"Was für verschiedene Welten"

SALZBURG (eds-3. 9. 2018) / Seit 50 Jahren pflegt die Erzdiözese Salzburg Partnerschaften mit drei Diözesen auf drei Kontinenten – mit den Diözesen Daegu (Südkorea), San Ignacio de Velasco (Bolivien) und Bokungu-Ikela (Demokratische Republik Kongo). Das <link http: www.kirchen.net rupertusblatt aktuelles news-details news sorge-um-den-ganzen-menschen _blank>Rupertusblattnützt das anstehende Jubiläum zu einem intensiveren Blick auf die weltkirchlichen Diözesanpartnerschaften. In der aktuellen Ausgabe steht San Ignacio de Velasco im Mittelpunkt.
„Was für verschiedene Welten“, schreibt Bischof Robert Herman Flock in seinem Grußwort zum 50-Jahr-Jubiläum der partnerschaftlichen Beziehungen zwischen Salzburg und seiner im bolivianischen Tiefland gelegenen Diözese. Das Verbindende seien der Glaube und die Musik. San Ignacio ist das Zentrum barocker Musik in Bolivien. Musik und Architektur waren im 18. Jahrhundert für die Jesuiten bevorzugte Mittel der Evangelisierung. Mit den einheimischen Traditionen zu einem neuen Musikstil vereint, ist dieses Erbe bis heute präsent. Die Kinder und Jugendlichen spielen in ihren Orchestern aber auch Mozart.
Regelmäßig findet in San Ignacio de Velasco und in der gesamten Chiquitania im ostbolivianischen Tiefland ein Barockfestival statt. In den Missionskirchen treten dann herausragende lokale und internationale Musiker auf. Eine Gruppe Musikbegeisterter aus Salzburg war schon vor Ort, um diesen Hörgenuss zu erleben. Andererseits besuchten Mitglieder vom franziskanischen Orchester „paz y bien“ die Mo-zartstadt. Die musikalische Dimension der Diözesanpartnerschaft wird erst seit einigen Jahren gepflegt. Lange prägte die Präsenz von Ordensleuten in Bolivien die Verbindung zwischen Salzburg und San Ignacio.
Am Glauben festgehalten
Ab dem Jahr 1691 gründeten die Jesuiten im Gebiet der Chiquitania Dörfer. Die so genannten „Reduktionen“ dienten einerseits dazu, die Menschen sesshaft zu machen und andererseits, um sie vor Sklavenjägern zu schützen. In der heutigen Diözese San Ignacio de Velasco ist San Rafael die älteste Gründung (1695). Nach der Ausweisung der Jesuiten aus Lateinamerika 1767 waren die Menschen auf sich allein gestellt. Doch die verwaisten indigenen Gemeinschaften pflegten das kirchliche Leben. Getaufte Laien gaben den Glauben weiter. 1930 kamen die Franziskaner und Papst Pius XI. errichtete das Apos-
tolische Vikariat Chiquitos. Ab 1940 wirkten die Halleiner Schwestern in San Ignacio und Roboré. 1951 wurde das Apostolische Vikariat Ñuflo de Chávez vom Vikariat Chiquitos abgetrennt. 1994 ging daraus die eigenständige Diözese San Ignacio de Velasco hervor.
Gesundheit und Bildung
Die Beziehung zum östlichen Tiefland von Bolivien und der Erzdiözese Salzburg ist eng mit den Franziskanern und den Halleiner Schwestern verbunden. „Das Verhältnis war sicher zuerst sehr ungleich, wie zwischen Geber und Empfänger. Es geschah Aufbauarbeit und Entwicklungshilfe: im Glauben durch Verkündigung und Seelsorge und im gesellschaftlichen Leben durch materielle Unterstützung und Hilfestellung. MissionarInnen und EntwicklungshelferInnen wirkten neben- und miteinander, oft in der gleichen Person: Sorge um Seele und Leib – um den ganzen Menschen“, beschreibt Br. Andreas Holl die Anfänge. Der Franziskaner war von 1999 bis 2012 auf „Missionseinsatz“ in Bolivien und ist derzeit Vertreter der Partnerdiözese San Ignacio de Velasco in der Diözesankommission für Weltkirche und Entwicklungszusammenarbeit (DKWE) in Salzburg.
Viele Jahre unterstützte Salzburg das Krankenhaus Santa Isabel. Der jetzige Alt-Bischof von San Ignacio, Karl Stetter, nannte es einmal die „Perle der Partnerschaft“. Und doch war die Gesundheitseinrichtung finanziell nicht zu halten. Das Spital wird seit einigen Jahren vom Krankenhaus der Stadt San Ignacio „mitgenützt“. Einst gründete die Halleiner Schwester Angela Flatz Santa Isabel, das seine Tore von Anfang an für die Ärmsten geöffnet hatte. Heute setzen sich die Halleiner Schwestern Franziskanerinnen in der Region vor allem für Bildungschancen ein. Die Ordensgemeinschaft ist Trägerin von Kindergärten und Schulen. Zwei österreichische Schwestern leben noch in der Provinz Bolivien.
Neues Zuhause für Mädchen
Roboré ist eine Kleinstadt auf dem Gebiet der Diözese San Ignacio de Velasco. Hier führen die Halleiner Schwestern Franziskanerinnen eine Schule und ein Heim für Mädchen. Die jungen Bewohnerinnen sind zwischen sechs und achtzehn Jahre alt. Sie haben keine Eltern mehr oder kommen aus schwierigen familiären Verhältnissen. Schon lange beunruhigte der baufällige Zustand des Hauses. Das Heim war nicht mehr zu sanieren. Nun machen sich die Katholische Jungschar und SEI SO FREI, die entwicklungspolitische Aktion der Katholischen Männerbewegung, für einen Neubau stark. Mit Unterstützung aus der Partnerdiözese Salzburg entsteht ein Zuhause für rund 30 Mädchen.
Mit Roboré durch eine Schulpartnerschaft verbunden ist das Elisabethinum in St. Johann/Pg. Wenn kommenden September zur Feier von „50 Jahren Partnerdiözesen“ eine kleine Delegation aus Bolivien nach Salzburg anreist, ist auch ein Abstecher in den Pongau zur Katholischen Privatschule geplant.
Fakten zur Diözese San Ignacio
Einwohner: 250.000 Fläche: 197.000 km²
Katholiken: 90 Prozent der Bevölkerung
In der Diözese gibt es 26 Pfarren und rund 420 Kapellengemeinden; betreut von 30 Priestern und 600 KatechetInnen.
Vikare und Bischöfe:
Franz B. Bühl OFM (1931 – 1942)
Johannes T. Senner OFM (1942 – 1949)
Josef Rosenhammer OFM (1949 – 1974)
Bonifaz Madersbacher OFM (1974 – 1995)
Karl Stetter (1995 – 2016)
Robert Herman Flock B. (seit 2016)
Bischofswort
Robert Herman Flock Bever ist Bischof von San Ignacio de Velasco. Papst Franziskus hat ihn am 4. November 2016 zum neuen Bischof in Salzburgs Partnerdiözese in Bolivien ernannt.
Ich weiß nicht viel über diese 50 Jahre Partnerschaft. Ich nehme an, sie wurde auf natürliche Weise geboren, weil viele Missionare aus Österreich sich im Apostolischen Vikariat Chiquitos (gegründet 1930) einbrachten, einschließlich der Franziskaner, der Klarissen, der Schwestern von Hall und der Franziskanerinnen von Hallein. Andererseits fühle ich eine persönliche Verbindung, denn ich habe im Juli 1979 in Salzburg als amerikanischer Seminarist Deutsch gelernt, ohne mir vorzustellen, dass ich eines Tages Bischof von San Ignacio sein werde.
Was für verschiedene Welten! Salzburg mit seiner besonderen Geschichte und Kultur im Herzen Europas. San Ignacio, ländliches Gebiet mit Naturschutzgebieten und Viehzucht im Herzen Amerikas. Aber die Musik verbindet uns, da die Jesuiten bei der Gründung ihrer Mission ein Erbe der geistlichen Musik hinterlassen haben. Heute spielen Orchester von Kindern und Jugendlichen Mozart in San Ignacio.
Die Evangelisierung ist eine gemeinsame Herausforderung und zugleich unser größtes Bindeglied. Obwohl wir uns als katholische und christliche Völker identifizieren, gibt es heute keinen Mangel an Faktoren, die den Glauben erodieren lassen, der in einer anderen Zeit in das Leben des Volkes eingepflanzt wurde. Ich hoffe, dass wir durch das Teilen unserer Erfahrungen neue Antworten finden werden, die unserer gemeinsamen Mission, Jünger Christi heranzubilden, neuen Schwung verleihen.
Tipp: Das dreitägige "Zukunftsfest" der Erzdiözese Salzburg vom 21. bis 24. September startet am ersten Abend mit dem „Festakt 50 Jahre weltkirchliche Diözesanpartnerschaften" im Borromäum, an dem auch Bischöfe und Delegationen aus den drei Partnerdiözesen erwartet werden. Festredner wird Kurienerzbischof Giovanni Pietro Dal Toso von der Vatikan-Kongregation für die Evangelisierung der Völker sein. Infos unter <link http: www.zukunftsprozess.at _blank>www.zukunftsprozess.at
Foto: Mädchen im Heim "San Francisco", das von den Halleiner Schwestern Franziskanerinnen geführt wird.
Foto: Robert Herman Flock Bever ist Bischof von San Ignacio de Velasco.
Fotos: Referat Weltkirche/SEI SO FREI