Der junge Mensch und die Botschaft des Evangeliums. „Das ist und bleibt der Ausgangspunkt im Religionsunterricht, auch wenn die Herausforderungen sich verändern“, betont Josef Rupprechter. Seit kurzem ist der Direktor des Katechetischen Amtes in der Erzdiözese Salzburg neuer „Sprecher“ der Schulämter in Österreich.
Salzburg. Kompetenzorientierung, Standardisierung, Schulautonomie, Lehrerbildung… und dabei die Forderung nach Kostenneutralität oder anders ausgedrückt Einsparungsmaßnahmen. „Es gibt ein bisschen was zu tun“, stapelt Josef Rupprechter tief und holt den Ordner mit der Überschrift „Bildungsreform“ hervor. Die Unterlagen gelte es auf das hin anzuschauen, „inwieweit sie katholische Privatschulen, kirchlich pädagogische Hochschulen und den Religionsunterricht betreffen“, so der gebürtige Wörgler, Vater von drei Kindern und dreifache Opa, der seit 1974 Religionslehrer ist, aber stets nicht „nur“ wie ein Blick auf seinen Lebenslauf zeigt: Erzieher, Lehrender, Referent für Katholische Privatschulen und Marchtal-Pädagogik, Direktor des Katechetischen Amtes und jetzt geschäftsführender Leiter des Interdiözesanen Amtes für Unterricht und Erziehung (IDA), wie seine neue Tätigkeit ganz korrekt heißt. Gewählt wurde er aus dem Kreis der Schulamtsleiter in Österreich. Dabei die unterschiedlichen Situationen von Vorarlberg bis Wien im Auge zu haben, sei eine der Herausforderungen, die in Zeiten des Sparens nicht gerade knapp sind. Was die aktuelle Bildungspolitik betrifft, sehe er jedenfalls eine Grenze erreicht und zum Teil überschritten, „wenn für grundlegende Voraussetzungen wie in der Lehreraus- und fortbildung oder für Schwerpunktsetzungen in den Schulen keine Finanzierung mehr möglich ist“.
Religionsunterricht ist und bleibt wichtig
Die Notwendigkeit und Bedeutung des Religionsunterrichts stellt Rupprechter klar heraus. „Ja, Religion ist eine persönliche Entscheidung. Doch diese Privatsache darf und soll sich auch öffentlich zeigen.“ Das gehöre zum Wesen und Grundrecht der Religionsfreiheit. „Der Staat sagt: Wenn jemand einer Religionsgemeinschaft angehört, dann muss er die Gelegenheit haben, dass er in seiner Religion gefördert wird. Unser Schulsystem nimmt das ernst und ermöglicht den unterschiedlichen Glaubensgemeinschaften unter bestimmten Bedingungen eine wichtige Dimension des Menschseins wahrzunehmen.“ Weltweit sei Religion ein ganz selbstverständlicher Bestandteil des Alltags, selbst wenn die Bedeutung in Europa in den vergangenen Jahren abgenommen habe. „Vor zehn Jahren haben wir uns gewundert , dass in Wien der Anteil der Katholiken bei weniger als 50 Prozent liegt. Was die katholischen Schüler angeht, sind wir nun in der Stadt Salzburg selber dort“, weiß der Theologe und Pädagoge, der jedoch hinzufügt. „Im Lungau oder in Tirol sieht das natürlich anders aus.“
Als entscheidende Aufgabe der Zukunft nennt Rupprechter den Dialog mit Anders- oder Nichtglaubenden. „Alles andere ist nicht zielführend. Wobei Dialog verlangt, zunächst einen eigenen Standpunkt zu haben. Unsere Kinder und Jugendlichen müssen im Glauben Bescheid wissen oder wie Kardinal Schönborn wiederholt erklärte, auskunftsfähig sein.“ Dazu brauche es den konfessionellen Religionsunterricht, der sich „immer vom Elternrecht ableitet. Eltern haben das Recht die religiöse Bildung ihrer Kinder zu bestimmen. Wir unterstützen sie dabei“.
„Laden wir die anderen ein“
Dass wir uns der Pluralität in der Gesellschaft stellen müssen ist für Josef Rupprechter unumgänglich. „Es wäre fatal, die Augen zu verschließen. Wir dürfen nicht so tun, als wären die Menschen, die jetzt in unser Land kommen ohne Religion und Kultur.“ Was das für die Schule heiße, müsse noch weiter „durchbuchstabiert“ werden. Wie sieht es zum Beispiel mit Festen wie Weihnachten oder Ostern aus? „Laden wir die anderen ein, das mit uns zu feiern, so wie wir uns von den Muslimen einladen lassen zum Fastenbrechen.“ Klassische Vorgabe sei das 1986 vom Papst initiierte Weltgebetstreffen für den Frieden in Assisi mit Vertretern verschiedener Religionen. „Sie haben nicht verzweifelt versucht, ein Gebet zu finden, dem alle zustimmen können. Jede Gruppe hat in ihrer eigenen Art und Weise gebetet, während die anderen zuhörten“, erzählt Rupprechter.
Hintergrund
KR Mag. Josef Rupprechter ist seit 2005 Direktor des Katechetischen Amtes in der Erzdiözese Salzburg. Seit kurzem ist er auch Vorsitzender des „Interdiözesanen Amtes für Unterricht und Erziehung“ (IDA) der Österreichischen Bischofskonferenz. IDA vernetzt die Schulämter in Österreich sowie das Amt für Katechese und Bildung in Südtirol. Rupprechter ist als geschäftsführender Leiter zuständig für die Wahrnehmung und Wahrung aller schulpolitischen Interessen der Kirche auf Bundesebene, den Verkündigungsauftrag der Kirche im Religionsunterricht, für die Angelegenheiten der Katholischen Privatschulen und für alle, die im Religionsunterricht tätig sind. In Österreich gibt es rund 7.300 ReligionslehrerInnen; katholische Privatschulen besuchen rund 70.000 Mädchen und Burschen.