Teilen spendet Zukunft

RB: Die Aktion Familienfasttag unterstützt jährlich mit rund 2,4 Millionen Euro Frauenprojekte in Afrika, Asien und Lateinamerika. Was macht die Aktion so erfolgreich?
Evi Oberhauser: Ich denke, dass der Familienfasttag deshalb schon so lange erfolgreich ist, weil sich die kfb-Frauen Österreichs mit den Frauen in den Ländern des Globalen Südens wirklich solidarisieren. Und das Engagement in den zahlreichen Hilfsprojekten ist großartig. So viele Frauen organisieren sich für und mit anderen Frauen.
RB: In ganz Österreich sind tausende kfb-Frauen für die Aktion Familienfasttag aktiv. Was motiviert die Frauen?
Oberhauser: Das Fundament sind unsere christlichen Werte. Ganz oben stehen dabei Nächstenliebe und Hilfsbereitschaft. Das Motto „Teilen spendet Zukunft“ machen die kfb-Frauen mit ihrem Einsatz und den Fastensuppenessen lebendig. „Frauen für Frauen“ – diese Kernbotschaft der Aktion hat sich in den 60 Jahren nie verändert. Unser Fokus ist nach wie vor Teilen und Frauen-Empowerment, also Frauen in allen Lebenslagen stärken, begleiten und unterstützen.
RB: Mit Spenden alleine ist es nicht getan. Was können wir, was können Frauen in Österreich,
konkret zu einer gerechten Welt beitragen?
Oberhauser: Zum einen unterstützen wir Frauen in unseren Projektländern darin, Zu-gang zu Bildung zu erhalten, ein eigenes Einkommen zu schaffen, ihre Rechte kennen zu lernen und einzufordern. Heuer steht Kolumbien im Vordergrund. Krieg, Gewalt und Drogenhandel prägen den Alltag der Kolumbianerinnen. Unsere Projektpartnerinnen von „Vamos Mujer“ und „Corporacion Vinculos“ ermutigen sie, als Friedensaktivistinnen tätig zu werden: Damit Mädchen und Frauen endlich gewaltfrei leben können und die Opfer ihre Würde wieder finden. Das andere ist, dass wir in den Ländern des Nordens auch unseren eigenen Lebensstil infrage stellen müssen. Teilen heißt hergeben, selbst einfacher leben. Es geht um einen Lebensstil, der einen gemäßigten Umgang mit Ressourcen und die Menschenrechte wahrt.
RB: Was bedeutet die Aktion Familienfasttag für Sie ganz persönlich?
Oberhauser: Mich bewegt immer wieder wie die Frauen der kfb-Basis den Familienfasttag gestalten und nicht müde werden, Suppenessen zu veranstalten. Als stellvertretende Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung Österreichs bin ich ja zuständig für die Aktion Familienfasttag. Persönlich sehr geprägt hat mich vor einigen Jahren eine Sensibilisierungsreise nach Nordostindien. Ich habe hautnah erlebt wie unsere Spendengelder Hilfe zur Selbsthilfe ermöglichen. Ein lebenswerterer Alltag für die Frauen ist Realität geworden.
Foto (kfbÖ/Erich Leonhard): Evi Oberhauser ist derzeit stellvertretende Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung Österreichs und zuständig für den Familienfasttag. Das Erfolgsrezept der Aktion schreiben die kfb-Frauen in den Pfarren, ist die Kitzbühlerin überzeugt. „Sie organisieren Jahr für Jahr die Fastensuppenessen und solidarisieren sich so mit den Frauen in Afrika, Asien und Lateinamerika.“
Hirtenwort
Liebe Schwestern und Brüder!
Jesus hat uns die Seligpreisungen als Wegweisung und Auftrag gegeben. Als siebte Seligpreisung sagt uns Jesus einen Satz, der genau das Anliegen des diesjährigen Familienfasttages der Katholischen Frauenbewegung trifft: „Selig, die Frieden stiften; denn sie werden Kinder Gottes genannt werden“ (Mt 5,9). Wir sollten nicht nur darauf warten, dass Friede kommt, sondern wir müssen aktiv daran arbeiten, ihn zu verwirklichen. Dass Friede gestiftet wird, ist unsere Verantwortung – und Jesus preist uns selig, wenn wir das tun.
Papst Benedikt XVI schrieb in seinem Buch „Jesus von Nazareth“: „Dass Friede sei auf der Erde (Lk 2,14), ist Wille Gottes und so zugleich ein Auftrag an den Menschen.“ Wir können diesen Auftrag, Frieden zu bringen, durch unsere Teilnahme an den Aktion Familienfasttag unterstützen. Die Voraussetzungen für Frieden sind Wahrheit, Ge-rechtigkeit, Versöhnung und Vergebung.
Die Katholische Frauenbewegung hat zwei Partnerorganisationen in Kolumbien ausgesucht, die diesen Voraussetzungen entsprechen und sich für Frieden und Gewaltlosigkeit einsetzen. Das Motto von „Vamos Mujer“, einer der Organisationen, drückt dies prägnant aus: „Wir Frauen wählen den Frieden – für ein würdiges Leben“.
Seit 60 Jahren unterstützt die Katholische Frauenbewegung mit dem Familienfasttag Projekte für Gerechtigkeit und Frieden. In Namen der Erzdiözese bedanke ich mich für euer Engagement, der Welt ein christliches Antlitz zu geben. Vergelt´s Gott!
Erzbischof Franz Lackner