Was Religionsunterricht alles kann

Präsentieren die Kampagne für Religionsunterricht: Erwin Konjecic, Geschäftsführender Direktor des Schulamts, Erzbischof Franz Lackner, Christa Fuchsberger, Referentin für Katholische Privatschulen in der Erzdiözese Salzburg sowie Schulamtsleiter Raimund Sagmeister (v. l.).
SALZBURG (eds) / „Mag Gott mich immer?“, „Gibt es Hoffnung für die Welt?“, „Darf ich auch mal zweifeln?“ – Diese und viele weitere Fragen von Kindern und Jugendlichen sind der Kern einer österreichweiten Kampagne für den Religionsunterricht, die rund um den Schulbeginn startete. „Ich glaube – Ja.“ ist sowohl eine Antwort auf die Fragen als auch der Slogan der Aktion. Ziel ist es, ein zeitgemäßes Bild von Religionsunterricht ins Gespräch zu bringen, auf die Bedeutung aufmerksam zu machen und zu zeigen, was das Fach alles kann.
Erzbischof Franz Lackner: Religionsunterricht ist wichtiger Ort der religiösen Beheimatung
„Im Religionsunterricht wird nicht nur Wissen über den eigenen christlichen Glauben und die eigene kulturelle Herkunft vermittelt – er ist, neben der Familie, ein wichtiger Ort der religiösen Beheimatung“, sagt Erzbischof Franz Lackner.
Selbstverständlich gehe es im Religionsunterricht auch um Fragen der Ethik. Dabei handle es sich aber um keine christliche Sondermoral. „Das wahrhaft Menschliche ist menschlich für religiöse sowie für nicht religiöse Menschen. Das macht Christen allianz- und dialogfähig mit Nicht- oder Andersgläubigen, mit anderen Religionen“, so der Erzbischof. Eine christliche Besonderheit bestehe allerdings darin, dass der Glaube einen Sinnhorizont eröffne, der motivierend auf ethisches Verhalten einwirken könne. Erzbischof Lackner wörtlich: „Christlicher Religionsunterricht trägt zur Reflexion und Vermittlung dieses Sinnhorizonts bei und leistet so einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung des ethischen Bewusstseins unserer Gesellschaft. Wir Menschen sind Geborgenheitswesen. Die Endlichkeit und Vorläufigkeit unseres Handelns braucht auch im Bereich der Ethik eine Rückbindung an eine letzte Instanz, die birgt und bürgt und eine letzte Gerechtigkeit ermöglicht: Gott.“
Wie der Erzbischof unterstreicht, werden Ethik und Fragen der individuellen Persönlichkeitsentwicklung im Religionsunterricht um die christlich-katholische Dimension ergänzt: „Ein Mehrwert, ein Zugewinn in der Bildung einer Sprachfähigkeit, die zur differenzierten und verständigen Beteiligung an gesellschaftlichen Diskursen befähigt.“ Der Religionsunterricht trage weiters zur Orientierung bei, wenn sich drängende Lebens- und Glaubensfragen stellten. „Mehr noch: In den darin verhandelten Diskursen und ethischen Handlungsfeldern werden Impulse und Anregungen für ein erfülltes und für den Nächsten und die Gesellschaft fruchtbringendes Leben mitgegeben.“
Den 770 Religionslehrerinnen und Religionslehrern in der Erzdiözese dankt Erzbischof Franz Lackner: „Sie leisten einen unverzichtbaren Beitrag.“
Schulamtsleiter Raimund Sagmeister: Antworten geben und Fragen fördern
„Kein Mensch kommt ohne irgendwelche Orientierungsmaßstäbe oder etwas, was ihm auf Dauer Lebenssinn gibt, aus“, ist der Leiter und Rektor des Amts für Schule und Bildung in der Erzdiözese Salzburg, Raimund Sagmeister, überzeugt. Er bezieht sich dabei auf den bekannten Philosophen und Psychoanalytiker Erich Fromm. Für diesen gehe es nicht um die Frage, ob der Mensch Religion habe, sondern welche Art Religion. „Deshalb möchte Religionsunterricht einerseits Antworten auf letzte Sinnfragen des Menschen geben und eine persönliche Bildung in existenziellen Fragen fördern. Andererseits werden urmenschliche Phänomene wie Vertrauen, Dankbarkeit, Verzeihen, Glücklichsein, Hilfsbereitschaft, Freude und Hoffnung angesprochen“, erläutert Sagmeister.
Für den Schulamtsleiter beginnt religiöse Erziehung nicht damit, dass ein Kind in eine bestimmte Religion oder Konfession eingeführt wird. „Sie ist kein ,Zusatz‘ zur allgemeinen Erziehung.“ Religion fordere zur Entscheidung heraus und gültige Orientierungen im Leben brauchten eine entsprechende Begründung. „Religion bietet sich als ein Deutungsangebot an für menschliche Grundsituationen wie Geburt, Familiengründung, Tod, Grenzsituationen oder Lebenswenden.“
Eine Kampagne für den Religionsunterricht
Organisiert und koordiniert wird die Kampagne „Ich glaube – Ja.“ vom Interdiözesanen Amt für Unterricht und Erziehung (IDA) in Wien, alle neun österreichischen Diözesen beteiligen sich. Der Auftakt rund um den Schulbeginn umfasst unter anderem Infoscreens, City Lights und Rolling Boards im öffentlichen Bereich und weitere digitale Formate. Die neue Kampagne wurde von den kirchlichen Verantwortlichen gemeinsam mit der Kreativagentur „isobar“ sowie der Medienagentur „media.at“ umgesetzt. Für das gesamte Schuljahr 2020/21 sind Aktivitäten und Initiativen geplant, die über <link http: www.mein-religionsunterricht.at>www.mein-religionsunterricht.at abgerufen werden können.
Hier gibt es in Form von Videos und Texten auch Antworten auf die Fragen der jungen Leute.
Religionsunterricht in Österreich
In Österreich nehmen rund 586.000 Schülerinnen und Schüler am katholischen Religionsunterricht teil. Unterrichtet werden sie von rund 6.800 Lehrerinnen und Lehrern. Organisiert und verantwortet wird der Religionsunterricht von den Schulämtern der Diözesen gemeinsam mit den Bildungsdirektionen. Die inhaltliche Aufsicht erfolgt durch Fachinspektorinnen und Fachinspektoren für den katholischen Religionsunterricht. Das Recht, Religionsunterricht zu erteilen, kommt allen gesetzlich anerkannten Kirchen und Religionsgesellschaften in Österreich zu.
Für alle Schülerinnen und Schüler, die einer gesetzlich anerkannten Kirche oder Religionsgesellschaft angehören, ist der Religionsunterricht ihres Bekenntnisses ein Pflichtgegenstand an den öffentlichen und mit Öffentlichkeitsrecht ausgestatteten Schulen. Es besteht aber die Möglichkeit, sich vom Religionsunterricht abzumelden. Ab dem Schuljahr 2021/22 ist für alle Schüler, die keinen Religionsunterricht besuchen, ab der neunten Schulstufe das Pflichtfach Ethik vorgesehen.
Religionsunterricht in der Erzdiözese Salzburg
92,4 Prozent aller katholischen Schülerinnen und Schüler in der Erzdiözese Salzburg nahmen im Schuljahr 2019/20 am Religionsunterricht teil – insgesamt 55.045 Kinder und Jugendliche. Ihren Unterricht gestalteten 770 Religionslehrerinnen und -lehrer.
Zahlen für das Bundesland Salzburg
Im Pflichtschulbereich nahmen in Salzburg 24.325 oder 97,1 Prozent am Religionsunterricht teil. 1.178 Schülerinnen und Schüler (Zahl Schuljahr 2018/19) ohne Bekenntnis meldeten sich für den römisch-katholischen Religionsunterricht an.
Im höheren Schulbereich besuchten 83,2 Prozent oder 16.762 Schülerinnen und Schüler den Religionsunterricht. 397 Jugendliche ohne Bekenntnis waren im römich-katholischen Religionsunterricht.
Zahlen für den Tiroler Teil der Erzdiözese
Im Pflichtschulbereich nahmen 98,1 Prozent oder 10.393 Kinder am Religionsunterricht teil.
Im höheren Schulbereich besuchten 3.565 Schülerinnen und Schüler oder 93,5 Prozent den Religionsunterricht.
Die Zahl der Teilnehmenden ohne Bekenntnis ist in Tirol nicht erfasst.
<link file:172655>Zum Downloaden: die Zahlen auf einen Blick
Rückfragen & weitere Infos:
DDr. Erwin Konjecic, Geschäftsführender Direktor/Jurist im Amt für Schule und Bildung
0662/8047-4003
0676/8746-4003
<link>erwin.konjecic@katamt.kirchen.net