Tiroltag - Europäisches Forum Alpbach

Pfarrkirche Alpbach

mediaElement
GeorgRinger\News\Domain\Model\NewsDefaultprototypepersistent entity (uid=22736, pid=850)crdate =>protectedDateTimeprototypeobject (2024-08-18T08:06:43+02:00, 1723961203)tstamp =>protectedDateTimeprototypeobject (2024-08-18T08:06:43+02:00, 1723961203)sysLanguageUid =>protected0 (integer)
   l10nParent =>protected0 (integer)
   starttime =>protectedNULL
   endtime =>protectedNULL
   feGroup =>protected'' (0 chars)
   hidden =>protectedFALSE
   deleted =>protectedFALSE
   title =>protected'Tiroltag - Europäisches Forum Alpbach' (37 chars)
   alternativeTitle =>protected'' (0 chars)
   teaser =>protected'<p>Pfarrkirche Alpbach</p>' (26 chars)
   bodytext =>protected'<p>Liebe Schwestern und Brüder!</p>
<p>Papst Franziskus hat uns Bischöfe an
      lässlich unseres letzten Ad-Limina-Besuchs vor eineinhalb Jahren eine Katech
      ese über die Predigt gehalten. Diese dürfe nicht zu lang sein und müsse drei
       Punkte enthalten: Ein Bild, eine Erfahrung und einen Gedanken. Seither schw
      eben diese Vorgaben immer über meinem Schreibtisch, wenn ich mich anschicke,
       eine Predigt zu halten. Alle drei Punkte zu berücksichtigen, schaffe ich fa
      st nie, zwei durchaus – und das vorgegebene Zeitbudget von acht Minuten sche
      int schon etwas kurz bemessen zu sein. Auch für diese Predigt ist mir zunäch
      st kein Bild eingefallen, so beginne ich mit einer Erfahrung, die ich vor ei
      niger Zeit bei Pfarrvisitation machen durfte.</p> <p>Selbstverständlich geh
      ört zu einer Visitation die Begegnung mit den jungen Leuten dazu; gewöhnlich
       findet diese in großer Zahl und beispielsweise in einem Turnsaal statt. Dab
      ei stellen diese jungen Menschen dann Fragen; diese beziehen sich fast immer
       auf die sogenannten „heißen Eisen“ in der katholischen Kirche. Ich begegne
      dann diesen Fragen, versuche so gut es geht ein wenig zu erklären, die heiße
      n Eisen zumindest ein wenig abzukühlen. Mich beschleicht dabei immer der Ged
      anke: So ganz sind diese Fragen nicht die ihrigen, sie entstammen vielleicht
       mehr einer akademischen Diskussion im Religionsunterricht als ihren jeweils
       tatsächlichen Erfahrungen. So habe ich einmal, als wir uns schon diskutiere
      nd und argumentierend im Kreise drehten, einfach die Reset-Taste gedrückt: „
      <em>Liebe junge Leute, ich habe auch eine Frage, die mir im Herzen brennt. D
      arf ich sie stellen?</em>“ Ich durfte, und so fragte ich: „<em>Mich interess
      iert ehrlichen Herzens, wie geht es euch wirklich?</em>“ &nbsp;Darauf folgte
       Stille, sodass ich mich genötigt sah, weiterzusprechen. „<em>Ich habe gehör
      t, dass die Pandemie euch schwer zu schaffen machte.</em>“ Wiederum Stille,
      in die hinein einer der Jugendlichen sagte: <em>„Ja, das Handy ist kein Ersa
      tz!“ </em>Ich war bass e...
' (7758 chars) datetime =>protectedDateTimeprototypeobject (2024-08-18T08:06:02+02:00, 1723961162)archive =>protectedNULL author =>protected'' (0 chars) authorEmail =>protected'' (0 chars) categories =>protectedTYPO3\CMS\Extbase\Persistence\Generic\LazyObjectStorageprototypeobject (empty)related =>protectedTYPO3\CMS\Extbase\Persistence\Generic\LazyObjectStorageprototypeobject (empty)relatedFrom =>protectedTYPO3\CMS\Extbase\Persistence\Generic\LazyObjectStorageprototypeobject (empty)falRelatedFiles =>protectedTYPO3\CMS\Extbase\Persistence\Generic\LazyObjectStorageprototypeobject (empty)relatedLinks =>protectedTYPO3\CMS\Extbase\Persistence\Generic\LazyObjectStorageprototypeobject (empty)sortingForeign =>protectedNULL type =>protected'0' (1 chars) keywords =>protected'' (0 chars) description =>protected'' (0 chars) falMedia =>protectedTYPO3\CMS\Extbase\Persistence\Generic\LazyObjectStorageprototypeobject (empty)falMediaPreviews =>protectedNULL falMediaNonPreviews =>protectedNULL internalurl =>protected'' (0 chars) externalurl =>protected'' (0 chars) istopnews =>protectedFALSE contentElements =>protectedTYPO3\CMS\Extbase\Persistence\Generic\LazyObjectStorageprototypeobject (empty)tags =>protectedTYPO3\CMS\Extbase\Persistence\Generic\LazyObjectStorageprototypeobject (empty)pathSegment =>protected'tiroltag-europaeisches-forum-alpbach' (36 chars) editlock =>protected0 (integer) importId =>protected'' (0 chars) importSource =>protected'' (0 chars) sorting =>protected1540 (integer) notes =>protected'' (0 chars) uid =>protected22736 (integer) _localizedUid =>protected22736 (integer)modified_languageUid =>protected0 (integer)modified_versionedUid =>protected22736 (integer)modifiedpid =>protected850 (integer)

Liebe Schwestern und Brüder!

Papst Franziskus hat uns Bischöfe anlässlich unseres letzten Ad-Limina-Besuchs vor eineinhalb Jahren eine Katechese über die Predigt gehalten. Diese dürfe nicht zu lang sein und müsse drei Punkte enthalten: Ein Bild, eine Erfahrung und einen Gedanken. Seither schweben diese Vorgaben immer über meinem Schreibtisch, wenn ich mich anschicke, eine Predigt zu halten. Alle drei Punkte zu berücksichtigen, schaffe ich fast nie, zwei durchaus – und das vorgegebene Zeitbudget von acht Minuten scheint schon etwas kurz bemessen zu sein. Auch für diese Predigt ist mir zunächst kein Bild eingefallen, so beginne ich mit einer Erfahrung, die ich vor einiger Zeit bei Pfarrvisitation machen durfte.

Selbstverständlich gehört zu einer Visitation die Begegnung mit den jungen Leuten dazu; gewöhnlich findet diese in großer Zahl und beispielsweise in einem Turnsaal statt. Dabei stellen diese jungen Menschen dann Fragen; diese beziehen sich fast immer auf die sogenannten „heißen Eisen“ in der katholischen Kirche. Ich begegne dann diesen Fragen, versuche so gut es geht ein wenig zu erklären, die heißen Eisen zumindest ein wenig abzukühlen. Mich beschleicht dabei immer der Gedanke: So ganz sind diese Fragen nicht die ihrigen, sie entstammen vielleicht mehr einer akademischen Diskussion im Religionsunterricht als ihren jeweils tatsächlichen Erfahrungen. So habe ich einmal, als wir uns schon diskutierend und argumentierend im Kreise drehten, einfach die Reset-Taste gedrückt: „Liebe junge Leute, ich habe auch eine Frage, die mir im Herzen brennt. Darf ich sie stellen?“ Ich durfte, und so fragte ich: „Mich interessiert ehrlichen Herzens, wie geht es euch wirklich?“  Darauf folgte Stille, sodass ich mich genötigt sah, weiterzusprechen. „Ich habe gehört, dass die Pandemie euch schwer zu schaffen machte.“ Wiederum Stille, in die hinein einer der Jugendlichen sagte: „Ja, das Handy ist kein Ersatz!“ Ich war bass erstaunt. So fragte ich weiter: „Was kann die Kirche für euch tun?“ Die nächste Überraschung: ein Raum der Stille möge sie sein, ein Ort, wo man sich aussprechen kann, ohne dass es die Runde macht.

Das waren die Wünsche dieser jungen Menschen. Das, liebe Schwestern und Brüder, waren, um es mit dem Jahresthema der heurigen Veranstaltungen zu sagen, „moments of truth“. Durchaus im zweifachen Wortsinn von „moments“, nämlich einmal als ein augenblickliches Aufblitzen, und dann in dem Sinne, wie man im Englischen mit „momentum“ ausdrückt: das Moment, der eigentliche Kern einer Sache. Wahrheit versteht man einmal allgemeingültig als Richtig- und Gerechtigkeit, aber darin allein erschöpft sich Wahrheit nicht; Wahrheit nährt sich aus einer inneren Quelle, welche das je eigene Gewissen genannt wird. Die ganz großen Themen des Lebens kommen ohne diese Rückbindung auf die je besondere Würde der Person nicht aus.

Damit bin ich schon beim zweiten Punkt meiner Predigt angelangt, den eine gute Predigt nach dem Heiligen Vater enthalten soll: beim Gedanken. Ich beziehe mich auf meine franziskanische Herkunft. Mir wurde die unverdiente Gnade zuteil, nach meiner Priesterweihe mich noch über acht Jahre hindurch in Rom den Studien zu widmen. Besonders habe ich mich mit einem hochmittelalterlichen Philosophen und Theologen aus der franziskanischen Familie beschäftigen können: Johannes Duns Scotus. Er trägt aufgrund seiner Scharfsinnigkeit den Beinamen „doctor subtilis“. Scotus hat sich sehr mit dem Erkennen beschäftigt. Gemeinhin galt damals das Prinzip: Als Erkenntnis kann nur das gelten, was sich als allgemeingültig erweist. Über weite Strecken der Lebenswirklichkeit ist das auch gut so. Aber die Frage bleibt: Wie sieht es mit Einzelerkenntnis aus? Alle großen Erfindungen waren zunächst Einzelerkenntnisse. Es gibt Intuition durch direkte Berührung; die Schau; „da ist es mir aufgegangen!“ Von diesen Fähigkeiten her bestimmt Scotus den Menschen. „Persona est ultima solitudo“ – die menschliche Person ist die letzte Einsamkeit, weil – und das ist die andere Seite der Medaille – jeder Mensch so einmalig einzigartig und als Ganzes nicht wiederholbar ist. In dieser Einzigartigkeit liegt auch die Fähigkeit der Transzendenz. Der Mensch als Person lernt viel durch das Nachgehen von Wegen, die andere vor ihm gegangen sind, aber dann gibt es Wegstücke, wie bei einer Gipfelbesteigung, die er/sie zur Überraschung aller allein zu gehen vermag.

Charles Taylor, der große Religionssoziologe, geht in seinem Monumentalwerk „A saecular age“ der Frage nach, warum der Mensch in so kurzer Zeit diese einzigartige Fähigkeit entwickelt hat, sich zu transzendieren, sich selbst zu übersteigen in Liebe auf ein Du hin; warum er gerade weil er einmalig ist doch andockfähig und ergänzungsbedürftig bleibt. Transzendenzfähig zu sein heißt auch den Überstieg auf ein göttliches Du zu wagen oder zumindest sich diesem Weg nicht schon a priori zu verschließen. Gott ist ein Gott der Überraschung, das ist meine Lebens- und Glaubenserfahrung.

An dieser Stelle ist mir bei der Vorbereitung doch noch der dritte Punkt gemäß päpstlichem Ratschlag eingefallen. Das Bild also: der Brotlaib. Brot ist ein Grundnahrungsmittel, das niemandem verwehrt werden soll. Jesus sagt von sich „Ich bin das Brot des Lebens“ – im Grunde auch für uns heute eine fast anstößig anmutende Aussage. Das Unverständnis ihr gegenüber bleibt bestehen, wenn dieses Wort Jesu nur im Sinne einer sozialen Ungerechtigkeit verstanden wird. Natürlich ist es auch Auftrag gegen den Hunger der Welt anzukämpfen und uns dagegen einzusetzen. Aber allein auf dieser Ebene begriffen verfehlen wir die Intention Jesu.

Wie die Brotrede zu verstehen ist, hat vor kurzem Eckhard Nordhofen in seinem Buch „Corpora“ eindrücklich dargestellt. Er weist darin auf einen eklatanten Übersetzungsfehler der vierten Vater-Unser-Bitte hin. Diese lautet ja bekanntlich „unser tägliches Brot gib uns heute“. Im griechischen Urtext des Neuen Testaments steht aber anstelle des „täglichen Brots“ ein gänzlich anderes Wort, nämlich „epioúsion“. Es kommt in der ganzen griechischen Kulturwelt nur dieses eine Mal vor, es ist ein Hapax legómenon, „einmal Gesagtes“, wie es in der Fachsprache heißt. Das bedeutet, hiermit wird eine neue Dimension eingeführt, etwas, das unsere normale Verständniswelt übersteigt. In der ersten Bibelübersetzung ins Lateinische wird vom Hl. Hieronymus richtig mit supersubstantialis „über die Substanz, das Natürliche hinausgehend“ übersetzt. Auf Deutsch müsste die vierte Vater-Unser-Bitte folglich so lauten: „Unser himmlisches Brot gib uns heute.“ Das entspricht auch dem soeben gehörten Evangelium, wenn Jesus sagt: „Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist.“ Jesus ist an keiner irdischen Not achtlos vorüber gegangen. Er hat geholfen, wo immer darum gebeten wurde. Das ist auch unsere Aufgabe. Aber er hat stets auch darauf verwiesen, dass in ihm jemand da ist, der mehr ist als alles irdisch Gute.

In der Neuzeit wurde eine Tendenz losgetreten, die bis in unsere Zeit Gültigkeit bekommt, nämlich Gott aus dem Spiel zu nehmen. Als der berühmte Mathematiker Laplace von Napoleon gefragt wurde, wo in seiner Auffassung des Sonnensystems Gott vorkomme, antwortete er: „Majestät, dieser Hypothese bedurfte ich nicht.“

Auf diese Weise hat sich für viele auch in unserer Zeit der Himmel verschlossen.

Neue Entdeckungen bergen in sich neue Herausforderungen: dazu braucht eine natürliche Intelligenz, seit geraumer Zeit auch künstliche Intelligenz, aber gerade auch eine theologische Intelligenz.

Amen!

EDS Logo

Ihr Browser oder dessen Version ist veraltet und diese Seite damit nicht darstellbar. Bitte besuchen Sie unsere Seite mit einem aktuellerem Web-Browser. Auf der Webseite browsehappy.com finden Sie eine Auswahl an aktuellen Web-Browsern und jeweils einen Link zu der Herstellerseite.