Online-Empfang zum Abschied von Erhard Busek
Sehr geehrte Damen und Herren,
sehr geehrte Repräsentantinnen und Repräsentanten des Forum Alpbach,
ich möchte mich zunächst für den Hinweis auf diese Veranstaltung bedanken, für die Gelegenheit, daran teilzunehmen. Der Tod Erhard Buseks am 13. März hat mich zum Beginn der Vollversammlung der österreichischen Bischofskonferenz überrascht. Die Betroffenheit über diesen Verlust habe ich dabei auch bei meinen Mitbrüdern im Bischofsamt wahrgenommen. Für alle war klar, dass mit Erhard Busek ein Mensch mit Weitblick, ja Weit- und Breitblick, möchte ich fast sagen, von uns gegangen ist. Vor allem aber auch ein Mensch, der in seinem Wirken seine Leidenschaft für die Politik, für die Kultur, auch für den Glauben verbunden hat.
In Salzburg war Erhard Busek kulturell vor allem durch seinen Einsatz für die Ouverture spirituelle aktiv. Dieses Festival, das von Alexander Pereira konzipiert wurde, wäre ohne Buseks Einsatz nicht möglich geworden. In einem Interview mit den Salzburger Nachrichten sagte er einmal, ohne die Ouverture spirituelle wären die Festspiele eine Modenschau – der Auftakt sei es, der den Inhalt liefere. Die Kunst habe eine „ungeheure religiöse Komponente“, sagte er weiter in diesem Interview. Die Menschen wollen „sich sammeln, innehalten, ihre Gefühle und Gedanken ordnen.“ All dies sei „in Kirchen zu finden, und all dies kann die Kunst vermitteln.“ Ich glaube, hier sehen wir schön, welche Dimension und welchen Stellenwert Glaube, Musik und Kultur in Erhard Buseks Leben hatten. Er verstand es, den Glauben auf hohem intellektuellem Niveau mit der Kunst zu verbinden.
Was ihn dabei ausgemacht hat, war aber nicht nur seine Faszination und Begeisterung, sondern auch die scharfsinnige und intelligente Herangehensweise. Erhard Busek kam ja aus einer gläubigen Familie und war als Kind Ministrant, er war in der Jungschar, er war in der Katholischen Jugend. Er ist dem Glauben bis zum Ende treu geblieben, aber es war keine „blinde“ Treue. Er hat sich mit diesem Glauben intensiv beschäftigt. Er war offen für die Zugänge anderer Konfessionen, anderer Religionen zum Göttlichen – das zeigte sich auch in den „Disputationes“ der Ouverture spirituelle. Wir erinnern uns in Salzburg ja auch an ihn als großen Unterstützer des Dialogs mit unseren Schwestern und Brüdern der Ostkirchen.
Diesen Glauben hat Erhard Busek jedoch auch hinterfragt, er konnte ihn kritisieren, musste es vielleicht – allerdings ohne ihn dabei zu verlassen oder zu treten. Diese Eigenschaft Erhard Buseks halte ich für inspirierend. In seiner vielfältigen Arbeit und seinem Wirken war das Spirituelle immer auch federführend. Ich glaube, man kann ihn damit wirklich einen christlich-sozialen Menschen nennen.
Erhard Busek war nicht nur ein für Österreich bedeutender Politiker, er war auch ein glühender Europäer. Einer, der gewissermaßen „über den Tellerrand“ blicken konnte. Sein Wirken, das so viele Bereiche umspannte und sie zugleich verband, wird uns fehlen. Er selbst wird uns fehlen. Aber seien wir dankbar für das, was er hinterlässt, und für die Zeit, die ihm gegeben war.
Ich danke Ihnen noch einmal herzlich für die Gelegenheit.
Gottes Segen, und einen schönen Abend.