Vom Hirterbuam zum Wirt

Salzburg. Es dauert nur ein paar Augenblicke, bis er eine andere Person ist. Die braucht Leonhard Hartinger aber, be-vor er auf die Bühne geht. Beim diesjährigen Tobi-Reiser-Adventsingen in der Großen Aula der Universität Salzburg gibt er den Wirt. Bühnenerfahrung hat der 20-Jährige aber schon ein ganzes Jahrzehnt – angefangen hat er als Hirterbua. „Da habe ich gelernt mit dem Publikum umzugehen, das hat mir für spätere Auftritte sehr geholfen“, erzählt er eine Stunde vor der Premiere. „Eine gewisse Anspannung ist trotzdem da.“
Besonders freut Hartinger, dass dieses Jahr dasselbe Spiel auf die Bühne gebracht wird, mit dem er einst angefangen hat – „In einer kalten Winternacht“. Der Titel stammt aus einem von Tobias Reiser d. J. komponierten Lied und steht als Symbol für die zunehmende Kälte und Gleichgültigkeit der Menschen. Das beherzte Spiel der Hirtenkinder, die aus allen Gauen des Landes kommen und dem Jesuskind „da draußt in Guggenthal“ ihre musikalische und gesangliche Reverenz erweisen, bringt die Wärme in die Herzen zurück.
„Als Hirterbua ist man automatisch Publikumsliebling. Es ist eine unschuldige, jugendliche Rolle“, erinnert sich Hartinger, der das Stück inzwischen ganzheitlicher sehen kann als damals als Kind. „Der Wirt dagegen ist eine zwielichtige Gestalt, die nicht gerade Sympathie erzeugt. Er rechtfertigt sich über seine eigene Situation, dass er das heilige Paar nicht aufnimmt. Auch wenn er später Zweifel hat – das kann er nicht mehr ändern.“
Gefragter Musiker
Der „Wirt“ stammt aus einer Familie, in der Musik eine große Rolle spielt – vor allem die klassische. Für ihn dagegen gehört das Ensemble Tobi Reiser zu seinen ersten Idolen. „Meine Leidenschaft für die Volksmusik habe ich vom Adventsingen“, sagt er. Neben seinem Musikpädagogikstudium am Mozarteum und dem Geografiestudium leitet Hartinger nämlich auch zwei volksmusikalische Ensembles, eine Tanzlmusi und die Hellbrunner Geigenmusi, die vor zwei Jahren beim alpenländischen Volksmusikwettbewerb ausgezeichnet wurde. Heuer war es der Hellbrunner Viergesang. Dazu ist er in der Weihnachtszeit noch an anderen Projekten beteiligt. Diese Zeit ist für ihn so intensiv und durchgeplant wie keine andere im Jahr: „Aber mein Biorhythmus hat sich darauf eingestellt – das bin ich seit Jahren gewohnt“, schmunzelt er.
Spieltermine: Fr., 9. 12., 19.00 Uhr, Sa., 10. 12., 15.00 & 19.00 Uhr, So., 11. 12., 11.00 (Adventsingen für Kinder) & 15.00 Uhr, Große Aula der Universität Salzburg.
Foto (Harziger): Leonhard Hartinger stand fünf Jahre als Hirterbua auf der Bühne, kümmerte sich später um Beleuchtung und Regieinspizienz. Heuer ist er als Wirt zurück auf der Bühne beim Tobi-Reiser-Adventsingen.