Trauer und Internet gehören zusammen

Salzburg. Foto-Dienste, Spiele-Anbieter, Online-Bezahlsysteme, Kontaktbörsen, Clouds – 84 Prozent der Österreicher sind aktive Internetnutzer, 82 Prozent nutzen das Internet übers Handy, unter den 65- bis 74-Jährigen sind es 47 Prozent. 35.000 Facebook-Accounts legte die Generation 60+ 2016 an. Wo überall jemand angemeldet ist und seine Daten hinterlegt hat, wissen die meisten Angehörigen nicht so genau.
Vor allem große Bestattungsunternehmen bieten immer öfter an, sich um diese digitalen Spuren zu kümmern. Sie melden Miet- und Bankverträge ab und recherchieren mit Namen, Geburtsdatum und Bankdaten, auf welchen Seiten der Verstorbene angemeldet war. „Die Hinterbliebenen entscheiden dann, was damit gemacht wird. Die Spuren im Internet sind da und jemand muss sich darum kümmern“, sagt Gerhard Leitner vom Wiener Verein. 248 Euro ist der branchenübliche Preis für diese Dienstleistung.
Für Hinterbliebene ist es ein großer Schritt, die digitalen Spuren zu löschen. Facebook bietet etwa an, eine Profilseite in den Gedenkzustand zu versetzen statt zu löschen. „Die Trauerkultur wandelt sich. Wo jemand im Alltag war, wollen Angehörige gedenken. Es gibt neue Orte der Trauer, die jene im realen Leben nicht ersetzen. Sie haben auch ihre Tücken“, meint Birgit Aurelia Janetzky, Theologin und Trauerrednerin. Im Internet gibt es Infoseiten, Online-Friedhöfe, Gedenkseiten, Seiten, auf denen Sterbende ihre Gefühle beschreiben, und Trauerforen. „In den Foren kann ich Entfernungen überbrücken und es ist rund um die Uhr erreichbar, etwa wenn ich nachts nicht schlafen kann – irgendjemand wird mir antworten“, so Janetzky.
Doch müsse man wachsam bleiben: facebook-Gedenkseiten könne jeder erstellen, der nicht in Beziehung zum Verstorbenen stehen muss. Gedenkseiten gehören gepflegt und Kommentare moderiert, ein youtube-Video der Trauerfeier könnte Persönlichkeitsrechte und Datenschutz verletzen, für die Urheberrechte der Musik im Hintergrund könnten Gebühren anfallen. Der Spruch „Daten sterben nicht“ stimmt, doch Janetzky stört der Begriff „digitale Unsterblichkeit“: „Das hat nichts mit der theologischen Annäherung zu tun. Es ist einfache Datenspeicherung.“
Bildtext: Ein Friedhof für Prominente, aber auch alle anderen Verstorbenen in verschiedenen Kulissen – für jeden wird sichtbar, dass der Verstorbene nicht vergessen wird. Fotos: Screenshots/strassederbesten.de