„Organisten selten wie Priester“

RB: Wie viele Sänger und Musiker umfasst die Stiftsmusik?
Peinstingl: Der Chor besteht aus 35 Männern und Frauen, die sich als ambitionierte Laien ehrenamtlich engagieren, und auf dem die Stiftsmusik fusst. Das Orchester der Stiftsmusik variiert nach Bedarf, es sind hauptberufliche Musiker aus Salzburger Orchestern, vor allem aus dem Mozarteumorchester.
RB: Wie war Ihr Start in Salzburg?
Peinstingl: Es ist gleich voll losgegangen.
Am 31. August hatte ich schon die erste Chorprobe. Jetzt steht die Programmgestaltung für das kommende Jahr an. Es ist einiges in Planung, wir werden die Johannespassion aufführen und ein Oratorium, das ich komponiert habe. Auch beim Radio-Gottesdienst aus St. Peter am 28. August war ein Antwortpsalm von mir zu hören. Ich komponiere ziemlich viel, das gehört auch zum Kirchenmusiker-Dasein.
RB: In welche Richtung möchten Sie die Stiftsmusik führen?
Peinstingl: Durch Armin Kircher hat die Stiftsmusik eine Nähe zu Johann Michael Haydn, der ja in Salzburg sehr fruchtbar gelebt hat. Das werde ich beibehalten, möchte aber auch gerne zeitgenössische Akzente setzen.
RB: Gibt es in der Kirchenmusik Trends?
Peinstingl: Die Kirchenmusik hat allgemein eine besondere pastorale Funktion. In den vergangenen 20 Jahren ist schon ein Trend zum Neuen Geistlichen Liedgut zu sehen. Man sollte Trends begegnen, aber die Bandbreite ausgewogen halten.
RB: Was macht die Stiftsmusik für Sie besonders?
Peinstingl: Es liegt sehr viel Entwicklungspotenzial in der Stiftsmusik. Da können wir vieles erreichen. Die Stiftskirche hat eine lange Musiktradition, die Stiftsmusik in der jetzigen Form ist in den 90er-Jahren gegründet worden. Es gibt eine fruchtbare Zusammenarbeit mit dem Konvent, das der Musik sehr aufgeschlossen ist. Und auch dass es ein Hauptamt ist, ist etwas Besonderes. Das ist in Österreich sehr selten, und dass es dann eine so tolle Stelle ist, war eine zufällige Fügung.
RB: Die Orgel ist ein schönes Instrument.Wieso gibt es trotzdem so wenige Organisten?
Peinstingl: Gerade am Land herrscht Organistenmangel. Ich denke, die Menschen wollen sich nicht binden, es ist auch ein einsames Instrument, man spielt vorwiegend alleine. So wie die Kirche Priester sucht, sucht sie Organisten.
Peinstingl tritt die Nachfolge des im Herbst 2015 unerwartet verstorbenen Stiftskapellmeis-ters Armin Kircher an. Nach dessen Tod hatten Günther Firlinger und Magdalena Langwieder die künstlerische Leitung inne. Die von Armin Kircher gegründete Stiftsmusik hat sich zu einem festen und bedeutenden Ensemble in der Salzburger Kirchenmusikszene entwickelt. Deshalb hat sich das Stift St. Peter auch entschlossen, zum ersten Mal einen hauptamtlichen Kirchenmusiker anzustellen, der die Stiftsmusik leitet sowie die Organistentätigkeit an Stiftskirche und Michaelskirche ausübt.
Am 14. Oktober, 19.00 Uhr, findet in der Stiftskirche St. Peter ein Gedenkkonzert für Armin Kircher statt.
Tipp:
Kirchenmusik: Die Salzburger Kirchenmusik legt im Jubiläumsjahr den Fokus auf Salzburger Komponisten:
☛ 11. 9.: Niedernsill
☛ 24. 9.: Seekirchen, Neukirchen am Großvenediger, Bischofshofen
☛ 25. 9., 16. 10., 24. 12.: Franziskanerkirche
☛ 25. 9.: Filzmoos, Lessach, Annaberg, Lamprechtshausen, Mariapfarr, Salzburg-Gnigl, Bergheim, Kaprun, Koppl, Obertrum, Tamsweg, Maria Alm, Lungötz, Passionsspielhaus Thiersee.
☛ 13. 11., 25. 12.: Dom
☛ 20. 11., 8. 12.: Stiftskirche St. Peter
☛ Programm: www.salzburg2016.at