Kinder haben ein Recht auf Schule. In Österreich ist das selbstverständlich. Im Libanon ist Migranten- und Flüchtlingskindern der Zugang zu Bildung oft versperrt. Doch in der Vorschule Beth Aleph in der Hauptstadt Beirut erhalten sie eine Chance. Die Caritas Salzburg unterstützt dieses einzigartige Projekt.
Salzburg/Beirut. Die Mütter kommen aus Bangladesch, Sri Lanka, Äthiopien oder den Philippinen. Sie sind als Hausmädchen in den Libanon geholt worden. Kaum eine mittelständische libanesische Familie kommt ohne ihr „house maid“ aus. Die Realität für die Frauen ist meist ein Alptraum aus Arbeitstagen von 14 und mehr Stunden, physischer und psychischer Missbrauch, Schlafentzug und Essensentzug. Wer dieser modernen Sklaverei und dem Arbeitgeber entkommen kann, ist zwar frei, lebt aber von nun an illegal im Land. Bei Khadijas Mutter ist das der Fall. Das fünfjährige, im Libanon geborene Mädchen, hat ebenfalls keine offiziellen Dokumente. Das führt dazu, dass es in keiner libanesischen Schule eingeschrieben werden kann.
Zufluchtsort und (Lern)Paradies für Kinder
Im Vorschulprojekt Beth Aleph ist Khadija willkommen. In diesem geschützten Raum meistert sie spielerisch die ersten Schreib- und Rechenversuche. Ziel ist es, sie und die weiteren 97 Mädchen und Buben für das öffentliche Schulsystem fit zu machen. „Die Zeit in Beth Aleph wird auch dazu genützt, die bürokratischen Hürden zu überwinden, also die fehlenden Papiere zu organisieren“, erklärt Stefan Maier, Leiter der Caritas-Auslandshilfe in Salzburg. Er kennt die prekären Wohnverhältnisse von Migranten- und Flüchtlingsfamilien im Zedernstaat. „Die Kinder kommen oft hungrig zu Beth Aleph. Das warme Mittagessen hier ist für viele die einzige richtige Mahlzeit am Tag.“ Das kann Sozialarbeiterin Joelle Cherfane nur unterstreichen. Beth Aleph sei wie ein Paradies für die Kleinen. Ohne diesen Zufluchtsort wären sie tagsüber sich selbst überlassen, da die Eltern mit irgendwelchen Gelegenheitsjobs für das Überleben kämpfen. „Die Kinder bleiben eingesperrt zurück oder spielen unbeaufsichtigt auf der Straße – ohne Chance auf Bildung.“
Hintergrund
Ausstellung „Beschützt und geborgen – Zuflucht für Kinder in Krisenregionen“. Nahost-Koordinator Stefan Maier ist mit dem Fotografen Philipp Benedikt in den Libanon zu Caritas-Projekten wie Beth Aleph gereist. Das Ergebnis ist eine eindrucksvolle Fotoserie – zu sehen bis 31. Jänner im Salzburger Spielzeug Museum.
Im Februar lenkt die Caritas den Blick auf die Not von Kindern und die Möglichkeit, etwas zu verbessern. Das Rupertusblatt berichtet über die Schwerpunkte im Nahen Osten. Nächste Woche zeigen wir wie ein Schulfrühstück das Leben von sudanesischen Kindern in Kairo veränderte.