Mit Humor allen Lebenslagen trotzen

Salzburg. Kommt der Dalmatiner in den Supermarkt. Fragt die Verkäuferin: Sammeln Sie Punkte? Alle kennen gute Witzerzähler oder schlagfertige Menschen. So jemanden lädt man gerne ein, Clowninnen und Clowns sind unendlich neugierig. Sie können noch staunen und Staunen gilt als Anfang jeder Philosophie und auch jeder Religion. Deshalb gehen wir in meinen Kursen auch in Kirchen – mit roter Nase und so, als hätten wir noch nie eine Kirche von innen gesehen. Darauf können sich sogar langjährige Pfarrer/innen und Pastoralassistent/innen einlassen. Und es ist erstaunlich, was sie dabei alles neu entdecken. Solche Erfahrungen sind der Ausgangspunkt von äußerst anspruchsvollen theologischen Debatten im Lehrgang.
Beim Humor geht es in erster Linie um eine Haltung oder um einen gewissen Sinn. Humor ist ein Selbstverhältnis und ein Verhalten, und das nicht allgemein, sondern in ganz bestimmten Situationen. In Situationen nämlich, in denen es überhaupt nichts zu lachen gibt. Treffend auf den Punkt gebracht mit folgendem Ausspruch von Sigmund Graff: „Humor wächst auf dem Mist, der mir die Luft verpestet.“ Humor ist eine Haltung, die man einnehmen kann. Sie ist nicht einfach angeboren. Ich finde, Humor hilft auch die Deutungsmacht über eine selbst erlittene Not aufrecht zu erhalten. Mit Humor bleibe ich Subjekt und bin weniger meiner Lage ausgeliefert. Zur Clownerie gehört aber auch das Scheitern. Eben weil Clowns oft keine gute Figur abgeben! Sie sind gerade nicht perfekt und stellen somit auch ein Gegenmodell zum derzeitigen Anspruch nach Perfektionierung dar. In ihrem Überschwang und ihrer Offenheit stellen sie Regeln und Konventionen in Frage, schlicht indem sie spielerisch damit umgehen. Wer sich darin übt, verspürt Lust an dieser Freiheit und mag sie auch in den Alltag übertragen. Das geht auch ganz ohne rote Nase.
Das auf den ersten Blick so harmlos klingende Wort Humor hat es also in sich. Humor markiert eine politische und weltanschauliche Position verbunden mit einem Menschenbild, das dem der Nächstenliebe gleicht. Humor bewährt sich als Lebenshaltung angesichts schwieriger Umstände und zielt auf gemeinsames Lachen ab – auf Augenhöhe, und sei es ein Lachen mit mir selbst. Gisela Matthiae
TIPP: Lehrgang „Clownerie auf der Bühne des Lebens“, 10. März – 26. Oktober (fünf Termine), 1.850 €. Schriftliche Bewerbung bis 30. Jänner an maria.traunmueller@virgil.at
Bildtext: Oft wird behauptet, Humor sei Unernst, doch das stimmt nicht, sagt Matthiae. „Humor nimmt sich selbst, die Welt und die Missstände ernst, aber eben nicht zu sehr.“ Nicht zu ernst zeigt sich auch das Frauenkircherl in Erding zur Faschingszeit. Foto: Thomas Rettberg/pixelio.de