Ombudsmann Otmar Stefan geht in Pension

Zum Abschied feierten Erzbischof Franz Lackner (r.) und der em. Erzbischof Alois Kothgasser mit ihrem früheren Sekretär Otmar Stefan und dessen Gattin Maria einen Gottesdienst in der erzbischöflichen Hauskapelle. Dort hatte Stefan in den schweren Zeiten als Sekretär oft Kraft im Gebet gefunden.
SALZBURG (RB/roi) / Otmar Stefanwurde am 25. August 1955 in Salzburg geboren. Das Studium der Rechtswissenschaften schloss er 1979 mit der Promotion ab. Von 1980 bis 1981 leitete er die Bezirksstelle Tamsweg der Wirtschaftskammer.
Mit 1. Oktober 1981trat er in die Dienste der Erzdiözese Salzburg ein, war zunächst Sekretär im Seelsorgeamt und Referent für Sekten- und Weltanschauungsfragen, anschließend Leiter des Matrikenreferats. Ab 26. Februar 1989 war er Sekretär des Erzbischofs unter Georg Eder, Alois Kothgasser und Franz Lackner. Ab Herbst 2014 Katholikenanwalt und Ombudsmann der Erzdiözese.
Otmar Stefan ist verheiratet und Vater einer Tochter.
Herr Stefan, mit Ende des Monats gehen Sie in Pension, nach fast 40 Jahren in den Diensten der Erzdiözese. Wie geht es Ihnen bei dem Gedanken?
Stefan: Es erfüllt mich Dankbarkeit und Erleichterung. Dankbar bin ich, weil ich vieles tun konnte, das mir ein Anliegen war. Die Arbeit in der Erzdiözese war für mich nicht nur ein Job, sie war für mich Berufung. Erleichterung ist da, weil ich in meiner Arbeit oft in exponierter Weise tätig sein musste.
Sie sind studierter Jurist, arbeiteten ursprünglich in der Wirtschaftskammer. Wie sind Sie in die Erzdiözese gekommen?
Stefan: Ich war 1981 Leiter der Wirtschaftskammer im Lungau, als mich Weihbischof Jakob Mair anrief. Wir haben uns dann getroffen und er hat mir den Posten des Sekretärs im Seelsorgeamt und als Referent für Sekten und Weltanschauungsfragen angeboten. Er habe von meiner Einstellung zu Glaube und Kirche gehört, deshalb sei er überzeugt, dass ich für diese Aufgabe bestens geeignet wäre.
Weihbischof Mair hat mir damals ein interessantes, rückblickend gesehen fast prophetisches Wort mitgegeben: „Sie werden nirgendwo soviel Glauben brauchen, wie wenn sie im Zentrum der Kirche arbeiten. Und ich habe etliche erlebt, die haben ihren Glauben verloren.“ Die Aussage eines Bischofs, die ich in ihrer ganzen Tragweite erst im Laufe meiner Arbeit nicht zuletzt als Sekretär des Erzbischofs richtig verstehen lernte.
1989 wurden Sie, als erster Laie, von Erzbischof Georg Eder zu seinem Sekretär berufen. Wie kam es dazu?
Stefan: Es war für mich sehr überraschend, als Erzbischof Eder kurz nach seiner Wahl durch das Domkapitel in mein Büro kam, mit der Frage, ob ich nicht sein Sekretär werden wolle. Meinen Einwand, dass dies bisher immer ein Priester gewesen sei, hat er mit der Feststellung beantwortet: „Ich brauche einen Sekretär ganz neuen Stils.“ Vor allem ist es Eder dabei um ganz neue Aufgaben für seinen engsten Mitarbeiter gegangen.
Mir war klar, in welche Spannungen ich da hineingeraten würde. Georg Eder war eine Persönlichkeit die Gegner hatte, der zum Teil offene Feindschaft entgegengebracht wurde. Ich hatte mir deshalb Bedenkzeit erbeten, habe dann aber zugesagt im Vertrauen, dass Gott mir geben werde, was ich für diese Aufgabe brauche. Dass ich aber letztendlich auch unter Alois Kothgasser und anfangs auch Erzbischof Lackner – insgesamt 25 Jahre – Sekretär sein würde, war doch sehr ungewöhnlich.
2015 haben Sie die neugeschaffene Funktion eines Ombudsmanns und Katholikenanwalts übernommen. Was ist das denn?
Stefan: Bei dieser Aufgabe geht es in erster Linie darum, Brücken zu bauen. Meist kommen, oft emotional aufgeladene Menschen, mit ihren Konflikten, etwa mit dem Kirchenbeitrag, oder in der Pfarre, der Diözesanleitung, dem Kirchenrecht oder dem Papst. Es melden sich aber auch Menschen die in die Kirche zurückkehren oder ihren Austritt aus der Kirche widerrufen möchten nachdem sie mit mir gesprochen haben. Mir ging es immer darum einen konstruktiven Dialog zu führen und gemeinsame Lösungen zu suchen; es ging mir bei meiner Arbeit um Verständigung.
Dieser Artikel ist in einer ausführlicheren Version im <link https: www.meinekirchenzeitung.at salzburg-tiroler-teil-rupertusblatt _blank>>>> Rupertusblatt Nr. 25/2020 erschienen.