Ovationen für Erzbischof Alois
Salzburg. Mehr als tausend Gläubige aus allen Teilen der Erzdiözese feierten mit ihm den Festgottesdienst. Zum Einzug der 15 Bischöfe und zahlreichen Priester in den Dom spielte die Bürgerkapelle Untermais aus Meran auf, die Dommusik unter der Leitung von Domkapellmeister Janos Czifra führte Mozarts Credomesse auf. Generalvikar Hansjörg Hofer dankte zum Beginn dem Alterzbischof für sein Leben und Wirken für die Erzdiözese. Kothgassers Nachfolger auf dem Stuhl des hl. Rupertus, Franz Lackner, wies in seiner Predigt darauf hin, dass ein Bischof und Priester ein Gesendeter ist, „der einen vertritt, der in ihm wirkt und mächtig ist – er handelt als Stellvertreter Christi“. „Du bist mir hilfreich in die Quere gekommen“, dankte Lackner seinem Vorgänger für die Unterstützung bei der Übernahme des Amtes.
Wirken hat Spuren hinterlassen
Bei den Gratulationsansprachen nach dem Gottesdienst gab es Ovationen für den Jubilar. In einer Art „Bischofsspiegel“ wies Kothgassers langjähriger Weggefährte Joachim Wanke, Altbischof von Erfurt, in der Festansprache auf Anforderungen an das Bischofsamt in der heutigen Zeit hin: „Ein Bischof wird immer sachgerechter Bischof sein und werden, je mehr bei ihm die Liebe zum Herrn ein Echo erhält, gleichsam einen Resonanzraum, der die Liebe Christi in der Art und Weise, wie wir gemeinsam Kirche sind und wie ich konkret Bischof bin, zum Klingen bringt.“
Heute könne ein Bischof nicht mehr wie früher einfach seinen Priestern und Mitarbeitern generelle Richtlinien mit auf den Weg geben, sondern „was Menschen in ihrer konkreten Situation wirklich weiterhilft, auch auf ihrem Glaubensweg, kann oft nur aus der unmittelbaren Begleitung heraus bedacht und entschieden werden“. Daher brauche ein Bischof Mut zur Delegierung an seine Seelsorger, die in einer „Gesprächs- und Verantwortungsgemeinschaft“ gut vernetzt sein sollten.
„Ein Bischof soll sich darum mühen, in seiner Ortskirche am Evangelium und an den Erfordernissen der Zeit orientierte Ziel-vorgaben zu machen, die realistisch und visionär zugleich sind“, sagte Bischof Wanke. Das Hier und Heute, das Gott den Bischöfen verordne, gelte es anzunehmen. Christen sollten zugeben, dass sie in der Wissens- und Informationsgesellschaft nicht über alles Bescheid wissen. Kirche müsse sich als Daueraufgabe für morgen verstärkt den Verlierern des Fortschritts zuwenden.
Für das Land Tirol, das am 30. Mai in Innsbruck eine eigene Geburtstagsfeier für den Alterzbischof ausrichtete, dankte Landtagspräsident Herwig van Staa Alois Kothgasser, dass er immer für die Menschen da sei, auch jetzt in der Pension. Salzburgs Landeshauptmann Wilfried Haslauer meinte: „Dein Wirken als Erzbischof hat Spuren hinterlassen, ob es im Einsatz für das Leben oder im Bemühen um den offenen Himmel war.“ Er überreichte dem Jubilar einen Bierkrug mit dem Landeswappen.
Nach Gottesdienst und Festakt gab es eine Agape im Bischofsgarten und Gelegenheit zu persönlichen Gratulationen. Das Team der Katholischen Jungschar hatte an dem heißen Sonntagabend für Erfrischungen gesorgt. eds/wk
Gehorsam aus dem Glauben
Aus der Festrede von em. Bischof Wanke
Joachim Wanke, emeritierter Bischof von Erfurt, sprach in seiner Festrede nach dem Gottesdienst über „Biblisch inspirierte Anleitungen zum Bischofsein heute“. Wanke präsentierte „eine Art biblischer ,Bischofsspiegel‘, wie er uns ja schon aus der frühen Zeit der Kirche überkommen ist“:
Als Bischof Autorität ausüben und Gehorsam einfordern: Nur formal vor sich hergetragene Autorität wird auf Dauer kontraproduktiv. In Politik und Wirtschaft, in Wissenschaft und Lehre muss Autorität abgedeckt sein durch Fachkompetenz und andere Führungs- und Leitungsfähigkeiten, die nachzuweisen sind und die sich im Alltagsgeschäft ständig bewähren müssen.
Aber der Gehorsam, den wir Priester bei der Weihe dem Bischof versprechen, ist ein Glaubensgehorsam. Er gilt nicht der besonderen Klugheit des Bischofs oder seinem besonderen Führungsgeschick, er gilt Christus, dem Herrn. Darum kann ein Bischof, wenn er kraft seines Amtes Gehorsam einfordert, sich bei den Angesprochenen letztlich nur auf deren Glauben und deren Liebe zum Herrn berufen. Weil auch die der bischöflichen Sorge Anvertrauten den Herrn lieben, gehorchen sie dem, der vom Herrn das Amt der Leitung empfangen hat (was kritische Rückfragen an den Amtsträger nicht ausschließt). Somit sind Gehorsam und Leitungstätigkeit in der Kirche letztlich doch etwas anderes als das Einhalten und Durchsetzen einer innerbetrieblichen Ordnung oder gar einer Parteidisziplin.
Ein Bischof wird gut beraten sein, wenn er diese seine geistliche Autorität nicht demonstrativ und ständig herauskehrt. Nicht alle Weisheiten, die aus bischöflichem Munde fließen, sind Offenbarungswahrheiten. Aber jeder Bischof und jeder Obere wird dort, wo ihn seine eigene Liebe zum Herrn zu einem Wort der Mahnung oder Wegweisung drängt, darauf angewiesen sein, dass die Mitchristen dieses Wort – wie Paulus einmal sagt (vgl. 1 Thess 2,13) – nicht nur als Menschenwort, sondern als Gottes Wort annehmen und beherzigen.
In Joh 21 wird beschrieben, wie Petrus zum „Felsen“ der Kirche berufen wird. Dieser Text erschließt mir den Wesenskern von Kirche, auch den von Autorität in der Kirche. Der Auferstandene fragt Petrus nicht nach seinem pastoralen Programm. Er fragt nicht danach, ob ihn die anderen Jünger wohl akzeptieren werden. Er fragt vielmehr: „Simon, Sohn des Johannes, liebst
du mich?“ Die Kirche, und damit das Bischofsamt leben von der Liebe, mit der Chris-
tus uns liebt. Und umgekehrt wird Kirche immer besser Kirche, und ein Bischof immer sachgerechter Bischof sein und werden, je mehr bei ihm die Liebe zum Herrn ein Echo erhält, gleichsam einen „Resonanzraum“, der die Liebe Christi in der Art und Weise, wie wir gemeinsam Kirche sind und wie ich konkret Bischof bin, zum Klingen bringt.
Ob Gottes Geist uns derzeit als Kirche, die sich dem Evangelium verpflichtet weiß, doch einen gewaltigen Lernschritt zumutet? Ich meine: Die heutigen Zeiten werden nicht unchristlicher, sie werden – urchristlicher. Bischöfe sind dazu bestellt, das Gottesvolk, die „Heiligen“ (wie der Epheserbrief sagt), also ihre Mitchristen, für solche Zeiten zuzurüsten.
Fotos (eds/wk, toi): Mit Alois Kothgasser feierten (v. l.) unter anderem die Bischöfe Joachim Wanke (Emeritus von Erfurt), EB Lackner, Friedrich Kardinal Wetter (Emeritus von München), Ludwig Schwarz (Emeritus von Linz) und Manfred Scheuer (Diözesanbischof von Linz). Rechts hinten: Diakon Andreas Weyringer.
Landeshauptmann Wilfried Haslauer überreichte EB Kothgasser einen Krug mit dem Landeswappen. Er nannte „Dankbarkeit und ein ausgesprochenes Ja zum Leben“, als Quellen des Glücks für den Jubilar.
Der Jubilar schüttelte geduldig unzählige Hände; jeder wollte persönlich zum 80er gratulieren.
Glückwünsche hier von seinem früheren Sekretär, Otmar Stefan (l.) und KBW-Direktor Andreas Gutenthaler.