Sie brennt für die Schule
Hallein. Die Modeschule Hallein macht österreichweit eine gute Figur. Wesentlich dazu beigetragen hat Michaela Joeris. Als Direktorin hat sie das Haus zum Kompetenzzentrum für Mode, Kreativität, Design und Styling ausgebaut. Mit ihrem Team hat sie vor acht Jahren „diesen Stein ins Rollen gebracht“, wie sie es selbst formuliert. Jetzt übergibt sie die Leitung „mit einem lachenden und weinenden Auge“. Der Salzburger Bildungslandschaft bleibt sie aber erhalten, verrät sie im Rupertusblatt-Gespräch.
„Wer Visionen hat, braucht einen Arzt.“ Dieses (angebliche) Zitat eines ehemaligen Bundeskanzlers hatte Michaela Joeris bestimmt nicht im Kopf, als sie die Geschicke der Katholischen Privatschule übernahm. Sie ist vor acht Jahren mit der Vision „Modeschule 2020“ angetreten. „Damals standen wir vor einem Wendepunkt. Es war klar: Wir müssen uns anders aufstellen, um als Katholische Privatschule mittelfristig eine Zukunft zu haben. Das heißt, es braucht eine gewisse Anzahl an Schülerinnen und Schülern, um den Standort wirtschaftlich gut führen zu können.“ Zurücklehnen sei keine Option gewesen, vielmehr habe sie eine Frage angetrieben: Was passt zu unserer Kernkompetenz noch gut dazu?
Zwei neue Schulformen entwickelt
Die Antwort war neben dem Modezweig die Entwicklung zweier neuer Schulformen: die Höhere Lehranstalt für Hairstyling, Visagistik und Maskenbildnerei und das berufsbegleitende Modekolleg mit dem Fokus auf Nachhaltigkeit – beides österreichweit einzigartig. Viertes Standbein ist mittlerweile die Erwachsenenbildung. „Wir haben Kurse für Privatpersonen und genauso für Modeunternehmen, die ihre Mitarbeitenden zum Beispiel weiterbilden, damit diese Entwürfe mit einem Grafikprogramm umsetzen können“, sagt Joeris, die zusammenfasst: „Egal ob Jugendlicher oder Erwachsene: Wir bieten für alle etwas, die sich in den Bereichen Mode, Hairstyling, Make-up oder Design aus- oder weiterbilden möchten.“
Die Kooperation mit der Wirtschaft und die Praxistauglichkeit seien dabei gewünscht. So haben die Kollegstudierenden aktuell mit einem großen Unternehmen eine nachhaltige Sportkollektion geplant und umgesetzt. Die ersten T-Shirts sind schon im Handel.
Schülerzahlen am Standort verdoppelt
Die Halleiner Schwestern Franziskanerinnen (HSF) haben die Bildungsstätte gegründet und geprägt – vor einigen Jahren übernahm die Erzdiözese die Schulerhalterschaft. Die Tradition des Unterrichtens setzt bis heute Schwester Christiane Hummel fort. „Sie leitet das Warenlager und ist die gute Seele“, erzählt Joeris. Sie hält fest, dass nach wie vor der franziskanische Geist in Hallein wehe und die Aktivitäten des Schulpastoral-Teams sehr geschätzt werden. „Die jungen Leute verbringen so viel Zeit in der Schule. Wir möchten den bestmöglichen Lebensraum für sie schaffen, sie sollen ihre Persönlichkeit entfalten können.“ Das sei gemeinsam mit der zukunftsorientierten und fachlich fundierten Berufsausbildung der Ansatz, an dem sich alle orientieren. Der Weg stimmt, das zeigen alleine die Schülerzahlen, die sich in den vergangenen Jahren von 200 auf 400 verdoppelten.
Die herausfordernden Coronawochen hat die Schulgemeinschaft gut gemeistert. Besonders groß ist die Freude bei der Noch-Direktorin über ihre Absolventinnen und Absolventen. Neben der Mode haben auch die beiden neuen Schulformen ihre ersten Abschlussjahrgänge hervorgebracht. Sie werden in alle möglichen Richtungen der Mode- und Stylingwelt ausschwärmen. „Einer unserer ehemaligen Schüler ist zu Stardesignerin Vivienne Westwood in London gegangen, andere starten ihr eigenes Label oder studieren an einer internationalen Modeschule“, zählt Joeris einige Beispiele aus der Vergangenheit auf.
Nachfolge verspricht erfolgreiche Zukunft
Noch bis Ende Juni ist Joeris Direktorin. „Das Leben im Haus wird mir definitiv fehlen, die Menschen sind mir sehr ans Herz gewachsen“, sagt die Pädagogin, die vom Lehrerinnen-Dasein regelrecht schwärmt: „In keinem anderen Beruf hast du dieses unmittelbare Feedback wie in der Schule. Das ist unglaublich schön. Es ist so wichtig, dass die Lehrpersonen für das was sie tun, brennen. Es geht darum, den Schülern fachlich etwas mitzugeben, aber auch menschlich.“ Dass genau das in Hallein weiter geschieht, davon ist sie überzeugt: „Der Abschied fällt mir leichter, seitdem ich weiß, dass Elke Austerhuber die Leitung übernimmt. Sie ist eine Fachfrau in Sachen Pädagogik, Wirtschaft, Entrepreneurship und Internationalisierung.“
Michaela Joeris wechselt als schulische Qualitätsmanagerin in die Bildungsdirektion Salzburg. „Ich bin dann für rund 30 Schulen zuständig und unterstütze die Standorte in ihrer Entwicklung“, umreißt sie ihre Aufgabe. In ihre Bildungsregion fällt Hallein. Sie werde also schon berufswegen weiter ein Auge auf die Modeschule haben.
Foto1: Elke Austerhuber übernimmt mit Juli die Leitung der Modeschule Hallein von Michaela Joeris.
Foto2: Abschieds- und Antrittsbesuch der bisherigen und der künftigen Direktorin: Elke Austerhuber (2. v. l.), Michaela Joeris mit Anton Lettner, Leiter des Amts für Schule und Bildung der Erzdiözese, bei Erzbischof Franz Lackner.
Fotos: RB/eds/Modeschule