Lesungen und Kommentar zum Sonntag, 13.September 2015

Wer ist dieser Jesus eigentlich? Ein Handwerker aus Nazaret – ein Wanderprediger – ein Träumer – ein Prophet? Simon Petrus antwortet: Du bist der Messias. Jesus selbst aber nennt sich den „Menschensohn“. Er ist der Messias, der erwartete Retter, aber nicht der glanzvolle Messias hochgespannter Erwartungen, sondern der Menschensohn, der durch Leiden und Tod gehen wird. Und wer an ihn glaubt, folgt ihm auf seinem Weg!
1. Lesung: Jes 50, 5–9a
Gott, der Herr, hat mir das Ohr geöffnet. Ich aber wehrte mich nicht und wich nicht zurück. Ich hielt meinen Rücken denen hin, die mich schlugen, und denen, die mir den Bart ausrissen, meine Wangen. Mein Gesicht verbarg ich nicht vor Schmähungen und Speichel.
Doch Gott, der Herr, wird mir helfen; darum werde ich nicht in Schande enden. Deshalb mache ich mein Gesicht hart wie einen Kiesel; ich weiß, dass ich nicht in Schande gerate. Er, der mich freispricht, ist nahe. Wer wagt es, mit mir zu streiten? Lasst uns zusammen vortreten! Wer ist mein Gegner im Rechtsstreit? Er trete zu mir heran. Seht her, Gott, der Herr, wird mir helfen.
2. Lesung: Jak 2, 14–18
Meine Brüder, was nützt es, wenn einer sagt, er habe Glauben, aber es fehlen die Werke? Kann etwa der Glaube ihn retten? Wenn ein Bruder oder eine Schwester ohne Kleidungist und ohne das tägliche Brot und einer von euch zu ihnen sagt: Geht in Frieden, wärmt und sättigt euch!, ihr gebt ihnen aber nicht, was sie zum Leben brauchen – was nützt das? So ist auch der Glaube für sich allein tot, wenn er nicht Werke vorzuweisen hat. Nun könnte einer sagen: Du hast Glauben, und ich kann Werke vorweisen; zeig mir deinen Glauben ohne die Werke, und ich zeige dir meinen Glauben aufgrund der Werke.
Evangelium: Mk 8, 27–35
In jener Zeit ging Jesus mit seinen Jüngern in die Dörfer bei Cäsarea Philippi. Unterwegs fragte er die Jünger: Für wen halten mich die Menschen? Sie sagten zu ihm: Einige für Johannes den Täufer, andere für Elija, wieder andere für sonst einen von den Propheten. Da fragte er sie: Ihr aber, für wen haltet ihr mich? Simon Petrus antwortete ihm: Du bist der Messias! Doch er verbot ihnen, mit jemand über ihn zu sprechen. Dann begann er, sie darüber zu belehren, der Menschensohn müsse vieles erleiden und von den Ältesten, den Hohenpriestern und den Schriftgelehrten verworfen werden; er werde getötet, aber nach drei Tagen werde er auferstehen. Und er redete ganz offen darüber.
Da nahm ihn Petrus beiseite und machte ihm Vorwürfe. Jesus wandte sich um, sah seine Jünger an und wies Petrus mit den Worten zurecht: Weg mit dir, Satan, geh mir aus den Augen! Denn du hast nicht das im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen. Er rief die Volksmenge und seine Jünger zu sich und sagte: Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen und um des Evangeliums willen verliert, wird es retten
Kommentar zum Evangelium
Und er redete ganz offen darüber
„Das Gute wird gewinnen“, „Wenn ich mich richtig verhalte, wird Gott mir helfen, meine Ziele zu erreichen“, „Erfolgreiches Handeln zeugt vom Segen Gottes“, „Wenn du mit dir im Reinen bist, kann dir nichts etwas anhaben“. Ähnlich dachten vermutlich auch manche Zuhörer Jesu.
Die Begeisterung, den Messias oder zumindest einen Propheten gefunden zu haben, lässt die Erwartungen an das persönliche und gesellschaftliche Glück rasch anwachsen. Es ist ein wenig, wie wenn man auf das schnellste Pferd gesetzt hat. Man fühlt sich auf der sicheren Seite, hat die richtige Partei gewählt, gehört zu den Siegern. Doch dann kommt alles anders: Anstatt des erwarteten Triumphes, der Durchsetzung der gerechten Ziele, kommt die Ankündigung des Leidens.
In der Parallelstelle im Matthäusevangelium antwortet Jesus auf das Messiasbekenntnis des Apostels Petrus mit dessen Seligpreisung und der Schlüsselübergabe. Hier bei Markus folgt jedoch neben der Leidensankündigung die scharfe Zurückweisung des Petrus. Die Schlüsselgewalt und die Hingabe des Lebens gehören zusammen, kirchliche Autorität ist nur legitim als Autorität des Dienens.
Es ist aber nicht nur Petrus, der im Evangelium scharf getadelt wird und seinen Platz hinter Jesus zugewiesen bekommt. Wer mit Jesus geht und dabei nach Vorteilen oder Nützlichkeit schielt, muss enttäuscht werden. Die Nachfolge Jesu kommt offenbar nicht am Scheitern der eigenen Ziele, am Leiden, am Kreuz vorbei. Da wir in der Hoffnung auf ein besseres Leben existieren, fällt es natürlich unsäglich schwer, die Aufforderung Jesu, sich selbst zu verleugnen, anzunehmen.
Mit dem Auftrag, sein Kreuz auf sich zu nehmen, stellt sich auch die Frage nach Sünde und Schuld. Die Anhäufung und Verstrickung in Schuld und Sünde ist nicht ein Thema allein für die anderen, sondern zunächst vor allem für mich selbst. Den Gestus der eigenen Überlegenheit auch im entschiedenen Kampf gegen Missstände und Böses aufzugeben, verlangt – immer wieder neu – alles ab. Der Anspruch Jesu scheint die Menschen unendlich zu überfordern: Wer kann ihn erfüllen? Doch bei Gott wird alles möglich. Wer die Hingabe im Sinne Jesu vollzieht, wird das Leben gewinnen.
Diakon Albert Hötzer ist Pfarrassistent in Siezenheim.<link>redaktion@rupertusblatt.at