„Sind auf dem richtigen Weg“

Salzburg. „Wir sind in Rom zusammengekommen, um Samen zu säen. Am Ende der Synode stand nicht das Ernten“, betonte Erzbischof Roque Paloschi. Deshalb kehre er gestärkt in seine Diözese in Brasilien zurück. Welche Schritte folgen müssen, skizzierte der Amazonas-Bischof im Rupertusblatt-Gespräch. Als Präsident des Indigenen-Missionsrats CIMI ging er auch auf die Situation der Indios ein. „Präsident Jair Bolsonaro verbreitet Hass und fördert mit seiner barbarischen Sprache Gewalt.“
Auf die Bitte, die Amazonien-Synode zusammenzufassen, findet Erzbischof Paloschi folgende Worte: Geschwisterlichkeit, Offenheit, Freude und Spontanität. „Dabei vermittelte die permanente Präsenz des Papstes: Er hört den Schrei der Armen. Er hört den Schrei Amazoniens.“ Das 31-seitige Synodenschlusspapier enthält 21 Punkte. „Die großen Themen sind drinnen.“ Ganz zentral für Bischof Paloschi: Die Selbstverpflichtung der Kirche gegenüber der Ökologie, dem gemeinsamen Haus und den unterdrückten Völkern. Die biblische Schöpfung habe Schaden genommen. Die entscheidenden Fragen seien jetzt: Welches Haus hinterlassen wir? Wie ist ein gutes Leben für alle möglich?
„Die Synode zeigte: Wir dürfen uns nicht verschließen. Wir brauchen eine Kirche, die den Geist offen hält und bei den Menschen vor Ort ist. Die Ängste, Sorgen und Freuden der Menschen sind auch jene der Kirche. Wenn das kirchliches Programm ist, dann ist es der richtige Weg .“
Der Erzbischof verweist auf den Aufruf zur ganzheitlichen Umkehr. Die Rede ist von vier Arten der Bekehrung: pastoral, ökologisch, kulturell und synodal. Eine klare Absage erhalte dabei die Evangelisierung im Kolonialstil. Es gehe dabei nicht um das „Drüberstülpen“ einer Kultur über die andere, sondern um das Nachspüren der Präsenz Gottes und die Begegnung mit der Vielfalt an amazonischen Völkern auf Augenhöhe. Der „ganz große Beitrag des Papstes aus Lateinamerika“ ist die Umkehr zur synodalen Erfahrung, einer Kirche, geprägt vom gegenseitigen Zuhören, hält Paloschi fest.
Prozess geht weiter – Türen sind nicht zu
Unter dem Titel „Eucharistie als Quelle und Höhepunkt der synodalen Kommunion“ befürwortet die Synode die Priesterweihe verheirateter Diakone, wobei der Ausdruck „Viri probati“ vermieden wird. Der Artikel zu den verheirateten Priestern erhielt den meisten Gegenwind – 41 Nein-Stimmen. „Aber auch dieser Punkt“, so Paloschi, habe die notwendige Zweidrittel-Mehrheit erhalten. „Alleine durch uns 110 stimmberechigte Amazonas-Bischöfe konnte diese Mehrheit gar nicht zustande gekommen. Damit wird noch einmal klar: Die Anliegen betreffen nicht nur Amazonien, sondern die Weltkirche.“ Äußerst vorsichtig gibt sich das Dokument mit dem Diakonat der Frau. Doch Paloschi ist überzeugt, dass die Synode und die Arbeitsgruppen etwas in Gang gesetzt haben. „Die Türen sind nicht zu.“ Insgesamt gelte: „Vieles passiert nicht schnell, sondern braucht Zeit. Wir sind nicht mit fertigen Antworten aus Rom weg.“
Das nachsynodale Schreiben von Papst Franziskus erhofft sich Dom Roque noch vor Jahresende – „damit der Prozess nicht einfriert“. Darüber hinaus gehe es nun um die Entwicklung der Umkehr-Wege für die Praxis. „Auf nationaler Ebene in den Bischofskonferenzen, im lateinamerikanischen Bischofsrat (CELAM) und im nachsynodalen Rat“, erklärt Paloschi, der wie Bischof Erwin Kräutler in diese Kommission gewählt wurde.
Landraub bedroht indigene Völker
Sehr positiv bewertet Erzbischof Roque Paloschi, dass bei der Synode die Indigenen selbst zu Wort kamen. Sie benannten Themen, die sonst so nicht auf der Agenda gestanden hätten. Paloschi ist Präsident des Indigenen-Missionsrats CIMI der Brasilianischen Bischofskonferenz. In dieser Funktion machte er auf die Verschlechterungen seit dem Amtsantritt Jair Bolsonaros aufmerksam: Zwar garantiere die Verfassung Brasiliens das Recht der Indigenen auf ihr angestammtes Land. Doch die Gebietsverletzungen nehmen zu. Heuer sind schon 160 Fälle illegalen Eindringens dokumentiert. 2018 wurden 135 Indigene getötet, 2017 waren es 110. Bolsonaros Regierung stelle zudem weitere Abholzungen zugunsten von Bergbau und Landwirtschaft in Aussicht. „Präsident Bolsonaro hat keinen Respekt gegenüber den indigenen Völkern. Seine Hassreden fördern Gewalt“, ist Erzbischof Paloschi besorgt.
Zur Person
Roque Paloschi (63) ist Erzbischof von Porto Velho im brasilianischen Bundesstaat Rondonia. Seit 2015 ist Dom Roque Nachfolger von Bischof Erwin Kräutler als Präsident des CIMI, dem Indigenen-Missionsrat der Brasilianischen Bischofskonferenz. Paloschi ist zudem Mitglied von REPAM (Kirchliches Netzwerk für Pan-Amazonien). Der Erzbischof Paloschi war aktiv an der Vorbereitung der Amazoniensynode beteiligt und ist jetzt auch Mitglied des nachsynodalen Rates. Mit der Erzdiözese Salzburg ist er über Sei So Frei, der entwicklungspolitischen Aktion der Katholischen Männerbewegung, verbunden.
Foto: Erzbischof Roque Paloschi kam direkt aus Rom zur Tagung nach St. Virgil und sagte: „Der synodale Prozess ist nicht zu Ende, es geht jetzt um die Entwicklung von Umkehr-Wegen.“
Foto: RB/ibu