Mit Wahrheit gegen das Verdrängen

Versammlung vor dem Mahnmal zur Erinnerung an die Salzburger Bücherverbrennung 1938 mit Rednerin Brita Steinwendtner.
SALZBURG (eds) / In Erinnerung an die Salzburger Bücherverbrennung am 30. April 1938 organisiert die „Initiative Freies Wort“ eine jährliche Veranstaltung am Residenzplatz zu einem Thema, das Vergangenheit und Gegenwart verbindet. Heuer stand „Wahrheit“ im Mittelpunkt der Diskussion. Zahlreiche Kooperationspartner stehen der Initiative zur Seite, so auch die Katholische Aktion Salzburg. „Die Katholische Aktion ist eine verlässliche Partnerin, wenn es gegen die Gefährdung von Menschenwürde geht und beteiligt sich daher seit Jahren am Gedenken der Bücherverbrennung 1938 in Salzburg“, betont Elisabeth Mayer, KA-Präsidentin.
Erinnerungskultur und „Freies Wort“ in Salzburg
Rund 1.200 Bücher wurden vor 84 Jahren in Salzburg verbrannt. Betroffen waren nicht nur Werke von jüdischen, sondern auch von katholischen Autoren.
Erst vierzig Jahre später im Jahre 1987, erinnerte eine Initiative der Salzburger Autorengruppe (SAG) an diesen Vernichtungsakt. Danach fand im Jahre 2007 erneut eine Gedenkveranstaltung statt. Nach einigen weiteren Jahren wurde im April 2012 in Salzburg die neue "Initiative Freies Wort" durch Karl Müller (Universität Salzburg), Albert Lichtblau (Universität Salzburg), Tomas Friedmann (Literaturhaus Salzburg) ins Leben gerufen, mit dem Ziel eine zivilgesellschaftliche Plattform aufzubauen. Zum 75. Jahrestag, startete die Erinnerungsinitiative im April 2013 mit den Themen "Zivilcourage" und "Haltung".
Fake News vs. Wahrheit
Seit 24. Februar 2022 führt Russland gegen die Ukraine Krieg, der im eigenen Land nicht als Krieg bezeichnet werden darf und wenn doch drohen bis zu 15 Jahre Haft. Die russische Bevölkerung wird mit Desinformation und „Fake News“ verwirrt. Die Ereignisse in der Ukraine zeigen deshalb, wie wichtig das Thema „Wahrheit“ und der damit verbundenen Pressefreiheit sei. "Wir sind der Meinung, es ist ein zentraler Begriff der Gegenwart“, begründet Friedmann die Wahl der Thematik.
Was passiert mit einer Gesellschaft, die Fakten nicht mehr als solche erkennt, die etwa Krieg nicht mehr Krieg nennt? Was, wenn die Wahrheit zwischen "alternativen" und echten Tatsachen verloren geht? Wenn Desinformation und Populismus die Überhand gewinnen? Darüber diskutierten heute Barbara Blaha (Autorin sowie Gründerin/Leiterin des Thinktanks Momentum Institut), Ilija Trojanow (Schriftsteller und Übersetzer) und Mirjam Zadoff (Historikerin und Direktorin des NS-Dokumentationszentrums München) mit Moderator Günter Kaindlstorfer über die „Wahrheit“. Die Debatte war im Salzburg Museum und auch über Live-Stream mitzuverfolgen.
Rede vor dem Mahnmal am Residenzplatz und neue Glockenspiel-Klänge
Anschließend an die Podiumsdiskussion sprach die Salzburger Autorin Brita Steinwendter beim Mahnmal zur Bücherverbrennung. Die Schriftstellerin schloss die Veranstaltung mit einem Zitat von Heinrich Heine: „Dort wo Bücher brennen, verbrennen auch am Ende Menschen“.
Danach erklang anlässlich des Gedenkens die neu programmierte Glockenspiel-Komposition „Donna, Donna“, die noch einen Monat lang in der Stadt ertönen wird. Das Lied spiegelt die Situation der Jüdinnen und Juden wider, in dem geschrieben steht: „arme Kälbchen kann man fesseln und zum Schlachter schleppen hin. // Lacht der Wind, lacht und lacht und lacht, lacht den ganzen Tag darüber und noch die halbe Nacht/ Donaj, Donaj, Donaj... daj!“
KA-Präsidentin Mayer: „Es gilt Vorurteile, Stigmatisierung, Diskriminierung und Ausgrenzung zu bekämpfen!“
„Damals wurden nicht nur die Werke jüdischer SchriftstellerInnen von den Nationalsozialisten ins Feuer geworfen, sondern auch theologische Schriften und Bücher katholischer Autoren. Das gerade in Kriegszeiten aktuelle Thema "Wahrheit" hängt aus christlicher Sicht eng mit Menschenwürde zusammen. Nachdem Gott allein die Wahrheit ist, können wir uns dieser Wahrheit immer nur annähern und wer immer von sich behauptet, die Wahrheit zu besitzen, läuft Gefahr, die Menschenwürde und die Freiheit anderer zu verletzen. Vorurteile, Stigmatisierung, Diskriminierung und Ausgrenzung, die oft aus überzogenen Wahrheitsansprüchen folgen, gilt es zu bekämpfen“, appelliert Elisabeth Mayer. Auch in praktischer Hinsicht setzt die Katholische Aktion Akzente zur Bewahrung der Menschenwürde. So beispielsweise mit der Antidiskriminierungsstelle, der Plattform Menschenrechte, der Aktion Leben und den Friedensaktivitäten und der Katholischen Frauenbewegung zum Ukraine-Krieg.
Die Kooperationspartner
Salzburger Autorengruppe, Stefan Zweig Zentrum Salzburg, Stolpersteine Salzburg, Robert-Jungk-Bibliothek fur Zukunftsfragen, KZ-Verband/VdA Salzburg, Israelitische Kultusgemeinde Salzburg, Literaturhaus Salzburg, erinnern.at, Friedensburo Salzburg, Katholische Aktion Salzburg, Plattform fur Menschenrechte, Zentrum fur Judische Kulturgeschichte, Caritas Salzburg, Afro-Asiatisches Institut Salzburg (AAI), Diakonie Fluchtlingsdienst, Akzente, Arbeiterkammer Salzburg und Salzburg Museum mit freundlicher Unterstutzung durch Stadt und Land Salzburg sowie des BM Kunst und Kultur.
Weitere Informationen zur „Initiative Freies Wort“: www.literaturhaus-salzburg.at/