Mitläufer gibt es genug, wirkliche Zeugen sind selten!

SALZBURG (eds) / Christen sollten Zeugen für Christus sein. Das bedeute, „Im Auf und Ab unseres Lebens nicht nur bei Christus zu stehen, sondern auch zu ihm zu stehen und vor allem bei ihm zu bleiben“, rief Weihbischof Hansjörg Hofer in seiner Predigt am Stephanitag im Salzburger Dom auf. „Davonlaufen wäre oft viel leichter!“, so der Bischof. Aber: Mitläufer gebe es genug, doch wirklich Zeugen seien selten.
Der heilige Stephanus sei ein Zeuge für Christus gewesen, der uns als Vorbild dienen könne. Ihn sollten wir nachahmen indem wir erkennen: „Verzeihen ist besser als vergelten! Versöhnen besser als sich rächen!“ Wer das immer wieder probiere, sei kein Schwächling, sondern wie Stephanus ein Leuchtturm und Zeuge für den menschgewordenen Gottessohn“, machte Weihbischof Hofer deutlich.
Die Predigt im Wortlaut:
Liebe Schwestern und Brüder!
Wir feiern das Fest des hl. Stephanus. Doch wer war denn eigentlich dieser Mann, der ganz nahe bei der Krippe steht und dessen Gedächtnis wir Jahr für Jahr am 2. Weihnachtsfeiertag festlich begehen? Um es kurz zu sagen: Stephanus war der erste Märtyrer der Kirche, also jemand, der sein Leben für DEN hingegeben hat, dessen Geburt wir gestern gefeiert haben. Damit ist im Grunde alles gesagt! Denn etwas Größeres können wir von einem Menschen nicht sagen, als dass er für Jesus in den Tod gegangen ist. Wer jedoch mehr von ihm wissen möchte, der muss in der Apostelgeschichte nachlesen. Dort erfahren wir, dass Stephanus ein Mann, erfüllt vom Glauben, gewesen ist (6,5). Das klingt so selbstverständlich, aber so etwas lesen wir in der Schrift sehr selten. Und als er gesteinigt wurde, heißt es: „Er aber, erfüllt vom Hl. Geist, blickte zum Himmel empor“ (7,55). Stephanus war also nicht nur voll des Glaubens, sondern auch voll des Hl. Geistes! Zudem muss er auch ein mutiger Mensch gewesen sein. Denn als er vor dem Hohen Rat, dem höchsten geistlichen Gremium der Juden, stand und sich verteidigen musste, hielt er eine leidenschaftliche Rede. „Hört mich an“, rief er denen zu, die über sein weiteres Schicksal entscheiden konnten (7,2). Und am Ende dieser Rede, stellte Stephanus die religiösen Größen zur Rede mit den Worten: „Ihr Halsstarrigen“ (7,55)! Stephanus hat sich also kein Blatt vor den Mund genommen und ohne Menschenfurcht das gesagt, was Sache ist.
Aber nicht genug damit: Stephanus war auch ein Mann der Tat, der mit beiden Füßen auf dem Boden stand und zugepackt hat. Denn als die Apostel Männer für den sog. „Dienst an den Tischen“, also für die tägliche Versorgung der Armen suchten, wurde auch er vorgeschlagen. Und als er dann als Diakon an die Arbeit ging, „tat er Wunder und große Zeichen unter dem Volk“ (6,8), lesen wir. Das Größte jedoch - und vielleicht auch das Schwerste - tat er, als der unter der Wucht der Steine seiner Mörder zusammenbrach und rief: „Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht an“ (7.60)! Stephanus war also auch ein Mensch, der vergibt; der seinen Peinigern vergeben hat.
Liebe Schwestern und Brüder!
Und diesen Mann ehren wir heute wieder! Er muss wohl eine imponierende Persönlichkeit gewesen sein. Eine Säule der junge Kirche in Jerusalem. Ein Mann, erfüllt vom Glauben und voll des Hl. Geistes; ein mutiger Mensch und ein Mann der Tat, der seinen Feinden verzeihen konnte. Und so steht dieser hl. Stephanus stellvertretend für alle, die ihren Glauben ernst nehmen, für die der Glaube ganz wesentlich zum Leben gehört und die ihren Glauben wirklich leben. Und sagen wir ja nicht, das wäre selbstverständlich! Ganz im Gegenteil! Wer heute zu seinem Glauben steht, wird oft belächelt, für nicht voll genommen, als religiöser Spinner abgestempelt, verfolgt, diskriminiert und nicht selten sogar getötet. Denn wohlgemerkt: Das Christentum ist jene Religion, die heute weltweit am schärfsten verfolgt wird und am meisten Märtyrer zu beklagen hat! Stephanus steht aber auch für alle, die offen sind für das Wirken des Hl. Geistes und die diesem göttlichen Geist eine Chance geben in ihrem Leben; die mit seiner Kraft rechnen und die ihn anrufen, wenn es z. B. darum geht: Ja oder nein zu sagen; Ja zu allem, was aufbaut oder nein zu allem, was zerstört! Weiters steht Stephanus für alle, die Rückgrat haben und Zivilcourage, die mutig zu ihrer Überzeugung stehen und sich nicht nach dem richten, was momentan in ist; die kein Hehl daraus machen, dass sie Christen bzw. Christinnen sind; die ihre Komfortzone verlassen haben, sich einsetzen und sich deswegen auch der Kritik, dem Spott und Gelächter aussetzen!
Aber nicht genug damit! Stephanus steht genauso für jene, die sie sich „dem Dienst an den Tischen“ widmen, sich also im sozialen Bereich und vor allem auch für die Armen und Kranken engagieren, und das gerade auch in dieser schwierigen und schweren Zeit der Pandemie. Es sind dies die vielen Frauen und Männer, die anderen helfen als Ärzte, Krankenschwestern, Pfleger usw. in den Spitälern, aber auch daheim; und genauso alle, die durch ihren Einsatz das öffentliche und wirtschaftliche Leben aufrechterhalten und ermöglichen. Doch nicht zu vergessen: Stephanus steht ebenso für jene, die nicht zurückschlagen, austeilen und sich rächen und keine Gewalt anwenden, sondern vergeben, verzeihen, die Feindesliebe praktizieren und so den Kreislauf der Gewalt unterbrechen, weil sie sich den Seligpreisungen Jesu verpflichtet fühlen. Und nicht zuletzt steht Stephanus für alle, für die Weihnachten nicht ein romantisches Fest voller Nostalgie ist, weil sie wissen, dass Weihnachten Konsequenzen hat und dass Krippe und Kreuz zusammengehören.
Liebe Schwestern und Brüder!
Stephanus ist also ein faszinierender Heiliger, der höchst aktuell ist oder? Natürlich können wir ihn bewundern und bestaunen, aber noch viel wichtiger und besser ist, wenn wir versuchen, ihn nachzuahmen! Nachahmen aber heißt nicht kopieren. Das können wir auch gar nicht, denn wir sollen alle Originale bleiben. Darf ich zwei Vorschläge machen, die zeigen, was nachahmen heißen könnte? - Stephanus war zweifelsohne ein Zeuge für Christus! Das könnten und sollten auch wir sein! Zeugen für Christus sind wir dann, wenn wir im Auf und Ab des Lebens nicht nur bei IHM, sondern auch zu IHM stehen und bei IHM bleiben! Davonlaufen wäre oft viel leichter! Wer ehrlich versucht, so als Christ zu leben, dass wir diesen Namen auch verdienen, der oder die ist ein Zeuge bzw. eine Zeugin für Christus! Denn wohlgemerkt: Mitläufer gibt es genug, doch wirkliche Zeugen sind selten. Und mein zweiter Vorschlag im Blick auf den Hl. Stephanus lautet: Verzeihen ist besser als vergelten! Versöhnen besser als sich rächen! Wer das immer wieder probiert, ist kein Schwächling, sondern wie Stephanus ein Leuchtturm und Zeuge für den menschgewordenen Gottessohn! Und so rufen und beten wir: Hl. Stephanus, bitte für uns! Amen.