Neustart im betreuten Übergangswohnen

Salzburg. Menschen, die auf Parkbänken sitzen oder einen Einkaufswagen mit ihren Habseligkeiten durch die Straßen schieben. Das haben wir im Kopf, denken wir an Obdachlosigkeit. Doch diese Bilder sind überholt. Obdachlosigkeit hat heute viele Gesichter. „Arbeitslosigkeit, Krankheit, Mietrückstände … Delogierung. Es gibt verschiedenste Gründe, warum Menschen in diese Situation kommen“, weiß Caritas-Direktor Johannes Dines. 1.400 Personen, darunter Kinder und Jugendliche, sind alleine in der Stadt Salzburg als wohnungslos registriert. Sie sind oft gezwungen, im Überbelag oder in desolaten Pensionszimmern zu wohnen. In Salzburg fehlt leistbarer Wohnraum, besonders für Frauen und Alleinerziehende. Studentenwerk und Caritas ändern das – mit „meinzuhaus“.
Eröffnung des Hauses ist Ende des Jahres
„Je nach Witterung ist im März Baubeginn. Bis Dezember wollen wir fertig sein. Wenn alles gut geht, können noch vor Weihnachten die ersten BewohnerInnen einziehen.“ So beschreibt Studentenwerk-Geschäftsführer Georg Leitinger die geplante Umsetzung von „meinzuhaus“. Die Heimat Österreich ist für die Errichtung der 55 Mietwohnungen zuständig. Die Gesamtinvestition von 2,6 Millionen Euro wird mit Wohnbauförderung, Zuschuss von Land und Stadt, Unterstützung durch die Serviceclubs Lions sowie Rotarier und einem günstigen Darlehen der Zweiten Sparkasse gestemmt. „Dazu kommt die Unterstützung diverser Firmen“, berichtet Leitinger, den das Thema Obdachlosigkeit schon länger beschäftigt und der jetzt mit seinen Partnern vor der Umsetzung eines in dieser Form in Österreich einzigartigen Wohnprojekts steht.
Eröffnung des Hauses ist Ende des Jahres
Durch die günstige Bauweise, den niedrigen Baurechtszins der Barmherzigen Schwestern und dem Beitrag von Spendern können die Errichtungskosten gering gehalten werden, sodass Miet- und Betriebskosten deutlich unter dem förderbaren Höchstsatz liegen. Gewinner sind neben den künftigen BewohnerInnen vor allem die SteuerzahlerInnen. „Wir wollen mit ,meinzuhaus‘ den Absturz in die dauerhafte Obdachlosigkeit verhindern. Die Alternative wären Notschlafstellen oder ein Leben auf der Straße“, unterstreicht Dines, der auch betont: „Längerfristig komme es dem Steuerzahler günstiger, wenn von Wohnungs- und Arbeitslosigkeit betroffene Menschen wieder auf eigenen Beinen stehen können und nicht von der Bedarfsorientierten Mindestsicherung leben müssen.“
<link http: www.meinzuhaus.at>www.meinzuhaus.at – In Kürze ist Startschuss für „meinzuhaus“ im Salzburger Stadtteil Riedenburg. Salzburger Studentenwerk und Caritas bündeln ihr Know-how, um ein Haus für wohnungslose SalzburgerInnen zu errichten, zu betreiben und sie auf ihrem Weg in ein selbstständiges Leben zu begleiten.
Interview
„Alleine kommen die Menschen nicht raus“
RB: Wie sieht der Beitrag der Caritas bei „meinzuhaus“ aus?
Dines: Die Caritas ist ausschließlich für die soziale Betreuung zuständig. Aufgabe und Ziel ist es, die Menschen auf ihrem Weg in die Selbstständigkeit zu begleiten. Das heißt, leistbaren Wohnraum und einen Arbeitsplatz finden. Das soll innerhalb von drei Jahren gelingen. Die Betreuung im Ausmaß von einer Personalstelle wird durch das Land Salzburg finanziert.
RB: Wer wird in die Wohnungen in der Hübnergasse einziehen?
Dines: Aufgenommen werden wohnungslose ÖsterreicherInnen die Mindestsicherung beziehen und keine Suchterkrankung haben. In den 55 Einheiten können Männer, Frauen, Alleinerziehende sowie junge Erwachsene wohnen. BewerberInnen kommen über die Stadt. Das Betreuungskonzept wurde in Zusammenarbeit mit Land, Stadt und dem Wohnungslosenforum entwickelt. Die anfallenden Miet- und Betriebskosten für den Wohnraum dienen übrigens ausschließlich zur Abdeckung der Errichtungs- und Betriebskosten. Weder Studentenwerk noch Heimat Österreich oder Caritas verdienen an diesem Projekt etwas.
RB: Spätestens nach drei Jahren wieder selbstständig – kann das gelingen?
Dines: Das ist die größte Herausforderung. Deshalb müssen die künftigen BewohnerInnen auch bestimmte Kriterien erfüllen; es muss die Chance vorhanden sein, dass sie wieder auf die eigenen Beine kommen. Langfristig ist die Form der Unterstützung wie bei „meinzuhaus“ das Beste was wir tun können. Sich alleine aus der Armuts- und Wohnungslosenspirale rauszuziehen ist extrem schwierig und gelingt den Menschen oft nicht.