Selbstverständlich ist nichts

Danksagen. Oft vergessen Kinder und Eltern im Getriebe des Alltags einer Familie darauf. Der Muttertag erinnert die gebürtige Thierseerin Daniela Pfennig daran, grundsätzlich über Dankbarkeit und Wertschätzung zwischen Mutter und Kind nachzudenken. Auch, wenn es nicht immer funktioniert.
Selbstverständlich ist nichts. Das haben uns die vergangenen Wochen nachhaltig vor Augen geführt. Haben Sie sich vielleicht auch im Alltag ertappt, dass Sie manches anders schätzen oder Ihnen nun öfter ein Danke über die Lippen kommt? Kennen Sie die erwartungsvollen Blicke, wenn ein Erwachsener einem Kind etwas gibt und – auch wenn es noch kaum reden kann – ein Danke verlangt? Nimmt man sich das als Erwachsener wieder zu Herzen, lenkt das die Aufmerksamkeit auf das Wesentliche im Leben.
Es gibt unglaublich viel, wofür man dankbar sein kann. Das macht das Leben auch positiver. Man interessiert und begeistert sich für Neues, Zufriedenheit, Freude und Stolz mehren sich. So, wie wenn man schwanger ist, und plötzlich nur noch Frauen mit dickem Bauch oder Kinderwagen sieht. Dankbarkeit bereichert, gibt eine positive Wendung, macht glücklicher und achtsamer. Man nimmt plötzlich Stärken von Mitmenschen besser wahr. Und: kann auch Vorbild für Kinder sein und ihr Danke-Sagen fördern. Aber wie geht das gerade in einer Zeit, die von Ablenkungen und Selbstverständlichkeiten geprägt ist?
Jeder hört gerne ein Danke
Nicht nur Mamas hören gerne ein Danke. Ich beobachte, dass man gegenwärtig aus der Reihe tanzt, wenn man sich bedankt, lobt und anerkennt. Gerade für Kleinigkeiten. Und doch ist es eben nicht selbstverständlich, dass der Partner die Spülmaschine ausräumt, bevor er ins Büro fährt, oder Oma bei den Kindern einspringt. Danke-Sagen erfordert Fingerspitzengefühl, damit es ehrlich ankommt und nicht inflationär wird. Nur so kann es die Beziehung stärken.
Ehrlich, nicht inflationär
Wenn man eigene Kinder hat, verschieben sich die Perspektiven. Es gibt noch mehr, wofür man dankbar ist: für ihre Gesundheit und die eigene, für das Lachen, das gemeinsame Staunen, für das, was zurückkommt. Kinder zeigen uns, worauf es ankommt. Durch sie erleben wir eine einzigartige Bindung. Natürlich ist für jede Mama das eigene Kind ein „Geschenk“, aber diese Jahre sind auch harte Arbeit – nicht nur in Zeiten von Ausgangssperren und Heimschule. Kein Wunder, dass Mütter nicht nur am Muttertag gerne ein Danke hören. Und das ist richtig. Weil es so viele Gründe für ein kleines oder großes Danke gibt.
Daniela Pfennig ist Redakteurin für den Tiroler Teil der Erzdiözese und Mutter von Finnian (1 Jahr), Livia (3 Jahre) und Jonas (4 Jahre).
Dieser Text erschien im Rupertusblatt (Nr.19/2020). Jetzt bis Pfingsten kostenlos die Wochenzeitung der Erzdiözese Salzburg als ePaper lesen: <link http: www.meinekirchenzeitung.at>www.meinekirchenzeitung.at
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