Rupert & Virgil
Liebe Schwestern und Brüder!
Wir begehen dieses Fest heute im besonderen Gedenken an Bischof Virgil, der heute vor 1250 die erste Kathedrale an diesem Ort weihte. Es sind heute Gäste aus der Pfarre Aghaboe hier, in der er einst Abt war.
Dear friends, Reverend Father Maher! We welcome you to our town and to our church. This cathedral that stands on the spot, where Saint Fearghal consecrated the first basilica one thousand two hundred and fifty years ago.
Our connection to Ireland is as strong as it is enduring. Today, we will hear the sound of the Irish bagpipes during the Offertory, played by Simon Pfisterer from Bavaria, who has been educated in Limerick.
For fifty years, there has been friendship between your parish and our diocese. Your presence is a strong reminder of this friendship. We are very happy to have you here today, and we wish you and the parish of Aghaboe God’s blessings.
Es fügt sich also gut, dass wir am Fest unserer Gründungsheiligen nicht wie gewöhnlich den Heiligen Rupert in besonderer Weise – wie man bei uns zu Hause sagte – auspredigen, sondern den Gründer der ersten Domkirche im Jahre 774, den Heiligen Virgil. Er kam aus Irland, wahrscheinlich entstammte er wie auch Rupert dem Adel. Was die Zeitgenossen an ihm bewunderten, war nicht etwa ein hoheitsvolles Auftreten, sondern seine umfassende Bildung und Gelehrsamkeit. Virgil, in Irland Fearghal genannt, war Mönch im berühmten Kloster Iona auf der gleichnamigen Insel vor der schottischen Küste, welches er später auch als Abt geleitet hat. Von dort brach er mit einigen Gefährten auf zur peregrinatio pro Christo, zur Wanderschaft um Christi Willen, auf das europäische Festland.
In dieser christlichen Frühzeit lebte man im Bewusstsein ein mártys, zu Deutsch ein Märtyrer, also ein Zeuge zu sein. Dies konnte auf verschiedene Weisen geschehen, denen heute in der Liturgie unterschiedliche Farben zugeordnet werden. Die ultimative Form war, für den Glauben das Leben hinzugeben – dafür steht die rote Farbe. Engelbert Kolland, ein Franziskaner aus unserer Erzdiözese, wird am 20. Oktober aufgrund seines Lebensopfers in Rom heiliggesprochen.
Nicht in allen Zeiten wurden Christen um des Glaubens wegen mit dem Tod bedroht. Dennoch braucht es entschiedene Christusnachfolge. Dem will das grüne Martyrium entsprechen; dieses Zeugnis gibt der Mönch, der sich von der Welt lossagt, sein Leben Gott weiht und stellvertretend für das ganze Volk betet und fastet. Mit dem beginnenden Mittelalter entdeckte man das grüne Martyrium; die Mission, das Evangelium verkündigend auf Wanderschaft zu gehen.
An dieser Stelle sollen wir uns fragen, auf welche Weise wir in unserer Zeit Zeugnis geben sollen für das Evangelium; welche Art Martyrium wird uns zugemutet? Es kann nicht sein, dass Christusnachfolge in dieser Zeit nichts kostet und nichts verlangt.
Interessant ist auch die Überlegung, welche Farbe am passendsten wäre? Ich meine, es würde eine Kombination von drei Farben sein. Ein Hauch von Rot müsste durchschimmern. Der Glaube lebt vom Opfer und das Leben selbst auch. In einer Zeit der schier unendlichen Möglichkeiten sind, wie Umfragen immer wieder bestätigen, die Menschen nicht glücklicher. Selbst das Wundermittel Geld vermag nicht das zu geben, wonach der Mensch sich in seinem Innersten sehnt. Der steinreiche Aristoteles Onassis hat diesbezüglich eine bemerkenswerte Aussage getätigt: „Wer sagt, dass Geld glücklich macht, beweist nur, dass er nie eines hatte.“
Das Individuelle erlebt in unseren Tagen geradezu eine Hochsaison. „Individuum est ineffabile“, das Individuum ist unaussprechbar, weil nicht ausschöpfbar. Der Satz stammt aus dem Mittelalter, aber heutzutage wird er, was das Religiöse betrifft, geradezu zelebriert. Das bringt naturgemäß auch Schwierigkeiten hervor, es besteht die Gefahr Egoismen zu verfallen. Darum braucht es als Gegengewicht die Besinnung auf das Mönchische. Da ist uns in Salzburg eine gute Spur gelegt. Rupert, Virgil und Erentrudis entstammen dieser mönchischen Tradition; seit Jahrhunderten wird bezeugt, dass das Individuelle und das Gemeinsame zwei kommunizierende Gefäße sind. Das Weiß des Mönchtums müsste also in unserer Farbenkombination so etwas wie die Grundierung sein.
Nun zum Grün der Wanderschaft. In unserem Farbbild muss Grün prominent vertreten sein. Was das Unterwegssein betrifft, sind wir gut. Wir sind ja fast ständig auf Reisen. Die Frage ist nur, zu welchem Zwecke? Der Heilige Virgil verließ sein Heimatland um des Evangeliums willen.
Im Evangelium am heutigen Festtag haben wir gehört, wie Jesus spricht: „Was ich gesagt habe, habe ich nicht aus mir selbst, sondern der Vater, der mich gesandt hat, hat mir aufgetragen, was ich sagen und reden soll.“ Jesus wollte nichts aus sich selbst heraus tun. Er wusste sich gesandt vom Vater. Er lebte und wirkte aus dieser Sendung. Das müsste in letzter Konsequenz auch unser Verständnis von Kirche, von Mission oder, wie wir sagen, von der missionarischen Pastoral sein.
Liebe Schwestern und Brüder, das ist die evangelische Strahlkraft. Licht vom Licht, das wir nicht aus selbst zu sein vermögen. Unsere Gründungsheiligen, Rupert, Virgil und Erentrudis waren in diesem Sinne Licht; in diesem Licht fanden sie den Weg zu den Menschen, um zu helfen, wo Not war, um zu trösten, wo Trauer herrschte, um das Evangelium vom menschenfreundlichen Gott zu verkünden. Für ihr Wirken sagen wir dank und behalten sie in liebender Erinnerung.
Ich möchte zur Ehre unserer Gäste aus der Heimat des Heiligen Virgil oder – vielleicht heute passender – des Heiligen Fearghal mit einem Gebet schließen; er hat vor 1250 Jahren hier an dieser Stelle den ersten Dom konsekriert und dazu am Vorabend zum 24. September die Gebeine des in Worms verstorbenen Heiligen Rupert in die neu gebaute Kirche übertragen lassen; heute ruhen beide gemeinsam hier im Schrein unter dem Altar:
Let us pray! – God our Father,
bring the grace of healing, peace, and hope to all hearts,
and through the intercession of Saint Fearghal
may your love be upon us,
as we place all our trust in you.
Amen!