Lesungen und Kommentar zum Sonntag, 15. November 2015

Die Katastrophen der Natur und der Geschichte sind noch nicht das Endgericht. Sie laufen ihm voraus. Das Ereignis, das wir erwarten und für das wir uns bereitmachen sollen, ist das Kommen des Menschensohnes. Wie das sein wird, können wir uns nicht ausmalen; sicher nicht so, wie es auf alten und neuen Gemälden dargestellt wird. Es wird größer sein, göttlicher und menschlicher. Wo die Klarheit Gottes aufleuchtet, sind alle Fragen beantwortet, alle Taten gerichtet.
1. Lesung: Dan 12, 1–3
In jener Zeit tritt Michael auf, der große Engelfürst, der für die Söhne deines Volkes eintritt. Dann kommt eine Zeit der Not, wie noch keine da war, seit es Völker gibt, bis zu jener Zeit. Doch dein Volk wird in jener Zeit gerettet, jeder, der im Buch verzeichnet ist.
Von denen, die im Land des Staubes schlafen, werden viele erwachen, die einen zum ewigen Leben, die anderen zur Schmach, zu ewigem Abscheu. Die Verständigen werden strahlen, wie der Himmel strahlt; und die Männer, die viele zum rechten Tun geführt haben, werden immer und ewig wie die Sterne leuchten. 2.
Lesung: Hebr 10, 11–14.18
Jeder Priester des Alten Bundes steht Tag für Tag da, versieht seinen Dienst und bringt viele Male die gleichen Opfer dar, die doch niemals Sünden wegnehmen können. Jesus Christus aber hat nur ein einziges Opfer für die Sünden dargebracht und sich dann für immer zur Rechten Gottes gesetzt; seitdem wartet er, bis seine Feinde ihm als Schemel unter die Füße gelegt werden. Denn durch ein einziges Opfer hat er die, die geheiligt werden, für immer zur Vollendung geführt. Wo aber die Sünden vergeben sind, da gibt es kein Sündopfer mehr.
Evangelium: Mk 13, 24–32
In jenen Tagen, nach der großen Not, wird sich die Sonne verfinstern, und der Mond wird nicht mehr scheinen; die Sterne werden vom Himmel fallen, und die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden. Dann wird man den Menschensohn mit großer Macht und Herrlichkeit auf den Wolken kommen sehen. Und er wird die Engel aussenden und die von ihm Auserwählten aus allen vier Windrichtungen zusammenführen, vom Ende der Erde bis zum Ende des Himmels. Lernt etwas aus dem Vergleich mit dem Feigenbaum! Sobald seine Zweige saftig werden und Blätter treiben, wisst ihr, dass der Sommer nahe ist.
Genauso sollt ihr erkennen, wenn ihr all das geschehen seht, dass das Ende vor der Tür steht. Amen, ich sage euch: Diese Generation wird nicht vergehen, bis das alles eintrifft. Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen. Doch jenen Tag und jene Stunde kennt niemand, auch nicht die Engel im Himmel, nicht einmal der Sohn, sondern nur der Vater.
Kommentar zum Evangelium
Sterne, die vom Himmel fallen
Am Ende des Kirchenjahres hören wir an diesem Sonntag eine Evangelienstelle aus den Endzeitberichten. Was wir lesen hört sich alles andere als gemütlich an. Da wird uns schier der Boden unter den Füßen weggezogen, denn wenn uns die Sonne nicht mehr scheint, können wir auf der Erde nicht überleben. Es wird hier also angekündigt, dass uns jede Lebensgrundlage genommen wird. Auch die Sterne werden vom Himmel fallen!
Lieber Leser, wir alle erleben im Laufe unseres Lebens, dass viele unserer Träume zerplatzen und man könnte sagen, unsere persönlichen Sterne einer nach dem anderen vom Himmel fallen.
„Wenn all das beginnt, dann richtet euch auf und erhebt eure Häupter; denn eure Erlösung ist nahe. (Lk 21,28)
Wie geht es Ihnen mit diesem Bild? Es könnte zunächst angsteinflößend wirken. Aber was ist hier wirklich der Punkt? Wir sollen die Zeichen der Zeit erkennen, aber was sind diese? Wir alle haben nur eine begrenzte Zeit auf dieser Welt und dann wird uns die kosmische Sonne nicht mehr scheinen. Wir erleben Erschütterungen und viele unserer persönlichen Sterne sind schon vom Himmel unserer Wünsche und Träume heruntergefallen.
Jetzt aber kommt noch eine andere Wirklichkeit: Wir glauben doch an Gott und beten in jedem Vater Unser dass „sein Reich komme“. Nehmen wir das ernst? Je ernster wir es meinen umso weniger wird uns das machtvolle Bild von der Wiederkunft Christi in diesem Evangelium Angst machen, und umso mehr mit Freude erfüllen.
Frank Cöppicus-Röttger ist Stadtpfarrer von Radstadt, steht dem Pfarrverband Radstadt–Forstau–Untertauern vor und arbeitet bei Radio Maria Österreich.
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