Lesungen und Kommentar zum Sonntag, 19. Juli

1. Lesung: Jer 23, 1–6
Weh den Hirten, die die Schafe meiner Weide zugrunde richten und zerstreuen – Spruch des Herrn. Darum – so spricht der Herr, der Gott Israels, über die Hirten, die mein Volk weiden: Ihr habt meine Schafe zerstreut und versprengt und habt euch nicht um sie gekümmert. Jetzt ziehe ich euch zur Rechenschaft wegen eurer bösen Taten – Spruch des Herrn.
Ich selbst aber sammle den Rest meiner Schafe aus allen Ländern, wohin ich sie versprengt habe. Ich bringe sie zurück auf ihre Weide; sie sollen fruchtbar sein und sich vermehren. Ich werde für sie Hirten bestellen, die sie weiden, und sie werden sich nicht mehr fürchten und ängstigen und nicht mehr verloren- gehen – Spruch des Herrn.
Seht, es kommen Tage – Spruch des Herrn –, da werde ich für David einen gerechten Spross erwecken. Er wird als König herrschen und weise handeln, für Recht und Gerechtigkeit wird er sorgen im Land. In seinen Tagen wird Juda gerettet werden, Israel kann in Sicherheit wohnen. Man wird ihm den Namen geben: Der Herr ist unsere Gerechtigkeit.
2. Lesung: Eph 2, 13–18
Jetzt seid ihr, die ihr einst in der Ferne wart, durch Christus Jesus, nämlich durch sein Blut, in die Nähe gekommen. Denn er ist unser Friede. Er vereinigte die beiden Teile – Juden und Heiden – und riss durch sein Sterben die trennende Wand der Feindschaft nieder. Er hob das Gesetz samt seinen Geboten und Forderungen auf, um die zwei in seiner Person zu dem einen neuen Menschen zu machen.
Er stiftete Frieden und versöhnte die beiden durch das Kreuz mit Gott in einem einzigen Leib. Er hat in seiner Person die Feindschaft getötet. Er kam und verkündete den Frieden: euch, den Fernen, und uns, den Nahen. Durch ihn haben wir beide in dem einen Geist Zugang zum Vater.
Evangelium: Mk 6, 30–34
In jener Zeit versammelten sich die Apostel, die Jesus ausgesandt hatte, wieder bei ihm und berichteten ihm alles, was sie getan und gelehrt hatten. Da sagte er zu ihnen: Kommt mit an einen einsamen Ort, wo wir allein sind, und ruht ein wenig aus. Denn sie fanden nicht einmal Zeit zum Essen, so zahlreich waren die Leute, die kamen und gingen. Sie fuhren also mit dem Boot in eine einsame Gegend, um allein zu sein. Aber man sah sie abfahren, und viele erfuhren davon; sie liefen zu Fuß aus allen Städten dorthin und kamen noch vor ihnen an. Als er ausstieg und die vielen Menschen sah, hatte er Mitleid mit ihnen; denn sie waren wie Schafe, die keinen Hirten haben. Und er lehrte sie lange.
Kommentar zum Evangelium: Trainingsprogramm wählen!
„Wellness ist Leben in Motion. Wellness ist innere Balance. Wellness für ein längeres Leben.“ Mit solchen Hinweisen auf dem Display modernster Fitnessbikes werden gesundheitsbewusste Kunden in Sportstudios auf die Trainingseinheit eingestimmt. Bei solchen Aussichten entscheidet man sich ja gern für den Sport, stellt sein Programm ein und beginnt die Plagerei. Die Verheißungen der Fitnessindustrie lösen natürlich nur unzureichend ein, was sie versprechen.
Das Trainingsprogramm der Jüngerschaft Jesu hingegen vermag solches. Die Jünger kommen von ihrer bewegenden ersten Missionstätigkeit zurück. Sie erzählen von ihren Eindrücken und Erfolgen. Das Auf-dem-Weg-Sein mit der Botschaft Jesu ist wirklich „in Motion“, Bewegung, die wiederum alles in Bewegung setzt.
Die Trägheit der Gleichgültigkeit, des Zweifels und Bangens vergeht und der Auftrag Jesu baut in den Menschen das Reich Gottes auf. Das Reich Gottes ist Leben in Motion. Damit die Arbeit für den Herrn nicht erschöpft und dann oberflächliche Geschäftigkeit wird, ordnet Jesus eine Erholung an. Der einsame Ort, das Alleinsein in der Gemeinschaft der Freunde und das Ausruhen dienen nicht dem Nichtstun. Das belebende Zusammensein mit Jesus ist eine noch wichtigere Form der Bewegung. Seine Aufmerksamkeit und Fürsorge bewegen das Herz und stärken die inneren Kräfte. Die Nähe Jesu ist innere Balance.
Aber es bewahrheitet sich an beiden Orten, den, den sie verlassen, und den, den sie aufsuchen, was Jesus an anderer Stelle sagt: „Die Ernte ist groß.“ Den Menschen damals und heute geht es um ein längeres Leben. Es wird ein Leben gesucht, das frei ist von inneren und äußeren Nöten und das es auch mit der Kurzlebigkeit der Welt aufnehmen kann, das nicht nur länger, sondern ewig währt. Leben also in Fülle. Angetrieben durch sein übergroßes Mitleid beginnt Jesus von neuem sich auszuteilen. Denn er ist eben mehr als ein Lebenscoach oder Wellnesstrainer.
Wenn Jesus das Evangelium verkündet, dann gibt er sich selbst, schenkt sich den Menschen, wird Hirte für die Schafe. Der Herr ist das ewige Leben. Langlebigkeit, innere Balance, bewegendes und bewegtes Leben wollen nicht nur Sportler, sondern Jesus hat diese Ziele für sein Trainingsprogramm gesetzt. Wählen wir es auch!
Mag. Gottfried Grengel ist Pfarrprovisor für Adnet und Krispl <link>redaktion@rupertusblatt.at