Osterempfang bei Bundesministerin Susanne Raab
Sehr geehrte Fr. Bundesministerin, Eminenzen, hochwürdigster Herr Nuntius, Exzellenzen, sehr geehrter Herr Bischof, geschätzte Vertreterinnen und Vertreter der Religionsgemeinschaften, sehr geehrte Damen und Herren,
ich möchte mich zunächst für die Einladung zu diesem Empfang bedanken, der erfreulicherweise nach langen Monaten der Einschränkungen wieder in Präsenz stattfinden kann. Es liegen inzwischen zwei Jahre einer Art „Ausnahmezustand“ hinter uns, in denen das Gesundheitssystem dieses Landes an seine Grenzen gebracht, aber auch unser gesellschaftliches Gefüge auf die Probe gestellt wurde. Die Pandemie war für uns alle mit Opfern verbunden. Ich hätte mir nicht träumen lassen, dass ich einmal in eine leere Kirche hineinpredigen würde, und doch war das zu Ostern 2020 Realität.
Seither hat sich die Lage – Gott sei es gedankt – durchaus verbessert. Wir dürfen einen hoffnungsvollen Blick in die Zukunft wagen.
Dennoch: Die Herausforderungen der Pandemie sind noch nicht vorüber; immer noch herrschen Unstimmigkeiten und Misstrauen. Unsere Aufgabe als Religionsgemeinschaften sehe ich hier über die Bemühungen im guten Beispiel, in der Vermittlung Gegensätze auszugleichen, wie auch in der Versöhnung und Heilung der Spaltungen.
Die Zusammenarbeit mit den staatlichen Behörden Österreichs hat sich hierbei aus unserer Sicht positiv gestaltet; es war wichtig, die Bekämpfung des Corona-Virus gemeinsam, mit den je eigenen Möglichkeiten anzugehen.
Dieses Vorgehen blieb allerdings nicht ohne Kontroversen. Es war und ist jedoch die Überzeugung der Österreichischen Bischofskonferenz, die Entscheidungen der Politik, die auf Basis wissenschaftlicher Expertisen getroffen wurden und werden nach bestem Wissen und Gewissen mitzutragen.
All das scheint jedoch in weite Ferne gerückt angesichts des Krieges in der Ukraine, den wir nun seit fast drei Monaten mit Entsetzen verfolgen. Wir sind konfrontiert mit dem Leid der Menschen, das durch den russischen Angriff verursacht wurde. Doch werden wir auch Zeugen einer immensen, alle Grenzen überschreitenden Solidarität. Ich war von der sofortigen Hilfsbereitschaft so vieler Menschen, wie auch öffentlicher und kirchlicher Instanzen berührt.
Als Kirche liegt hierin unser Auftrag, denn gerade im Angesicht der Leidenden begegnet uns auch heute der Auferstandene.
Ich bedanke mich auf diesem Wege bei der Bundesregierung für die Hilfestellungen und die Unterstützung, die den Geflohenen seitens der Politik bereitet wurden. Auch hier hat sich eine positive Kooperation der Religionsgemeinschaften mit dem Staat gezeigt, die eine umfassende Hilfe und Versorgung ermöglicht.
Freilich hat auch dieses generell gute Auskommen seine Grenzen. Die Einführung des assistierten Suizids etwa ist eine Entscheidung, die wir als katholische Kirche zwar hinnehmen müssen; dennoch möchte ich dies auch an dieser Stelle sagen: Wir können dazu nicht Ja sagen. Das dürfen wir nicht und wollen wir auch nicht.
Wir erachten allerdings auch diese Möglichkeit zu einem offenen, doch friedlichen Dissens als ein hohes Gut.
So sind wir dankbar für den gleichzeitig beschlossenen Ausbau der Palliativversorgung in Österreich, dessen entschlossene Umsetzung wir erhoffen und unterstützen.
Ich danke Ihnen, Fr. Bundesministerin, danke allen politisch Verantwortlichen, danke auch allen Schwestern und Brüdern in Christus über die konfessionellen Grenzen hinweg für ihren Einsatz und ihr Zeugnis. Die Arbeit für den Frieden, im Inneren wie im Äußeren, ist eine solidarische. Ich freue mich, dass wir hier gemeinsam wirken können.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.