Katholische Kirche trauert um Erhard Busek

Erhard Busek beim Europäischen Forum Alpbach 2010.
WIEN (kap) / Trauer herrscht auch in der Katholischen Kirche über den Tod von Erhard Busek. Der ehemalige Vizekanzler und katholische Intellektuelle starb unerwartet am Sonntag kurz vor seinem 81. Geburtstag in Wien, wie das Institut für den Donauraum und Mitteleuropa am Montag mitteilte. Neben den zahlreichen politischen Funktionen des Bundesparteiobmanns der ÖVP von 1991 bis 1995 war Busek ein überaus engagierter, zugleich kritischer und loyaler Katholik. Seine ersten politischen Erfahrungen machte der gebürtige Wiener in katholischen Jugendorganisationen und setzte sich immer wieder für Reformen in der Kirche ein. Die Katholische Aktion Österreich (KAÖ) bekundete dem Verstorbenen am Montag Respekt und seinen Hinterbliebenen ihre Anteilnahme.
Erzbischof Lackner "tief betroffen" über Tod Erhard Buseks
Die Nachricht vom Tod Erhard Buseks habe er "mit großer Betroffenheit aufgenommen". Wie der Salzburger Erzbischof und Vorsitzender der Österreichischen Bischofskonferenz, Franz Lackner, am Montag gegenüber Kathpress sagte, verliere nicht nur die österreichische Politik mit Busek eine ihrer prägenden Figuren - "der Kontinent verliert einen überzeugten und leidenschaftlichen Europäer, wir verlieren einen loyalen und engagierten Bruder im Glauben".
Lackner äußerte sich am Rande der am Montag in Matrei am Brenner beginnenden Frühjahrsvollversammlung der österreichischen Bischöfe, davor hatte bereits der Quarantäne-bedingt fehlende Kardinal Christoph Schönborn seine Trauer bekundet.
Erhard Buseks umfangreiches und vielseitiges Wirken lasse sich nur schwer in kurze Worte fassen, hielt der Salzburger Erzbischof fest. Schon seit seiner Jugend sei er aus dem Glauben heraus aktiv gewesen, seine christlich-soziale Einstellung sei ihm zeitlebens eine Richtschnur geblieben. Als besonders herausragend bewertete Lackner Buseks über Politik im engeren Sinn hinausreichende Arbeit für die Kultur, für die Verständigung und das Zusammenkommen der Menschen. Lackner erwähnte dabei die Leistungen des Verstorbenen für das Europäische Forum Alpbach, aber auch für die "Ouverture spirituelle" der Salzburger Festspiele mit ihrer Dialogreihe "Disputationes": Ohne Buseks Engagement würde es "diesen aus dem Glauben schöpfenden Auftakt" der Festspiele nicht geben, würdigte Lackner. Auch ostkirchliche Themen seien Busek immer ein Herzensanliegen gewesen.
Der Erzbischof abschließend: "Uns bleibt nun, für diesen Großen des politischen, kulturellen und religiösen Lebens zu beten, unsere Gedanken gelten den Hinterbliebenen, in besonderer Weise seiner Frau. Der Herr lohne ihm sein Werk und gebe ihm die ewige Ruhe."
Vita des Verstorbenen
Busek, geboren am 25. März 1941, engagierte sich ab 1958 in der Katholischen Mittelschuljugend (KMJ) der Erzdiözese Wien, ein Jahr später wurde er zum Zentralsekretär dieser KA-Mitgliedsorganisation auf Österreich-Ebene. Anschließend übernahm Busek die Aufgabe des Bundessekretärs der Katholischen Jugend Österreich (KJÖ) und gleichzeitig des Zentralführers der KMJÖ. 1964 schloss er sein Jus-Studium ab, seine Funktion in der Katholischen Jugend übte er bis 1966 aus. Danach wechselte Busek in die Politik, zunächst als Klubsekretär der ÖVP im Parlament.
Seine weiteren politischen Stationen waren u.a. Generalsekretär des Österreichischen Wirtschaftsbundes und der ÖVP, Landesparteiobmann der Wiener VP und Vizebürgermeister der Bundeshauptstadt. 1989 wurde er Wissenschaftsminister, von 1991 bis 1995 war er ÖVP-Vorsitzender und Vizekanzler in der Großen Koalition mit der SPÖ.
Nach dem Ende seiner innenpolitischen Laufbahn widmete sich Busek seiner Leidenschaft für Europa und übernahm den Vorsitz des Instituts für den Donauraum und Mitteleuropa; von 2000 bis 2002 war er Regierungsbeauftragter für die EU-Erweiterung, von 2002 bis Juni 2008 Sonderkoordinator des Stabilitätspaktes für Südosteuropa. Als Präsident des Trägervereins "Disputationes Salzburg" wirkte Busek maßgeblich an der in den vergangenen Jahren die Salzburger Festspiele eröffnenden "Ouverture spirituelle" beteiligt.
Immer wieder machte er sich auch für Reformen in der katholischen Kirche stark. 2009 gründete er zusammen mit dem ehemaligen Volksanwalt Herbert Kohlmaier und dem ehemaligen Nationalratspräsidenten Andreas Khol die - bis heute bestehende - "Laieninitiative". Diese forderte die Abschaffung der Zölibatsverpflichtung für Priester, die Weihe von Frauen zu Diakoninnen und ein stärkeres Mitspracherecht der Laien in der Kirche.