Weihe der Ständigen Diakone
Liebe Weihekandidaten, verbunden mit Euren Ehefrauen und Familien!
Liebe Schwestern und Brüder!
Ich stehe noch ganz unter dem Eindruck der weltkirchlichen Bischofssynode zum Thema Synodalität. Es war, wenngleich anstrengend und ermüdend, eine Gnadenerfahrung. Die ganze Welt – das Evangelium hat die Grenzen der Erde nach allen Richtungen erreicht – war repräsentativ versammelt, vormittags um die vielen kleinen Tischen und nachmittags im Plenum in Anwesenheit des Papstes. Eine unglaublich berührende Erfahrung. Die meisten der Konferenzsprachen konnte ich nicht verstehen. Man sah sich an, nickte sich zu, lächelte sich zu und man wusste, wir sind Brüder und Schwestern im Glauben. Das war schon eine Erfahrung von „synodal“; wir sind auf einen gemeinsamen Weg, wir haben eine gemeinsame Berufung, nämlich zu hören, an Leid und Freud der anderen zu partizipieren und gemeinsam die Verantwortung für die frohe Botschaft zu übernehmen.
In der Synodenversammlung wurde viel über das Weiheamt des Dienstes reflektiert und gesprochen. Dem Papst war und ist es sehr wichtig, besonders auf den Hl. Geist hören; dazu dienten die Zeiten des Schweigens vor jeder Gesprächsrunde. Die Diakone werden im Abschlussdokument wie Bischöfe und Priester „Diener der Geheimnisse Gottes und der Kirche“ genannt.
So ich das lese, „Diener der Geheimnisse Gottes“, frage ich mich, frage ich unseren Zeitgeist mit seinen geistlich nicht begründeten Selbstverständlichkeiten: Wie gehen wir mit den Geheimnissen Gottes um? Ist Gott für uns Heutige nicht größer, allmächtig, vor allem schon gar nicht gänzlich durchschaubar? Von Gott darf nur mit einem so genannten eschatologischen Vorbehalt gedacht werden. Gott ist größer.
Ich darf auf eine derartige Selbstverständlichkeit ohne Grund hinweisen, um sichtbar werden lassen, wie ernst der Wille Gottes genommen wird. Wir beten gewiss täglich das „Vater unser“; die dritte Bitte nach der Anrufung lautet: „Dein Wille geschehe!“ Jesus hat diese Bitte am Ölberg in allerhöchster Not und in Todesängsten, gewissermaßen unter Einsatz seines Lebens gebetet:
„Vater, wenn du willst, nimm diesen Kelch von mir! Aber nicht mein Wille geschehe, sondern dein Wille soll geschehen.“ (Lk 22,42)
Schwestern und Brüder, glauben wir, was wir beten! Dazu eine Erfahrung: In den 22 Jahren meines Bischofsamtes habe ich an unzähligen Sitzungen, Diskussionen und Streitgesprächen teilgenommen und es wurden auch stets Entscheidungen getroffen. Ob aber das Erörterte auch dem Willen Gottes entspricht, diese Frage wurde meiner Erinnerung nach explizit nie gestellt. Unsere Zeit ist schnell beim Fordern, was grundsätzlich nicht falsch ist, aber auf der jesuanischen Spur müssten öfter seine Worte uns über die Lippen kommen: „Vater, nicht mein, sondern dein Wille geschehe.“
Wir sind nicht Diener der Geheimnisse Gottes, sondern auch Diener der Geheimnisse der Kirche. Die Wahrheit unseres Glaubens ist nicht einer Epoche allein anvertraut, schon gar nicht allein einer einzelnen Person. Die Kirche ist die Hüterin des Glaubens, denn sie stellt – so steht es auch im Synodenpapier zu lesen – ein lebendiges Band dar, das uns mit dem Ursprung unseres Glaubens verbindet. Mit der Kirche und in der Kirche stehen wir in direkter Verbindung mit der Quelle lebendigen Wassers, das Jesus der Christus ist. Diese Wahrheit müssen wir bezeugen; mit Petrus und Johannes sollten auch wir sagen:
„Wir können unmöglich schweigen über das, was wir gesehen und gehört haben.“
Liebe Weihekandidaten, von der Diakonenweihe heißt es in concreto:
„Mit sakramentaler Gnade gestärkt dienen sie dem Volke Gottes in der Diakonie der Liturgie, des Wortes und der Liebestätigkeit in jedem sozialen und kirchlichen Kontext.“
Um diesen Dienst bitte ich euch sehr. Vergesst die Armen in eurer Umgebung nicht; habt ein wachsames Auge und Herz für die versteckte Armut, die nicht schreit und doch unter uns sehr präsent ist. Bleibt dort ansprechbar, wohin der Geist Gottes euch gestellt hat. Seid betende Diener, so bleibt ihr in der Gnade Gottes.
Ein besonderes Wort möchte an eure Familie richten. Zuerst möchte ich euch, den Ehefrauen, den Kindern und engsten Angehörigen danken, dass ihr auch mitgeholfen habt, den Boden zu bereiten für die Berufung. Der Segen Gottes wird nicht ausbleiben. Wir alle brauchen Rückzugsorte, denn der Dienst im Reich Gottes ist anstrengend. Das bekam Jesus zu spüren. Immer wieder zog er sich zurück, suchte Freunde wie Marta, Maria und Lazarus auf, um mit ihnen zu sein. Er ließ die Jünger bisweilen – wie berichtet – zurück und ging an einen einsamen Ort, um auszuruhen. Die Familien, die engsten Angehörigen sind gewiss ein idealer Ort um Ruhe, Freude und Kraft zu finden. Ihr seid fest in das Gebet der Kirche mit euren Anliegen, Sorgen und Freuden eingeschlossen.
Wir haben eine frohe Botschaft zu verkünden. Ich weiß, die heutige Welt ist vielfach dafür schwerhörig geworden. Gott aber möchte mit uns sein; Er ist ein menschenfreundlicher Gott; Er ist ein Gott der Lebenden; Jesus Christus hat uns sein uns zugewandtes Gesicht gezeigt; Er ist auferstanden; Er ist mit uns! Und am Ende dieser Zeiten wird unserem vergänglichen Leben noch eine zweite Chance gegeben: In der Auferstehung der Toten.
Amen!