Tiefgläubig und offen für Andersdenkende

BIschof Hermann Glettler / Gebet im Dom St. Jakob / Innsbruck / 27.09.2017 / @Vanessa Weingartner-Rachlé/Diözese Innsbruck
SALZBURG (eds/kap-27.9.2017) / Der Salzburger Erzbischof Franz Lackner, der Hermann Glettler (52) aus seiner Zeit als Weihbischof in der Diözese Graz-Seckau kennt, freut sich mit der Diözese Innsbruck über die Ernennung des bisherigen Bischofsvikars und schätzt den „Künstlerbischof“ als „tiefgläubigen Priester“, der „von einer großen Offenheit in Fragen Kunst, Kultur und Andersdenkenden gegenüber“ geprägt sei. Auch Caritas-Präsident Michael Landau kenne Glettler als einen, „der Menschen, auch Menschen anderer Kulturen und Religionen, aktiv auf Augenhöhe begegnet“. Jakob Bürgler war als Diözesanadministrator seit der Sedisvakanz an der Spitze der Innsbrucker Diözese; ihm gebühre besonderer Dank für seine umsichtige Arbeit, so Lackner.Der Heiliger Stuhl gab die Ernennung des bisherigen Grazer Bischofsvikars am Mittwoch durch vatikanisches Presseamt bekannt.
"Ich will mit dem Gebet beginnen"
Mit einem „Gebet für und mit dem Bischof“ hat der neu ernannte Bischof von Innsbruck einen geistlichen Grundton für sein künftiges Wirken gesetzt: „Ich will mit dem Gebet beginnen“, sagte Hermann Glettler unmittelbar nach Bekanntgabe seiner Ernennung durch Papst Franziskus vor zahlreichen Gläubigen im Innsbrucker Dom. Die schlichte geistliche Feier endete mit einer berührend Geste: Gletter bat knieend vor dem Altar im Blick auf das berühmte Marienbild im Dom um das Gebet und den Segen für ihn und war dabei von den Gläubigen umringt, die ihm die Hände auflegten.
Seine Berufung zum Bischof entspreche ganz dem Paulus-Brief in dem es heißt, „dass Christus uns nicht aufgrund unserer Werke, sondern aufgrund seiner Gnade berufen hat“. In diesem Vertrauen wolle er seinen neuen Dienst in der Diözese aufnehmen. Gleichzeitig verwies Glettler auf sein Kernanliegen, das er bereits als Bischofsvikar für Evangelisation in der Diözese Graz-Seckau ausgeübt hat und erklärte: „Evangelisation ist nicht Propaganda, sondern ermöglicht die Begegnung mit Jesus Christus, der das Leben schenkt.“
Die Bischofsweihe wird am 2. Dezember um 12 Uhr im Innsbrucker Dom mit Erzbischof Franz Lackner stattfinden. Die Bischöfe Wilhelm Krautwaschl und Manfred Scheuer werden konsekrieren.
Schönborn, Scheuer, Krautwaschl und Weggefährten gratulieren
Für Kardinal Christoph Schönborn ist der designierte Innsbrucker Bischof Hermann Glettler ein "begnadeter Seelsorger mit großem Spürsinn für die sozialen und existenziellen Seiten des Lebens". Als Pfarrer von St. Andrä in Graz/Gries habe er ein "unglaubliches Talent gezeigt, die schwierige soziale Situation kreativ anzugehen und eine unglaublich lebendige Pfarre mitaufzubauen", sagte der Wiener Erzbischof und Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz im Interview mit Kathpress.
"Was Bischof Reinhold Stecher als 'Kirche im Vierfarbendruck' beschrieben hat, sehe ich in Hermann Glettler als einer farbigen und bunten Persönlichkeit verwirklicht", erklärte der Linzer Bischof Manfred Scheuer. Priester und Künstler zu sein mache Glettler "anschlussfähig in den Bereichen Kunst und Kultur sowie offen für das Gespräch mit Suchenden, Skeptiker und Zweiflern."
Freund der Menschen, der an Grenzen geht
Viel Lob aus der Diözese Graz-Seckau für den scheidenden Caritas-Bischofsvikar und künftigen Innsbrucker Bischof. Hermann Gletter werde "ab der ersten Minute ein offener und beherzter Bischof für die Menschen der Diözese Innsbruck". Das hat der steirische Bischof Wilhelm Krautwaschl Mittwochmittag in einer ersten Stellungnahme
Weggefährten aus Graz beschreiben den kunstaffinen Bischof als „Freund der Menschen“ (Alois Kölbl, Provisor im Pfarrverband St. Andrä und Karlau), der „an die Grenzen geht“ (Johannes Rauchenberger, Leiter des Kulturzentrums bei den Minoriten in Graz) und zwar „glaubwürdig, einladend, in einer unübersehbaren öffentlichen Präsenz und akzeptiert von einem äußerst breiten Spektrum öffentlicher Meinungen“.
Hermann Glettler wurde am 8. Jänner 1965 in Übelbach in der Steiermark geboren. Seine Schullaufbahn schloss er am Bischöflichen Seminar und Gymnasium in Graz ab. Die Maturareise führte ihn 1983 nach Frankreich, wo er in Paray le Monial zufällig an einem internationalen Jugendtreffen der Gemeinschaft Emmanuel teilnahm, der er seit 1987 angehört. Im Gespräch mit jungen Theologiestudenten hatte sich damals sein Wunsch verstärkt, Priester zu werden in einer Gemeinschaft, die mitten in der Gesellschaft von heute lebt, betet und arbeitet. Glettler studierte Theologie und Kunstgeschichte in Graz, Tübingen und München.
Am 23. Juni 1991 wurde Hermann Glettler zum Priester für die Diözese Graz-Seckau geweiht. Nach Kaplansjahren in Judenburg-St. Nikolaus und Wagna verbrachte er ein Fortbildungsjahr 1998/99 in St. Nicolas des Champs in Paris. Von 1999 bis 2016 war er Pfarrer im Pfarrverband Graz St. Andrä-Karlau. Als Pfarrer im kulturell und religiös vielfältigen Bezirk Gries engagierte er sich besonders auch für sozial Benachteiligte und Flüchtlinge. Er gehört der Kommission für den interreligiösen Dialog und der Kunstkommission der Diözese an. Zusätzlich zur Kunstvermittlung ist er auch als eigenständiger Künstler tätig. Seit einigen Jahren ist er Vorsitzender des Arbeitsausschusses des steirischen Priesterrates. Im September 2016 wurde er zum Bischofsvikar für Caritas und Evangelisation in der Diözese Graz-Seckau bestellt. Als Provisor leitet er die Pfarre Graz-Christus der Salvator.
Foto: Hermann Glettler stellt sich den Innsbrucker Gläubigen vor / FOTO: Diözese Innsbruck
Foto: Hermann Glettler beim Gebet im Innsbrucker Dom, umringt von den Gläubigen seiner zukünftigen Diözese / FOTO: Paul Wuthe / kathpress