Tief durchatmen

Zu Fuß, mit dem Fahrrad oder dem Bus den Alltag bestreiten – dazu ermutigt vom 18. bis 24. April „Tief durchatment“, die zweite Aktionswoche des Katholischen Familienverbandes. Einer, der das bereits jetzt nach Möglichkeit tut, ist Pfarrer Oswald Scherer.

Sandra Bernhofer

Salzburg. Oswald Scherer ist gerade aus dem Zug nach Innsbruck gestiegen. Er verzichtet wo es geht auf das Auto: „In meiner Situation ist das leider nicht immer einfach“, sagt der Pfarrer, schließlich betreut er drei Pfarren – Lend, Embach, Dienten – und zwischen diesen liegen viele Kilometer, Höhenmeter und ein nur mäßig ausgebautes Öffi-Netz. Seine Mutter, die 20 Kilometer entfernt wohnt, besuche er aber gerne mit dem Rad. Damit er künftig auch dienstlich unabhängiger vom Auto ist, will er bald ein E-Bike kaufen, für das Pfarrmitglieder Geld gesammelt haben. „Die Erde ausbeuten mag ich nicht gern und so kann ich auch etwas für meine Gesundheit tun“, sagt er.

Verheerende Auswirkungen auf das Klima

Wie Scherer denkt nicht jeder: Der weltweite Energiebedarf steigt und mit ihm die Kohlendioxid-Konzentration (CO2), die für den Treibhauseffekt und jährlich neue Temperaturrekorde verantwortlich ist. Trotz politischer Bekenntnisse und Übereinkünfte gelingt es nicht, die Erhöhung der Emissionen zu stoppen, was dazu führt, dass Städte wie Peking aufgrund der hohen Feinstaubbelastung „für menschliches Leben nicht geeignet“ sind, wie eine von der Regierung in Auftrag gegebene Studie zeigt. Von 2012 auf 2013 ist die weltweite CO2-Belastung so stark gestiegen wie seit 30 Jahren nicht mehr. Hauptverantwortlich dafür sind Industrie und Verkehr. Dass es auch anders geht, zeigen immer wieder kleine Projekte: etwa die autofreie Siedlung in Wien-Floridsdorf, die seit 1999 statt auf Parkplätze auf Gemeinschaftsräume setzt, oder Lieferdienste, die Fahrradanhänger für private Besorgungen vermieten.

Besonders viel Schaden richtet CO2 in der Atmosphäre an – 2,7-mal mehr als in Bodennähe. Flugreisen sind 35-mal schädlicher für das Klima als Bahnfahrten. Ein Billigflug ist damit nur vordergründig ein Schnäppchen – die ökologische Bilanz ist verheerend. Nicht zuletzt deswegen setzt Pfarrer Scherer auch im Urlaub auf das Fahrrad: Er erkundete bereits den Donauradweg, brach mit jungen Menschen zu einer Radwallfahrt anlässlich des Papstbesuchs in Mariazell auf, radelte von Graz nach Triest und stolperte dabei auch über manchen Ort, den er sonst vielleicht übersehen hätte, wie die Adelsberger Grotte in Slowenien. „Die kleinen Dinge entlang des Weges entgehen einem oft, wenn man mit dem Auto oder gar dem Flugzeug unterwegs ist, genauso wie die vielfältigen Begegnungen, die sich ergeben, wenn man einmal stehenbleibt, um zu plaudern“, sagt Scherer, dem das Radfahren liegt: „Man ist in der Natur unterwegs, spürt den eigenen Körper, ist nahe am wirklichen Leben dran. Gleichzeitig ist man schneller unterwegs als etwa beim Pilgern – und doch hat es etwas Spirituelles.“

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Kath. Familienverband, 0662/8047-1240, info-sbg@familie.at, www.familie.at

Rad fahren: Ein Beitrag zum Schutz der Schöpfung. Foto: Albrecht E. Arnold/pixelio.de

07.04.2016