Wajid Ali ist wieder Zuhause

SALZBURG (eds-24.10.2019) ) Wajid Ali hat die Genehmigung eines Studienplatzes an der Universität Salzburg erhalten und daher sein Visum für die Wiedereinreise nach Österreich. Seit einigen Tagen ist er in Salzburg. Er möchte PPÖ – Philosophie, Politikwissenschaft und Ökonomie – studieren. Seine Worte bei der Ankunft: „Ich bin wieder daheim.“
Bei einem Pressegespräch im Bildungszentrum St. Virgil berichteten seine Unterstützer, der Menschenrechtsaktivist Bernhard Jenny, Elisabeth Mayer (Präsidentin der Katholischen Aktion) und Flüchtlingspfarrer Alois Dürlinger, über Wajid Alis „Heimkommen“ nach Salzburg und welche Herausforderungen noch zu bewältigen sind. Eigentlich wollte der junge Pakistaner selbst über seine Pläne und Zukunft sprechen, sagte aber den Gang in die Öffentlichkeit kurzfristig ab. Durch die bisherige, wie Jenny betonte, „gut gemeinte Presseberichterstattung“, sei Wajid zu einer Symbolfigur geworden. „Nach 505 Tagen großem Stress und teilweiser Isoliertheit ist ihm zum jetzigen Zeitpunkt kein großes öffentliches Interesse zumutbar“, so Jenny. Wajid Ali sei sehr erschöpft, er brauche erst einmal seinen privaten Raum. Dieser sei wirklich notwendig.
„Ich möchte allen danken, die mir geholfen haben“
Im Namen von Wajid Ali bedankte sich Bernhard Jenny bei allen Unterstützerinnen und Unterstützern und las ein Statement des angehenden Studenten vor: „Ich möchte allen danken, die mir geholfen haben, angefangen bei Erzbischof Franz Lackner, Pfarrer Alois Dürlinger, Erzabt Korbinian Birnbacher und allen Brüdern in St. Peter, bei meiner psychologischen Betreuerin und Bernhard Jenny, der mir von Anfang an ein Begleiter war und allen Spendern. Ich danke auch dem Staat Österreich für die Chance, dass ich studieren kann.“ Er habe in den vergangenen Monaten sehr viel gelernt und wertvolle Erfahrungen gemacht. „Diese Erfahrungen möchte ich mit anderen Menschen teilen.“
Die Genehmigung des Studienplatzes und das Visum auf Wiedereinreise seien nicht von alleine gekommen, betonte Menschenrechtsaktivist Bernhard Jenny. Es habe zahlreiche Gespräche und das Engagement verschiedener Menschen gebraucht. Jenny erwähnt dabei Doraja Eberle, eine frühere Politikerin (ÖVP) und Gründerin der humanitären Hilfsorganisation Bauern helfen Bauern. Den Antrag auf Wiedereinreise alleine zu bestreiten sei fast unmöglich. Jenny verweist auch auf die Spenden, die notwendig waren, um Übersetzungen, Beglaubigungen und nicht zuletzt das tägliche Leben von Wajid Ali in Kenia zu bewerkstelligen. Spenden seien auch jetzt noch unentbehrlich. „Als Lehrling hat sich Wajid selbst erhalten können, aber jetzt muss erst die Möglichkeit einer Arbeit eröffnet werden.“
Bernhard Jenny unterstrich wie froh er sei, dass es für Ali gut ausgegangen sei. „Aber das darf uns nicht beruhigen. Nach wie vor stecken Menschen in unsicheren, ungerechten Situationen. Menschen, die keine breite Unterstützung haben.“
Katholische Aktion fordert weiter Härtefallkommission
Für Wajid Ali freut sich auch die Präsidentin der Katholischen Aktion Salzburg, Elisabeth Mayer. Sie erinnerte beim Pressegespräch ebenfalls daran, dass der junge Pakistaner kein Einzelfall sei. „Zur Zeit stecken viele Menschen in zweitinstanzlichen Asyl-Verfahren. Das sind Betroffene, die schon einige Jahre in Österreich und gut integriert sind.“ Mayer nennt ein konkretes Beispiel: Saied Rezai, einen iranischen Bauunternehmer, der in der Salzburger Gemeinde Puch lebt. Als getaufter Christ arbeitet er ehrenamtlich als Mesner in der Pfarre Puch. Die ganze Gemeinde bange jetzt darum, dass er bleiben kann. „Die Angst vor Abschiebung lähmt und frustriert die Betroffenen wie auch ihre Helferinnen und Helfer“, ist die KA-Präsidentin überzeugt und wiederholt eine Forderung der Katholischen Aktion: „Wir fordern weiter die Anerkennung der Integrationsleistung im Asylverfahren bzw. bei der Zuteilung des Bleibestatus und eine Härtefallkommission auf Länderebene.“
Freude und zugleich gedrückte Stimmung bei Pfarrer Alois Dürlinger
Der Salzburger Stadt- und Flüchtlingspfarrer Alois Dürlinger hatte Wajid Ali im Jänner bei seiner „freiwilligen“ Ausreise nach Kenia begleitet. Er bezeichnete Wajid als jungen Menschen voller Lerneifer, dem er die nun erreichte Möglichkeit des Studiums in Salzburg „von Herzen gönne“. Dürlinger verwies auf ähnliche Fälle wie den eines Kochlehrlings aus Großarl, der vor der Abschiebung steht. An diesem Freudentag für Wajid Ali komme deshalb Bedrückung dazu und er stelle mit Nachdruck die Frage: „Wo bleibt das politische Mitfühlen und Verantworten? Wer hindert die Politik daran, die Abschiebung von Menschen, die in einer Ausbildung stehen und gut integriert sind, zu stoppen?“
Wajid Ali – Chronologie der vergangenen Monate
Wajid Ali war Koch- und Kellnerlehrling in Salzburg als er im Mai 2018 einen negativen Asylbescheid erhielt. Um die Abschiebung nach Pakistan zu verhindern, nahm ihn die Erzabtei St. Peter auf. Am 1. Februar lief die Frist zu seiner „freiwilligen“ Ausreise ab. Wenige Tage zuvor wurde Wajid bei einem Routine-Meldetermin in Schubhaft genommen. Es gab dann noch eine einwöchige „Galgenfrist“ für eine freiwillige Ausreise. Am 31. Jänner flog Wajid Ali mit einem Touristenvisum nach Kenia. Seit wenigen Tagen ist er wieder in Salzburg.
Wajid Ali ist kein „Einzelfall“. Wie ihm geht es in Österreich weiteren, gut integrierten Asylbewerbern, die in einer Ausbildung stehen und von Abschiebung bedroht sind. Für den jungen Pakistaner hat sein Weg jetzt ein gutes Ende genommen.
Foto1: Unterstützer – Pfarrer Alois Dürlinger, KA-Präsidentin Elisabeth Mayer und Menschenrechtsaktivist Bernhard Jenny (v.l.).
Foto2: Wajid Ali – am Bild noch Kenia, aktuell aber wieder in Salzburg.
Fotos: Erzdiözese Salzburg (eds) / privat