Notruf für die Seele feiert Jubiläum

SALZBURG (eds) /Die Telefonseelsorge in Österreich ist österreichweit seit mehr als 50 Jahren für Menschen in schwierigen Lebenssituationen da. Vor 25 Jahren erhielt sie den amtlichen Notrufstatus: Anrufende können unter der 142 den Dienst der Telefonseelsorge anonym und kostenlos von jedem Telefon in Anspruch nehmen. Die Hauptaufgaben der Telefonseelsorge bestehen in Krisenintervention und Lebenshilfe. „Die Anrufenden wünschen sich ein offenes Ohr, ein Gegenüber, das sich einfühlsam zuwendet, ohne zu bewerten oder die Situation schönzureden“, sagt Gerhard Darmann, Leiter der Telefonseelsorge und der kids-line Salzburg.
50 Jahre Telefonseelsorge, 25 Jahre die Nummer 142 – 800 Mitarbeiter in ganz Österreich
Seit mehr als 50 Jahren unterstützt die Telefonseelsorge österreichweit Menschen in schwierigen Lebenssituationen per Chat und oder Telefon. Vor 25 Jahren erhielt sie den amtlichen Notrufstatus, weshalb sie oftmals auch als „psychosozialer Notruf Österreichs“ bezeichnet wird. Kostenlos, ohne Terminvereinbarung, ohne lange Wartezeiten und von jedem Ort aus erreicht man unter der Nummer 142 professionell ausgebildete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Ursprünglich als Suizidpräventionshotline ins Leben gerufen, steht bei der Telefonseelsorge seit einigen Jahren immer mehr das Leben in all seinen Facetten im Mittelpunkt der Anrufe.
Gerhard Darmann, Leiter der Telefonseelsorge und der kids-line Salzburg sagt: „Einsamkeit und Isolation, das Leiden an psychischen Erkrankungen sowie Konflikte im Zusammenleben sind die Top-Themen der Telefonseelsorge, wobei in der Chatberatung vermehrt Schambehaftetes besprochen wird. Auch Erwachsene und Kinder mit Suizidgedanken melden sich. Sie wollen, dass ihr Zustand anerkannt und nicht angezweifelt wird“, so Darmann. „Nicht selten machen gerade diese Menschen die Erfahrung, dass ihnen ‚mangelndes Wollen‘ vorgehalten wird. Dieses Gefühl, nicht verstanden zu werden, tue besonders weh.“
Rund 800 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Telefonseelsorge in ganz Österreich hören Frauen, Männern, Kindern und jungen Erwachsenen zu, die Unterstützung bei der Bewältigung ihrer aktuellen Lebenssituation benötigen. Sie begleiten sie bei Bedarf für eine Weile auf ihrem Weg, stützen und motivieren sie und verweisen auf weiterführende Hilfsangebote.
Zuhören als Profession
„Menschen, die sich bei der Telefonseelsorge melden, sehen sich oft auf der Schattenseite des Lebens. Da kann ein gesprochenes oder geschriebenes Wort zu einem ‚hellen Moment‘ werden“, erklärt Darmann.
Die Stärken der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Telefonseelsorge sind Empathie und emotionale Zuwendung. Oft geht es weniger ums „Reparieren“ als ums Respektieren. Oder eher darum, die richtigen Worte, statt schnelle Lösungen zu finden.
Die Telefonseelsorge in Zahlen
Die Bedeutung der Telefonseelsorge lässt sich auch aus der Anzahl der Kontaktaufnahmen ersehen: So wurden im Jahr 2022 österreichweit knapp 181.000 Beratungen per Telefon, E-Mail oder Chat durchgeführt – im Vergleich zu 2019 mit 156.200 und 2020 mit 171.400 Gesprächen eine steigende Tendenz. In der Hochphase der Pandemie, im Jahr 2021, erreichte die Zahl der Anfragen mit rund 183.400 den Höchststand der vergangenen vier Jahre.
Die Telefonseelsorge wird zu 71 % von Frauen, zu 29 % von Männern kontaktiert. Die meisten Anrufenden sind zwischen 40 und 60 Jahre alt. An die Onlineberatung wenden sich vorwiegend Jüngere: 48 % der Ratsuchenden in der E-Mail-Beratung und 58 % der Chatnutzerinnen und -nutzer sind unter 30 Jahre alt.
Mitarbeitersuche der Telefonseelsorge Salzburg
Die Telefonseelsorge/ kids-line Salzburg suchen noch bis zum 31. Mai ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (im Alter von 25 bis 65) für die Beratung per Telefon, E-Mail und Chat. Im Herbst 2023 startet die neue zweijährige fachliche Ausbildung, die bis Juni 2025 auf die Arbeit in der Telefon- und Onlineberatung der Telefonseelsorge und kids-line vorbereitet. Ausgebildet wird an einem Wochenende pro Monat (freitags und samstags im Borromäum).
„Die Tätigkeit in der Telefonseelsorge und kids-line ist herausfordernd, vielfältig und erfüllend in gleicher Weise. Besonders geschätzt wird von den Mitarbeitenden der gute Spirit und das Eingebundensein im großen Team“, erklärt Gerhard Darmann.
„Fragt man die bereits aktiven Mitarbeitenden nach dem Wert der Ausbildung, bekommt man oft folgenden Satz zu hören: ‚Das hat mir auch persönlich sehr viel gebracht!‘“, sagt Gerhard Darmann.
Nach der Ausbildung sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Telefonseelsorge und kids-line in einem Ausmaß von 16 Stunden im Monat im Einsatz und bekommen einmal im Monat Supervision und Weiterbildungen.