Jede Frau soll frei entscheiden

Österreichs größte Frauenorganisation – rund 100.000 Mitglieder – hat eine neue Chefin. Angelika Ritter-Grepl aus Tirol übernimmt den Vorsitz der Katholischen Frauenbewegung. Sie nahm sich Zeit für ein Drei-Fragen-Interview mit dem Rupertusblatt..
RB: Welches Thema möchten Sie besonders voranbringen?
Ritter-Grepl: Ein zentrales Thema ist Freiheit: Wie können Frauen ihr Leben so einrichten, dass es ihnen gut gelingen kann, die Welt zu gestalten? Das heißt, Zeit zu haben für sich, für die Familie und für die Erwerbsarbeit. Jede Frau soll sich ihren Weg suchen können. Jede Frau soll diese Freiheit haben. Die Katholische Frauenbewegung möchte ein guter Ort sein, um die Frauen darin zu unterstützen – auf Pfarr-, Diözesan- und Österreich-Ebene. Wir sind ja eine Gemeinschaft, die sich weiterentwickelt, die Dinge ausprobiert, Erfahrungen austauscht und mitein-
ander Gebet, Liturgie und spirituelles Leben teilt. Daraus ein Leben zu gestalten ist eine persönliche Aufgabe, doch es braucht eben auch enstprechende Strukturen in Gesellschaft und Kirche.
RB: Konkret: Was ist mit den „heißen Eisen“ in der Kirche, also Frauendiakonat und Frauenpriestertum?
Ritter-Grepl: Ich möchte eine andere Frage stellen, die nicht so eng ge-
fasst ist: Welche Möglichkeiten haben Frauen, Kirche zu gestalten? Frauen sind Lektorinnen und Pfarrgemeinderätinnen. Trotzdem bin ich der Meinung, dass es noch immer Ungleichheit zwischen männlichen und weiblichen Laien gibt. Und das ist das Erste, worauf ich mit der kfb schauen möchte. Wir sind eine Laienbewegung. Also, wie können Laien in der Pastoral ihren Teil beitragen und wo ist es notwendig, diesen zu beanspruchen? Ich denke, dass noch etliche unbesetzte Räume da sind. Wenn wir diesen Weg gehen, stellt sich automatisch die Frage: Was bedeutet das für eine Ämterveränderung? Die kfb ist hier nicht alleine, aber natürlich werden wir immer parteiisch für Frauen die Stimme erheben.
RB: Corona verhinderte zahlreiche Benefizsuppenessen. Was bedeutet das für die Aktion Familienfasttag?
Ritter-Grepl: Wir haben ein großes Spendenminus. Dabei bräuchten wir nicht weniger, sondern mehr Geld, weil gerade die Menschen in den Ländern des Südens vor Existenzverlust und einer Hungersnot stehen. Deshalb greifen wir auf Rücklagen zurück, um statt der sonst langfristig angelegten Enwicklungszusammenarbeit Nothilfe zu leisten. Wir müssen jetzt dafür sorgen, dass die Arbeit nach der Coronakrise weitergehen kann. Unsere Frauenprojekte sind sehr nachhaltig und sie haben einen großen Wirkhebel, weil immer die ganze Familie profitiert.
Daheim Suppe essen & spenden
Viele Benefizsuppenessen der Aktion Familienfasttag mussten heuer aufgrund der Coronakrise abgesagt werden. Die Frauen verlegten das Suppenessen deshalb einfach nach Hause und luden zum #onlinesuppenessen ein. Auch wenn die Fastenzeit schon vorbei ist, machen Sie noch mit beim „Daheim Suppe essen & online spenden“ und unterstützen Sie die kfb-Projektpartnerinnen in Afrika, Asien und Lateinamerika gerade jetzt in dieser Krise. Spenden unter www.teilen.at oder auf das Konto der Aktion Familienfasttag der Katholischen Frauenbewegung IBAN: AT83 2011 1800 8086 0000
Foto: Angelika Ritter-Grepl war Volksschullehrerin, studierte Kritische Geschlechter- und Sozialforschung und wirkte zuletzt als Leiterin des Frauenreferats der Diözese Innsbruck. Jetzt hat sie ein wichtiges Ehrenamt übernommen und steht an der Spitze der Frauenbewegung Österreich (kfbö).