Mit vollem Einsatz
Salzburg-Liefering. Die Sterne, die am Dienstag in Liefering in den Schnee gepresst waren, zeigten: Hier waren die Sternsinger zu Besuch. „Es gibt viele in der Pfarre, die ganz gespannt darauf warten“, erzählt Martina Hammerer-Kastner. „Und die Kinder freuen sich, wenn sie anderen eine Freude machen können.“ Seit Hammerer vor 35 Jahren mit sieben Jahren begonnen hat, gab es für sie nur ein Jahr ohne Sternsingen. Inzwischen koordiniert die Gymnasiallehrerin die Aktion in ihrer Pfarre. Auch Tochter Elisa ist in das „Familiengeschäft“ hineingewachsen: Schon als Baby wurde sie im Kinderwagen mitgeschoben, mit vier schnupperte sie. „Und dann wollt ich nicht mehr weg“, erzählt die inzwischen Siebenjährige.
„In Liefering gibt es ein großes Miteinander. Da kennen sich die Leute“, sagt Hammerer. „Wir sind immer noch das Dorf in der Stadt.“ Doch das Dorf wächst: Wohnblöcke, neue Siedlungen entstehen. Zum ersten Mal lädt daher das Provinzenzheim die Sternsinger auf seine Terrasse, wo diese den Menschen aus der umliegenden Siedlung ihre Segenswünsche für das neue Jahr überbringen.
„Wir können etwas bewirken“
Salzburgweit sind 10.000 Engagierte an der Dreikönigsaktion beteiligt: als Begleiter, wenn es darum geht Kleider zu nähen und Lieder einzustudieren – und natürlich die Kinder selbst. 67 Könige zwischen drei und 15 Jahren tummelten sich dieses Jahr im Baldehof in Liefering: Am 2. Jänner zogen die Kinder mit Segenswünschen von Haus zu Haus. Schon seit dem letzten Novemberwochenende wurde geprobt.
Ein eingespieltes Team sind Julia und Lia. Insgesamt zehn Jahre wollen sie Zeichen für eine gerechtere Welt setzen; im Kindergarten haben die 13-Jährigen damit angefangen. Zur Gruppe dazugestoßen sind inzwischen auch die kleinen Geschwister von Lia: der zehnjährige Lion und die fünfjährige Emelie. Auch wenn es anstrengend sein kann, den ganzen Tag zu singen, bei Regen und Schnee von Haus zu Haus zu ziehen und viele Stockwerke zu erklimmen – für sie ist es nicht nur der Spaß, der sie jedes Jahr wieder zum Sternsingen bringt. „Wir können etwas bewirken mit dem Tag“, betont Julia.
Erlebt hat das Grüppchen schon einiges: Im Vorjahr haben sie genauso wie heuer für die Grenzler an der Grenze zu Freilassing gesungen, einmal löste der Weihrauch den Feueralarm aus, vor zwei Jahren kamen sie auf Youtube. Auch im Dom und im ORF hatten sie schon Auftritte.
900 Euro – so viel haben Julia, Lia, Lion und Emelie vor einem Jahr an nur einem Tag ersungen. Insgesamt sind in der Pfarre 10.300 Euro zusammengekommen. „Das zu toppen ist für uns eine Challenge“, sagt Lia. Ob sie diese Herausforderung gemeis-tert haben, erfahren die Kinder am 5. Jänner bei der Vorabendmesse: Dann ziehen sie alle in ihren Königsgewändern in die Pfarrkirche ein, gestalten die Messe mit und Pfarrer Georg Neureiter verkündet das Ergebnis. „Es ist schon beeindruckend, was Kinder fast ohne mediale Präsenz bewirken können“, staunt Hammerer, „16,7 Millionen Euro wurden im Vorjahr ersungen – deutlich mehr als etwa bei Licht ins Dunkel zusammengekommen ist.“
Foto (Hammerer): „Das Geld, das Sie den Sternsingern geben, gibt Menschen Hoffnung auf ein besseres Leben. Viel Glück und viel Segen im neuen Jahr“ – das wünschen Caspar, Melchior und Balthasar aus der Pfarre Salzburg-Liefering. Julia, Lia, Emelie und Lion waren am 2. Jänner wie im Vorjahr auch an der Grenze zu Freilassing unterwegs.