Wechsel am Nonnberg

Salzburg. Herzlich lächelnd öffnet Sr. Veronika Kronlachner die Pforte zum Stift Nonnberg. Mit kleinen Gesten macht sie den Geist der dienstbereiten Liebe spürbar. Diesen wählt sie als Äbtissin zu ihrem Leitmotiv. „Mein Wahlspruch ist aus dem Regelbuch des hl. Benedikt“, sagt Sr. Veronika. „Benedikt richtet sich in allem auf Christus hin; er sieht ihn im Gast, im Kranken, in seinen Brüdern. Diese dienstbereite Liebe versuche ich seit Jahren zu leben. Sie bestimmt mein Dasein und Wirken. Auch in der Gemeinschaft ist es wichtig, den Alltag im Miteinander in dienstbereiter Liebe zu bewältigen.“
Die bisherige Priorin wurde am 20. Juli vom Konvent unter dem Vorsitz von Erzbischof Franz Lackner zur 92. Nachfolgerin der heiligen Erentrudis gewählt und folgt auf Perpetua Hilgenberg, die das Benediktinenstift seit 1999 geleitet hatte. Mit Vollendung ihres 75. Lebensjahres war das Amt vakant geworden.
Schwerpunkte: Ökumene und Nachwuchs
Sr. Veronika ist seit 5.00 Uhr wach, wie alle Tage. Bis zum Frühstück hat sie bereits Betrachtung und Laudes, die hl. Messe und die Terz gefeiert. Außerdem strukturieren die Vesper, Komplet und Vigil den Tag der 17 Benediktinerinnen im Stift. Zwischen den gemeinsamen und individuellen Gebetszeiten geht jede der Schwestern ihren Aufgaben nach: in der Wäscherei, in der Bäckerei, in der Küche, im Garten, in der Sakristei, bei den Kranken, kümmern sich um Gäste, die einige Tage Kloster auf Zeit erleben, sowie um die Verwaltung des Forstes und der Landwirtschaft, wie Sr. Veronika bis vor kurzem. Als Äbtissin wird ihr nun die geistliche und wirtschaftliche Gesamtleitung des Klosters obliegen.
Trotz ihrer neuen Verantwortung packt Sr. Veronika an, wo sie gebraucht wird. Ihr Äbtissinnenkreuz steckt gerade unter ihrem Gewand. „Ich war in der Küche“, lächelt sie entschuldigend. Die Kreuze gehen von einer Klostervorsteherin zur nächsten – 1906 ist in dieses eingraviert –, wie auch Ring und Hirtenstab, die Sr. Veronika bei der feierlichen Benediktion überreicht bekommen wird – als Zeichen der Treue und der Einheit und als Zeichen des Amtes und der Sorge.
In der Arbeit als Äbtissin wird Sr. Veronika die Ökumene ein Anliegen sein, wie schon ihrer Vorgängerin – aber auch der Fortbestand des Klosters. „Beten tun wir sowieso, aber wir werden schauen müssen, ob es Möglichkeiten gibt, dass junge Frauen das Leben im Kloster kennen lernen.“ Auch die Vorbereitungen zum Erentrudis-Jubiläumsjahr 2018 werden die Äbtissin beschäftigen.
Heimat am Nonnberg
Die gebürtige Gunskirchnerin fand über Umwege auf den Nonnberg: Sie absolvierte zunächst die Fachschule für Damenkleidermacher. Nach einigen Jahren Berufstätigkeit begann sie die Ausbildung zur Altenpflegerin, beendete diese jedoch bereits nach einem Semester, um in die Abtei einzutreten. In der Franziskanerkirche hatte sie ein besonderes Erlebnis: „Deutlich hörte ich, wie Jesus mir sagte: ‚Deine Heimat ist am Nonnberg.‘“ Am 12. Jänner 1992 begann sie ihr Noviziat, fünf Jahre darauf legte sie die feierliche Profess ab und empfing die Jungfrauenweihe. Seit 1997 arbeitete sie in der Klosterverwaltung mit und leitete sie seit 2002 hauptverantwortlich. Im Herbst 1999 wurde sie zur Priorin ernannt.
Foto (sab): Veronika Kronlachner folgt als Äbtissin des ältesten durchgehend bestehenden Frauenklosters im deutschen Sprachraum auf Perpetua Hilgenberg. Diese hatte mit großer Umsicht und Weitblick die Abtei 18 Jahre geleitet.