderte vier Felder der Umkehr – Pastoral, Kultur, Ökologie und Synodalität sehr ernst nehmen, besonders die Gewichtung, die die Synode vorgenommen hat. Entscheidend ist wie wir eine Kirche bleiben, die aus der Eucharistie lebt. Bei aller verständlichen Dringlichkeit wird die Reduktion auf die Frage, ob – und wenn wie – die Zulassungsbedingungen zum priesterlichen Amt gelockert werden können, der existenziellen Sorge um das Überleben der indigenen Amazonien-Völker nicht ausreichend gerecht. „Non parlate delle cosette, ma della cosa – redet nicht über die Sächlein, sondern über die Sache“, sagt Papst Franziskus. Das Drama Amazoniens ist das Drama unseres Lebensstils. Unsere Umkehr hier in der Erzdiözese Salzburg ist gefordert. Wie entschieden die Reduktion des Ressourcenverbrauchs ausfällt, werden die nächsten Jahre zeigen. Damit wäre auch ein starkes gesellschaftspolitisches Zeichen der Erzdiözese in unserer Gesellschaft möglich. Die Sorge um den Klimawandel teilen wir ja.
Umkehr und neue Wege sind auch in der Pastoral gefordert. Mit der Partnerdiözese San Ignacio de Velasco hat ein Austausch zu Formen und Ausbildung für pfarrliche Leitung schon begonnen und wird zusammen mit Umweltfragen sicher intensiv weitergeführt.
Hintergrund
Die Diözesankommission für Weltkirche und Entwicklungszusammenarbeit (DKWE) berät den Erzbischof in weltkirchlichen Belangen. Die DKWE ist auch ein Forum zum Planen, Koordinieren, Vernetzen und Fördern von Initiativen und weltkirchlichem und entwicklungspolitischem Engagement. Die Partnerdiözesen genießen dabei eine privilegierte Aufmerksamkeit. Seit einigen Monaten ist Lucia Greiner DKWE-Vorsitzende. Sie ist Nachfolgerin von Prälat Martin Walchhofer, dem Erzbischof Franz Lackner am 6. Jänner, dem Tag der Partnerdiözesen, für seine Verdienste um die Weltkirche herzlich dankte.
Foto: Partnerschaftlich und solidarisch unterwegs sein – diesen Weg geht die Diözesankommission für Weltkirche und Entwicklungszusammenarbeit jetzt mit Lucia Greiner als Vorsitzende. Weltkirchliche Erfahrung bringt die Leiterin des Seelsorgeamtes in der Erzdiözese reichlich mit: Sie studierte in Bolivien, war Mitarbeiterin im Afro-Asiatischen Institut und bei der Katholischen Frauenbewegung für die Aktion Familienfasttag zuständig und damit für entwicklungspolitische Projekte.
Foto: RB/eds