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Thiersee. Das Rupertusblatt hat beim neuen Seelsorger Harrison Markose nachgefragt, ob er sich in der Tiroler Pfarre mittlerweile gut eingelebt hat und wie es ihm mit dem Dialekt geht.
Er ist offen und gesellig. Bei Festen gerne dabei. Feld- und Almmessen nutzt er, um Gott und den Menschen näherzukommen. Er ist gerne unter Leuten, interessiert sich für jeden. Und er hat eine beeindruckende Fähigkeit, sich Gesichter und Namen zu merken. Dort, wo jeder jeden kennt, kennt auch er schon sehr viele aus der Gemeinde. Er fällt auf im Ort und man erkennt ihn schon von weitem: Pfarrer Harrison Markose.
Durch Zufall in die Erzdiözese
„Eigentlich wollte ich nach meiner achtjährigen seelsorglichen Tätigkeit im deutschen Bistum Münster wieder zurück in meine Heimat Indien. Aber hier in Salzburg hieß es: ‚Wir brauchen Priester. Du kannst sofort anfangen.‘ Ich wusste nichts über Thiersee, kannte hier überhaupt niemand. Ich bin einfach hier gelandet. Es muss Gottes Wille gewesen sein“, sagt der 46-Jährige.
Mit 18 Jahren ging er in das Priesterseminar im Erzbistum Bhopal, im Norden Indiens. „Damals dauerte die Zugfahrt von meiner Geburtsstadt (Kerala) im Süden Indiens bis nach Nordindien drei Tage. Auch dort waren die Sprachen, Mentalitäten und das Klima schon ganz anders“, erinnert sich der multikulturell erfahrene Harrison Markose. Neben Philosophie und Theologie studierte er Betriebswirtschaft und machte eine pädagogische und psychologische Ausbildung. Eigentlich wollte er sein Doktoratsstudium in Europa abschließen, doch in Münster forderten ihn seine pfarrlichen Aufgaben zu sehr.
Auf die Leute zugehen
Mittlerweile ist er mittendrin im Thierseer Pfarrleben. „Von Anfang an waren alle sehr nett und freundlich. Obwohl ich Inder bin, fühle ich mich wohl“, sagt er. Eine Umstellung von Deutschland auf Thiersee war es aber schon: „In Münster war das Seelsorgeteam viel größer. Hier ist es schwieriger, einen Vertreter zu finden. Ich und Diakon Toni Pirchmoser sind bei der pastoralen Arbeit alleine.“ Jetzt gehen ihm die vielen Priesterfreundschaften und das regelmäßige Badminton- oder Basketball-Spielen mit Freunden noch ab. „Wer weiß, vielleicht lerne ich noch Schifahren. Angebote habe ich viele“, lacht er. Hier genießt er jedenfalls, dass alles persönlicher und die Menschen gläubiger sind, wie er feststellt. „Ich versuche, bei jeder Gelegenheit auf die Leute zuzugehen. Sie freuen sich, wenn ich ‚Hallo‘ sage und ihren Namen kenne – gerade die jungen in der Gemeinde“, erzählt der neue Pfarrer.
Harrison Markose ist überzeugt, dass die Menschen einen einfachen Priester brauchen, der für sie da ist und der einer von ihnen ist. „Ich bin liberal, aber mit Grenzen. Ich bin dafür, Dinge ans Heute anzupassen und neue Wege auszuprobieren. Die erste Kinderkirche ist hier sehr gut angenommen worden. Das werden wir beibehalten. In Thiersee gibt es nun erstmals Kommunionhelfer. Es ist wichtig, dass sich alle Gläubigen ins Pfarrleben einbringen, weil wir alle nicht nur zur Kirche gehören, sondern für diese mitverantwortlich sind.“ Für ihn war Europa eine Umstellung, weil in seiner Heimat der Großteil der Katholiken in die Kirche geht.
Herausforderung Dialekt
Zugegeben, der Dialekt ist noch eine Hürde. „Das war ein Kulturschock für mich. Ich spreche zwar gut Deutsch, aber beim Dialekt verstehe ich zum Beispiel bei Sitzungen kaum etwas“, gesteht er. „Wenn in Indien ein Fremder kommt, sprechen viele Englisch. Dadurch hat man immer ein gewisses Heimatgefühl. Hier bemühen sich zwar auch die Ältesten, aber der Dialekt liegt einfach im Blut. Ich habe es schon mit dem Internet versucht, aber da gibt es nichts zum ‚Thierseer Dialekt‘“, lächelt er. Feedback bekommt er nur positives: „Die Leute verstehen mich sehr gut, weil ich langsamer spreche“, meint Harrison Markose: „Einige, die anderswo zur Messe gegangen sind, kommen jetzt wieder. Das ist schön. Und die Einheit im Pfarrverband Thiersee – Landl ist sehr gut“, freut er sich.
Foto: Einen Gipfel hat Harrison Markose schon bezwungen, begleitet von Diakon Toni Pirchmoser. Der Pfarrer weihte bei seinem ersten Bergausflug das neue Gipfelkreuz am Veitsberg in Thiersee ein.
Foto: RB/Pirchmoser