„Mit Mut und Gottvertrauen“

Salzburg/Daegu. Die Freundschaft mit Salzburg bedeutet sehr viel: für meine Heimatdiözese und für mich ganz persönlich. Das sagt Udalrika Ok-Bun Lee aus dem südkoreanischen Daegu, mit der die Erzdiözese Salzburg seit mehr als 50 Jahren partnerschaftlich verbunden ist. Die pensionierte Professorin für Pädagogik und Psychologie bewegt sich seit vielen Jahren auf zwei Kontinenten und baut Brücken zwischen Asien und Europa. Warum ihr Herz besonders an Salzburg hängt, hat sie bei ihrem jüngsten Besuch verraten.
Ihre ersten Schritte in der „anderen“ Welt macht die junge Südkoreanerin in Köln. „Ich habe das erste Mal Korea verlassen, bin das erste Mal geflogen, habe das erste Mal ausländisches Essen probiert…“, zählt Udalrika Ok-Bun Lee ihre vielen „ersten Male“ auf und erinnert sich lachend an die Erkenntnis von damals: „Der Mensch kann also auch ganz anders leben.“ Heute ist ihr manches Verhalten in Europa sogar vertrauter als in ihrem Geburtsland und sie schwärmt: „In Deutschland und Österreich schätze ich die Verlässlichkeit sehr. Ein Ja ist ein Ja. Das gefällt mir.“ Von 1972 bis 1982 studierte sie in Köln und in Aachen. Parallel arbeitete sie schon als Sozialarbeiterin und kümmerte sich um Südkoreaner in Deutschland, vor allem Bergleute und Krankenschwestern. „Anfangs war es für die Leute sehr schwer, sie mussten sich ja in einer ganz anderen Kultur zurechtfinden. Ich versuchte alles, es ihnen etwas leichter zu machen.“
Erwachsenenbildung als Lebensaufgabe
Ihren Aufenthalt in Europa prägte neben dem Studium und dem Dasein für ihre Landsleute noch etwas: Erwachsenenbildung. „Das gab es in Korea nicht. Ich wusste nur: Das kann doch nicht vom Himmel fallen und habe beschlossen soviel darüber zu lernen wie nur möglich.“ Die Erwachsenenbildung, die sie als Beitrag zum Frieden in Korea und der Welt sieht, wurde zu ihrer Lebensaufgabe. Dass es heute in Daegu ein Frauenbildungszentrum gibt, eine Seniorenbildungsakademie oder Elternkurse ist vor allem ihr Verdienst. „Wir haben auch eine Schwiegerelternschule. Hier geht es vor allem um Lösungen für Generationenprobleme“, berichtet Ok-Bun Lee von einem Angebot, das besoders gut ankommt.
Die Offenheit für Neues und lebenslanges Lernen prägen Ok-Bun Lee nach wie vor. Immer wieder holt sie sich dabei Impulse aus der Partnerdiözese. Nicht zuletzt durch Emma Freisinger fühlt sie sich der Erzdiözese Salzburg sehr verbunden. „Emma hat so viel für Daegu und vor allem die Leprakranken getan. Sie kam in einer Zeit, in der es sehr schwer war. Nach dem Zweiten Weltkrieg war Südkorea das zweitärmste Land der Welt. Unvorstellbar welcher Wirtschaftsaufschwung folgte“, erinnert Udalrika Ok-Bun Lee an die Missionarin aus Ebbs und die rasante Entwicklung ihrer Heimat.
Südkorea ist bei neuen Technologien immer wieder Vorreiter, doch in Sachen Erwachsenenbildung sieht Ok-Bun Lee Salzburg vorne. „Die Erzdiözese ist mit ihrer Erwachsenenbildung ein großes Vorbild. Bei Besuchen habe ich das Katholische Bildungswerk, das Tagungshaus Wörgl und das Bildungszentrum St. Virgil kennen gelernt. Etwas Vergleichbares haben wir in Daegu nicht“, bedauert die emeritierte Professorin, die vierzehn Jahre lang, als erste Frau, an der Theologischen Hochschule Pädagogik und Psychologie unterrichtete. Gerade ist sie dabei als Pionierin abermals ein unbekanntes Feld zu erobern. „Mit der Katholischen Akademie möchte ich ein Programm zur demokratischen Bürgerbildung umsetzen.“
Stärke aus Verbindung zu Salzburg
Ihr Mut und ihre Zuversicht erklärt Ok-Bun Lee kommt aus dem katholischen Glauben. Sie wurde wie so viele in Südkorea nicht im Babyalter, sondern als Erwachsene getauft. „Am 24. Dezember 1959 fand meine Taufe statt. Bis dahin war der Konfuzianismus in meiner Familie bestimmend. Das änderte sich. Mein Vater ließ sich im Alter von 90 Jahren noch taufen.“ Insgesamt sind rund elf Prozent der 51 Millionen Einwohner Katholiken. Für Udalrika Ok-Bun Lee ist ein Leben ohne Glauben und Kirche nicht vorstellbar. „Stärke geben mir auch die guten Freundschaften zu den gläubigen Menschen in Salzburg“, sagt sie und verspricht: „Ich komme immer wieder zurück.“
Partnerdiözesen seit mehr als 50 Jahren
Seit 1968 ist die Erzdiözese Salzburg mit Daegu in Südkorea, Bokungu-Ikela in der Dem. Republik Kongo und San Ignacio de Velasco in Bolivien partnerschaftlich verbunden.
- Am Montag, 6. Jänner, begehen die vier Diözesen auf vier Kontinenten traditionell den Tag der Partnerdiözesen. Die Erzdiözese Salzburg feiert mit einem Gottesdienst im Dom, 10 Uhr. Erzbischof Franz Lackner begrüßt heuer den neuen Bischof aus Bokungu-Ikela: Bischof Toussaint Iluku Bolumbu.
- Am Mittwoch, 8. Jänner, ist der Bischof aus der Partnerdiözese im Kongo zu Gast im Bondeko: 19 Uhr, Schönleitenstraße 1, Salzburg.
Foto: Udalrika Ok-Bun Lee kommt aus Daegu in Südkorea. Sie ist eine der vielen Menschen, die dafür sorgen, dass die Partnerschaft zwischen Salzburg und Daegu lebendig bleibt.
Foto: RB/ibu