Priesterweihe, Hochfest der Apostel Petrus und Paulus
Liebe Mitbrüder im priesterlichen und diakonalen Dienst, lieber Erzbischof Alois, sehr geehrter Herr Weihbischof, hochwürdigster Herr Erzabt!
Ich grüße sehr herzlich unsere Weihekandidaten mit ihren Eltern, Verwandten, Freunden, den Brüdern und Schwestern aus ihren Pfarrgemeinden; die politischen Vertreter, mit den Vereinen und Abordnungen.
Es ist gute alte Tradition, den Kandidaten zum Priestertum am Hochfest der Apostelfürsten Petrus und Paulus das Sakrament der Weihe zu spenden. So freuen wir uns sehr, heuer drei Männer – zwei für die Erzdiözese und einen Mitbruder aus dem Benediktinerorden – zu Priestern zu weihen. Das lässt uns hoffen, Gott verlässt uns nicht; Gott ist treu. Dafür sind wir sehr dankbar. Euch, den Kandidaten, danken wir, dass ihr in einer Zeit, welche religiös nicht gerade als freundlich zu bezeichnen ist, den Weg zum Priestertum bisher treu gegangen seid. Es türmen sich da und dort regelrecht Hindernisse auf, die es zu überwinden gilt. Unter den nicht wenigen Stolpersteinen fehlen auch jene von kirchlich-theologischer Art nicht. Generell sehen wir uns einem eher negativ eingestellten mainstream öffentlicher Meinungen gegenüber. Darum ist es umso erfreulicher, dass ihr euch dem priesterlichen Dienst weiht. Nun fügt es sich gut, dass wir an diesem Feiertag der beiden Apostelfürsten Petrus und Paulus gedenken. Von diesen beiden Grundgestalten unseres Glaubens möchte ich die wohl wesentlichste Grundhaltung priesterlichen Wirkens und Identität ableiten.
Petrus, der Bekenner. Von ihm stammen die schönsten und tiefsten Bekenntnisse. Wir kennen seine Schwächen, sein Fehlverhalten als es ernst wurde. Ein Mann großer Begeisterung – „Herr, wenn dich alle verlassen, ich verlasse dich nicht“; und er zeigte auch tiefe Betroffenheit, wenn ihn Jesus unverblümt vorführte: Als er ihn zum dritten Mal fragte: „Liebst du mich?“ – da heißt es, Petrus wurde traurig, weil Jesus ihn drei Mal gefragt hatte, ob er ihn liebe. Beim dritten Hahnenschrei, als man den gefesselten Jesus an ihm vorbeiführte, weinte Petrus bitterlich.
Das ist der existentielle petrinische Resonanzboden, dem, wie schon gesagt, seine Bekenntnisse entspringen. „Herr, du weißt alles, du weißt, dass ich dich liebe.“ – „Herr wohin sollen wir gehen, nur du hast Worte ewigen Lebens.“ Und heute im Evangelium haben wir gehört, wie Jesus die Jünger fragte: „Für wen halten die Menschen den Menschensohn?“ Die Antworten bringen typische „Umfrageergebnisse“: „Die einen für Johannes den Täufer, andere für Elija, wieder andere für Jeremia oder sonst einen Propheten.“ Der Duktus des Evangeliums lässt erkennen, dass Jesus nicht so sehr an der öffentlichen Meinung interessiert war, denn er fragt die Jünger selbst: „Ihr aber, für wen haltet ihr mich?“ Und da ist es Petrus, der gleichsam in die Bresche springt: „Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes.“ Darauf spricht Jesus (und darin liegt der Kernpunkt allen priesterlichen Wirkens): „Selig bist du, Simon Barjona“; selig weil, „nicht Fleisch und Blut haben dir das offenbart, sondern mein Vater im Himmel.“
Liebe junge Freunde, diese Bekenntniskraft schaffen wir nicht aus eigenen Überlegungen. Gerade als Priester stellen wir uns zur Verfügung. Der Priester des neuen Bundes handelt „in persona Christi“. Diese große Gottesnähe birgt auch ein hohes Risiko in sich. Eckhard Nordhofen hat diese Gottesnähe mit dem Stehen am Gipfel verglichen, und da heißt es zugleich am Abgrund zu stehen. Denn der Priester, dem es anvertraut ist, der Eucharistie vorzustehen, ist der Versuchung ausgesetzt, zu meinen, die Gottesnähe liege in der je eigenen Mächtigkeit. Das ist auch der Grund, warum Papst Franziskus nicht aufhört vor Klerikalismus zu waren. Wir dürfen nicht so tun, als könnten wir das oder als seien wir dafür besonders. Erlaubt mir, doch eine kleine Warnung auszusprechen: Gott behüte euch davor, es besonders fromm tun zu wollen. Ich lerne diesbezüglich sehr viel von der Kunst. Johann Nestroy hat einmal gesagt: „Kunst ist, wenn man´s nicht kann, denn wenn man´s kann, ist´s keine Kunst.“ Diesen Satz kann man 1:1 auf das Glaubensleben übertragen. Glauben ist, wenn man es nicht kann; wenn man genau weiß, wie glauben geht, dann ist es kein Glaube mehr. Glaube bleibt Wagnis, bleibt Sehnsucht, bleibt Hören!
Petrus war kein Glaubensexperte, er war ein von Gott Berührter, der nicht einfach mit sich zufrieden die Hände in den Schoß legen konnte. Als man ihm einmal unter Androhung von Gefängnis verbot, vom Auferstandenen zu reden, antwortete er: „Ob es recht ist oder nicht, das könnt ihr entscheiden. Wir können nicht schweigen, von dem, was wir gesehen und gehört haben.“ Paulus empfand sich mit den Aposteln auf den letzten Platz gestellt, obwohl er sich so sehr danach sehnte, mit Christus im Himmel vereint zu sein. Bei ihm lesen wir einen ungeheuerlich klingenden Satz: „Dein Tod oh Herr soll mich prägen.“ Dennoch spürte er die Last auf seinen Schultern: „Wehe, wenn ich nicht das Evangelium nicht verkünde.“
Von Paulus möchte ich euch noch den ersten Satz aus dem Brief an die Gemeinde an Rom mitgeben. Wenn es dort heißt, „Paulus, Knecht Christi, zum Apostel berufen“, dann fügt er hinzu: „… ausgesondert für das Evangelium“. Wir sind für das Evangelium gleichsam „weggestellt“. Es zeichnet uns aus, dass wir nicht inmitten des Getriebes dieser Welt unser Werk zu vollbringen vermögen. Der Papst hat kürzlich dazu ein berührendes Beispiel gegeben. Als er mit dem Patriarchen in Moskau telefonierte und dieser ihm zwanzig Minuten lang erklärte, warum es Krieg geben müsse, antworte der Papst: „Ich verstehe nichts davon. Wir sind keine Staatskleriker, wir können nicht die Sprache der Politik benutzen, sondern die von Jesus.“ Es ist wahrhaft eine Auszeichnung um des Evangeliums Willen, sich nicht überall auskennen zu wollen.
Liebe Weihekandidaten, auf diese Art ist euch im sakramentalen Priestertum die Nähe Gottes besonders anvertraut. Geht vorsichtig, behutsam mit dieser Gnade um. Führt ein geistliches Leben; geistlich leben heißt, sich beharrlich bemühen im Gebet, im sorgsamen Umgang mit euren Begabungen, und ich empfehle euch eine liebevolle Aufmerksamkeit für die Seiten eures Lebens, die von Schwächen und Fehler geprägt sind. Dann werdet ihr demütig bleiben. Vergesst nicht: zum Dienst seid ihr bestellt. Euer Tun und Wirken muss anschlussfähig und ergänzungsbedürftig bleiben. Als ich zum ersten Mal den Wunsch Priester zu werden verspürte, fragte ich den inzwischen verstorbenen Militärseelsorger, was man als Priester denn zu tun habe. Da antwortete er mir: „Der Priester steht betend, bittend und opfernd vor Gott für die Menschen, die ihm anvertraut sind.“ So ist es; wir sind zu Menschen Gesendete. Ihr Leid muss unser Leid sein, ihre Freude unsere. Sakramentales Priestertum und allgemeines Priestertum sind kommunizierende Gefäße. Wir haben eine gemeinsame Berufung. Keiner soll über den anderen herrschen wollen.
Darum bitte ich euch am Tag eurer Priesterweihe.
Bei der Überreichung von Brot und Wein sagt euch der Bischof:
Empfange die Gaben des Volkes für die Feier des Opfers.
Bedenke, was du tust, ahme nach, was du vollziehst,
und stelle dein Leben unter das Geheimnis des Kreuzes.“
Amen!