Raus aus dem Trott

RB: Das Thema der Pfarrgemeinderatswahl am 19. März 2017 „Ich bin da.für“ haben die Pfarrgemeinderatsreferentinnen und -referenten in Österreichs Diözesen mit viel Einsatz, Facebook-Auftritten und einem Film unter die Leute gebracht. Sind Sie als Zuständige in der Erzdiözese mit dem Ergebnis zufrieden?
Klaudia Achleitner: Es geht nicht um meine persönliche Zufriedenheit. Wir haben damals auf Österreichebene beraten, was die Interessierten und Bereiten in den Pfarren von uns brauchen: Das waren Impulse, das waren Hinweise auf Partizipation und auf neue Wege, die Pfarren gehen (müssen). Es ist in vielen Pfarren durchaus schwierig gewesen, Kandidatinnen und Kandidaten zu finden. Menschen stellten sich die Frage: Was bringt es, sich in der Kirche zu engagieren? Wie viel kann ich dann letztendlich entscheiden?
RB: Die Wahl liegt jetzt gut sechs Monate zurück. Was hat sich seither getan?
Klaudia Achleitner: Wie die Verantwortlichen in den Pfarren arbeite auch ich in einem Team mit den unterschiedlichen Referentinnen und Referenten des Seelsorgeamtes, mit Verantwortlichen der Caritas und der Katholischen Aktion. Dieses Miteinander stärkt. Es gibt noch viele Synergiemöglichkeiten zu entdecken. So haben wir gemeinsam sieben Starttreffen in den Regionen der Erzdiözese organisiert: Informationen, Begegnungen, Diskussionen und gemeinsame Liturgie waren die Fixpunkte jedes Zusammenkommens. Die neuen Pfarrgemeinderäte beziehungsweise Obleute haben uns mit spannenden Fragen konfrontiert. Es gab auch jede Menge Impulse, die wir Organisatoren mit nach Hause nahmen und jetzt weiter bearbeiten.
So stell ich mir die folgenden fünf Jahre auch vor: „Ich bin da.für“ soll mehr als ein gut klingendes Motto sein. Es ist ein Versprechen.
RB: Wie drückt sich die Beteiligung bei den Starttreffen zahlenmäßig aus?
Klaudia Achleitner: Wir haben insgesamt 750 Ehrenamtliche erreicht. Das waren Pfarrgemeinderäte, Pfarrkirchenräte, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Katholischen Aktion und der Caritas in den Pfarren. Viele interessierten sich für den „Zukunftsprozess 2018“ der Erzdiözese und neue Möglichkeiten der Beteiligung. Die Leute suchen neue Wege, wagen neue Projekte und haben dabei klare Zielvorstellungen.
RB: Die Sommerpause ist vorbei. Wie starten Sie oder besser gesagt das Pfarrgemeinderatsreferat und die Pfarrgemeinderäte ins neue Arbeitsjahr?
Klaudia Achleitner: Einige der Pfarrgemeinderäte in der Erzdiözese machen ab Mitte September intensive Klausuren. Sie wollen sich positionieren, wollen ihre Begabungen und Charismen deutlicher erkennen oder auch benennen und sich dabei als Gruppe finden. Sie nehmen die Aufgabe ernst, wollen sich auf die neue PGR-Periode, die ja fünf Jahre von 2017 bis 2022 geht, bestmöglich vorbereiten.
Es gilt, das Mittel zwischen Bewährtem und Neuem zu finden. Und dazu gehört Mut: Man muss es wagen, die Routine zu hinterfragen, Formate mit neuen Inhalten füllen.
RB: „Das geht nicht, sagten alle, bis einer, der das nicht wusste, einfach losging.“ Das ist mehr als ein Karten- oder Kalenderspruch. Suchen die Pfarrgemeinderätinnen und -räte auch nach neuen Formulierungen, passt die traditionelle Sprache der Verkündigung noch zu diesen von Ihnen aufgezählten Anliegen?
Klaudia Achleitner: Ich sehe das Konservieren kritisch – bei Räumen, im Zwischenmenschlichen wie in der Sprache. Früher galt es, schöne Worte zu finden; heute wollen wir in einfacher, klarer Sprache möglichst viele Menschen erreichen. Zahlreiche Metaphern der Sprache der Verkündigung werden von den Gläubigen auch einfach nicht mehr verstanden. Das Bild des guten Hirten weckt Sicherheit und Vertrauen, aber dazu muss man dieses Bild in sich tragen, wissen, was ein Hirte überhaupt macht, was eine Weide ist. Ich denke daher, wir müssen unsere Botschaft sprachlich überdenken, außer wir wollen weiterhin mit geschliffenen Worten und kühnen Metaphern gegen Wände reden. Manchmal wäre es schon ein Fortschritt, die Kirche zu heizen, damit die Menschen im Gottesdienst nicht frieren müssen.
Zusammenfassend meine ich: Zeigen wir unseren Glauben durch unser Tun – einzeln und vor allem als Gruppe. Damit werden wir die Menschen erreichen.
Foto: „Zeigen wir durch unser Tun unseren Glauben.“ Dazu fordert PGR-Referentin Mag. Klaudia Achleitner speziell alle Pfarrgemeinderätinnen und -räte in der Erzdiözese Salzburg auf.
Zur Sache
In den 218 Pfarren der Erzdiözese Salzburg wurden am 19. März rund 2.000 neue Pfarrgemeinderätinnen und -räte gewählt. Insgesamt hatten sich etwa 4.000 Frauen, Männer und Jugendliche als Kandidaten aufstellen lassen. Mittlerweile haben die „alten“ längst an die „neuen“ Pfarrgemeinderäte übergeben bzw. arbeiten gemeinsam an einer lebendigen und zukunftsfähigen Kirche. In der Heftmitte finden Sie die Namen. Auch in den nächsten Wochen wird das Rupertusblatt das Thema „PGR“ vor den Vorhang holen.