In der Not nicht alleine

KUFSTEIN (eds/rb – ingrid burgstaller) / In die Pfarre Kufstein ist die „Soziale Beratung“ der Caritas eingezogen. Menschen in sozialen Notlagen oder Krisen bekommen Hilfe von erfahrenen MitarbeiterInnen der Caritas. Es ist die erste allgemeine Beratungsstelle im Großraum Kufstein. Beratungszeit ist jeden Dienstag von acht bis zwölf Uhr.
Rund 100.000 Personen gelten in Tirol als armutsgefährdet. Besonders betroffen sind Haushalte mit Kindern. „Größere finanzielle Ausgaben werden schnell zum Problem. Rechnungen können nicht rechtzeitig bezahlt werden, das Geld für Urlaube oder neue Kleidung fehlt oft gänzlich“, erklärt Caritas-Direktor Johannes Dines, der auch weiß, „aufgrund fehlender Mobilität können diese Menschen in Not am Land soziale Beratung oftmals nicht in Anspruch nehmen“. Mit der neuen „Sozialen Beratung in Kufstein“ ist die Caritas nun noch näher an den Menschen. Mit einem klar definierten Ziel: den Menschen unter die Arme greifen, damit sie ihr Leben wieder aus eigener Kraft meistern können. Konkret heißt das Rechtsberatung, Hilfe bei Behördenwegen und beim Ansuchen um Beihilfen. Zusätzlich werden Kleidergutscheine ausgegeben, Heizkostenzuschüsse oder Schulstarthilfe vermittelt.
Dass die Caritas in Kufstein mit einer An-laufstelle präsent ist, darüber ist Pfarrer Thomas Bergner froh. Die Scham in Notlagen in der eigenen Pfarre anzufragen sei nach wie vor da. Mit der Sozialberatung gebe es jetzt eine Möglichkeit wo Betroffene sich hinwenden können „und wo auch der Blick auf die nachhaltige Hilfe wichtig ist“. Die Soziale Beratung findet jeden Dienstag von 8.00 bis 12.00 Uhr in Räumen der Pfarre Kufstein-St. Vitus statt, Pfarrplatz 2. Termine können unter 05332/70 813 oder kufstein@caritas-salzburg.at vereinbart werden.
Caritas im Tiroler Unterland
Schon bisher und natürlich weiter können sich Menschen an die Caritas-Zentren in
Wörgl und in St. Johann wenden. Hier bekommen sie finanzielle wie materielle Soforthilfe sowie Beratung. Im Sozialmarkt Wörgl und im Sozialmarkt St. Johann gibt es außerdem für Personen mit niedrigem Einkommen güns-tige Lebensmittel und Artikel des täglichen Gebrauchs zu kaufen. Ein weiteres Caritas-Angebot im Tiroler Unterland ist die Sozialpädagogische Familienhilfe. Fachkräfte begleiten Familien und suchen mit ihnen Wege, um das Zusammenleben zu stabilisieren.
Fotos: Erfahrene Sozial-BeraterInnen wie Heidi Rißlegger helfen und begleiten Menschen in schwierigen Situationen. Sie suchen gemeinsam mit den Betroffenen nach Lösungen.
Stadtpfarrer Thomas Bergner (l.) und Caritas- Direktor Johannes Dines bei der Eröffnung der „Sozialen Beratung“ in Kufstein.
Fotos: Caritas
Interview
Heidi Rißlegger leitet das Regionalzentrum der Caritas in Wörgl.
RB: Es gibt die Regional-Zentren in St. Johann und Wörgl. Warum ist die Caritas jetzt auch in Kufstein?
Rißlegger: Es haben immer wieder Menschen in der Pfarre angefragt. Kufstein hat ein großes Einzugsgebiet, ist die zweitgrößte Stadt Tirols. Wenn jemand kein Geld hat, ist es nicht so einfach nach Wörgl oder St. Johann zu kommen. Das ist eine Hürde, die wir beseitigen wollten. Wir möchten noch näher bei den Menschen sein und mit der neuen Anlaufstelle sind wir das.
RB: Wer kommt in die Sozialberatung und aus welchen Gründen?
Rißlegger: Da ist die ganze Bandbreite dabei. Der Auslöser für eine Notlage kann eine Scheidung oder Erkrankung sein. Viele KlientInnen finden mit ihrem Einkommen gerade so ihr Auskommen. Wenn dann etwas Ungeplantes passiert, etwa die Waschmaschine kaputt geht, ist das eine Katastrophe. Wir kennen es aber auch, dass jemand ganz gut verdient, plötzlich mit Arbeitslosigkeit konfrontiert ist und dann in Schwierigkeiten kommt – da spielen dann oft die hohen Mietpreise eine Rolle. Aus Scham kommen die Menschen meist erst dann zu uns, wenn der Hut brennt, wenn die Stromabschaltung, Delogierung droht oder sie nicht mehr wissen, wie sie den Kindern etwas zu essen kaufen sollen.
RB: Wie können Sie dann helfen?
Rißlegger: Mit Soforthilfe, Heizkostenzuschüssen oder Kleidergutscheinen. Wichtig ist die Vernetzung mit anderen Institutionen. Wir schauen, wo können die Betroffenen noch Hilfe bekommen, wo Ansuchen stellen. Hat jemand ständig mit finanziellen Problemen zu kämpfen, ist vielleicht eine Schuldnerberatung notwendig. Es geht schließlich darum, dauerhaft etwas an der Situation des Klienten zu verändern.
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