Sonntagsallianz feierte 1702 Jahre „freier Sonntag“ mit Diskussionsrunde

SALZBURG (eds) / Die Salzburger „Allianz für den freien Sonntag“ lud am Montag zur Diskussion ins Müllner Bräu ein. Anlässlich seines mehr als 1700-jährigen Bestehens wurde über den Stellenwert des freien Sonntags für die Gesellschaft gesprochen. Die von der Betriebsseelsorge der Erzdiözese Salzburg und der GPA organisierte Veranstaltung stand unter dem Titel „Überlebensfrage Sonntag“. Elisabeth Mayer, Sprecherin der Allianz für den freien Sonntag in Salzburg und Präsidentin der Katholischen Aktion Salzburg, betonte: „Wir verteidigen den freien Sonntag gegen Menschen, die unbedingt am Sonntag einkaufen wollen. Was sie nämlich nicht bedenken: Wenn der Handel offen hat, wird auch von anderen Berufsgruppen erwartet, dass sie arbeiten.“ Die Konsequenz wäre etwa mehr benötigte Kinderbetreuung und das Ende des Lkw-Sonntagsfahrverbots, also eine Umweltbelastung.
„Wer Sonntagsarbeit sät, wird Sonntagsarbeiten ernten“, so Mayers Fazit. „Außerdem, der Kühlschrank ist bereits erfunden. Warum man Lebensmittel am Sonntag einkaufen muss, ist mir ein Rätsel!“
Weiters diskutierten mit dem Publikum Philipp Kuhlmann, Österreich-Sprecher der Allianz für den freien Sonntag, Birgit Artner, Leiterin der Arbeitspsychologie des Arbeitsmedizinischen Dienstes Salzburg, Fred Luks, Forscher, Autor, Redner und Michael Huber, gewerkschaftlicher Sprecher der „Allianz für den freien Sonntag“ Salzburg.
Huber erinnerte an die erste Entscheidung für den freien Sonntag in dieser Form vor 1702 Jahren: „Am 7. März 321 erklärte Kaiser Konstantin per Edikt für das ganze römische Reich den Sonntag als Ruhetag!“ Mayer ergänzte, der Ruhetag im Sieben-Tage-Rhythmus sei sogar noch älter. „In der Bibel steht, dass Gott am siebenten Tag ruhte. Ein anderer als der gewohnte Rhythmus tut dem Menschen nicht gut. Jeder Mensch braucht für sein Wohlbefinden eine selbstbestimmte Zeit.“
Kuhlmann betonte, es brauche die Sonntagsallianz, „weil der freie Sonntag laufend angegriffen wird“. Es gebe immer mehr Tourismuszonen, in denen der Handel am Sonntag offen habe. „Wer, wenn nicht wir, hält dagegen?“ Der freie Sonntag sei wichtig für die Feuerwehren und für Vereine sowie für die Familien. „Es geht nicht, dass einer am Montag die Feuerwehrübung macht und einer am nächsten Tag. Da steht auch die Sicherheit Österreichs am Prüfstand!“ Zudem werde der Jugend oft vorgeworfen, nicht mehr arbeiten zu wollen. „Die Jugend ist nicht faul, aber sie hat andere Werte! Wenn ich meine eigene Gesundheit höher einstufe, als viel zu arbeiten, sehe ich das positiv. Viele wollen einfach Freude an der Arbeit, aber ob unsere Wirtschaft das bieten kann, ist fraglich.“ Kuhlmann wies auch auf Umfragen unter Handelsangestellten hin. „Regelmäßig geben 95 bis 97 Prozent an, dass sie am Sonntag frei haben möchten. Dafür setzen wir uns ein. Im Handel arbeiten mehr als eine halbe Million Menschen. Wenn die am Sonntag arbeiten müssten, das würde unsere Gesellschaft verändern!“ Darüber hinaus gibt es in vielen Bereichen Zuschläge bei Sonntagsarbeit. „Wäre Sonntagsarbeit normal, würden diese Zuschläge unter Druck kommen und langfristig wahrscheinlich wegfallen“, erklärte er.
Für Luks ist der freie Sonntag eine kulturelle Errungenschaft. „Sich vorzustellen, dass es in einer Gesellschaft keine gemeinsame Auszeit gibt, das wäre eine Katastrophe!“ Er rief dazu auf, Zeiträume in der Gesellschaft zu verteidigen, in denen nicht gearbeitet wird. „Es ist ein Riesenunterschied, ob ich allein frei habe oder mit vielen anderen – Stichwort Familie und Vereine.“ Es finde eine Beruhigung des Lebens statt. „Wir müssen aufpassen, dass man nicht ständig erreichbar ist, das ist eine Gefahr bei Firmenhandys. Viele Unternehmen unterbinden das bereits und schalten die Geräte am Sonntag aus, wegen der Gesundheit der Beschäftigten“, unterstrich Luks den Stellenwert für die Gesundheit.
Artner ergänzte: „Regelmäßige Erholung ist wichtig, das zeigt die hohe Anzahl an Burn-out-Erkrankungen. Ob der Körper weiß, ob heute Sonntag ist, bleibt dahingestellt, aber ich glaube schon, dass der Erholungswert größer ist, wenn viele andere auch frei haben.“ Infos: www.freiersonntag.at