In der Kirche ganz zuhause

Salzburg. „Die Freude an Gott ist unsere Kraft“ – als Hansjörg Hofer diesen Satz in der Bibel las, fühlte er sich wie elektrisiert: Dieses Gefühl, diese Ahnung, die sich bisher wie ein roter Faden durch sein Leben gezogen hatte, las er nun deutlich formuliert schwarz auf weiß. Seitdem ließ ihn dieser Leitspruch nicht mehr los. „Für mein Leben ganz prägend war die Erfahrung, dass ich von Gott getragen und geliebt bin, dass der Heilige Geist mich führt und begleitet. Aus dieser Freude kommt die Lebensfreude.“
Für Hofer war bereits sehr früh in seinem Leben klar, dass er sich Gott widmen wolle. Den entscheidenden Schubser gab ihm sein Heimatpfarrer nach einer Messe in der Sakristei, als er den Ministranten fragte, ob er sich nicht vorstellen könne, den Pries-terberuf zu ergreifen. „Das hat mir zu denken gegeben“, erinnert sich Hofer, der als ältester Sohn eigentlich den Tischlereibetrieb des Vaters übernehmen sollte. „Doch meine Eltern haben mich nie zu etwas gedrängt. Dafür bin ich ihnen unendlich dankbar.“ Der innerliche Kampf hielt in den drei Jahren, als Hofer die Hauptschule in Zell am Ziller besuchte, an. „Schließlich entschied ich mich, das Borromäum zu besuchen. Das war die große Weichenstellung. Seitdem habe ich an meiner Berufung nie mehr gezweifelt.“ Seinen Weg ging Hofer zielstrebig weiter, er trat mit 19 ins Priesterseminar ein, wurde mit 24 Jahren geweiht.
Fürsprecher für eine lebendige Kirche
Heute hilft Hofer als diözesaner Referent für die Personalagenden im pastoralen Dienst selbst Menschen auf diesem Weg – der für viele weniger geradlinig ist. „Ich bin überzeugt, Gott ruft auch heute. In den vielen Stimmen, die auf junge Menschen heute eindringen, ist es aber viel schwieriger geworden die Stimme Gottes zu hören. Unsere Aufgabe ist es, Berufungen aufzuspüren und junge Menschen zu motivieren – sie brauchen Zuspruch. Wenn erst eine Entscheidung getroffen ist, fallen viele Ängste weg.“ Wichtig sei dabei das Zeugnis von Priestern: „Sie sollen vermitteln, dass dieser Beruf eine schöne, erfüllende Berufung ist. Wenn man sich einlässt, wird man es nicht bereuen.“ Ermutigung brauche es aber auch aus dem Umfeld: „Die Gemeinde muss deutlich machen: Wir brauchen euch, wir warten auf euch, wir begleiten euch im Gebet – damit junge Leute spüren, dass Menschen hinter ihnen stehen. “
Ein gutes, vertrauensvolles Miteinander mache auch eine zukunftsfähige Kirche aus, ist Hofer überzeugt: „Es braucht wirklich engagierte Christinnen und Christen, die als Getaufte und Gefirmte zusammen mit den Priestern und Diakonen an der Kirche aus lebendigen Steinen weiterbauen und Verantwortung in der Pfarre übernehmen. Es braucht eine lebendige Pfarrgemeinde, Familien, in denen der Glaube mit Freude gelebt wird. Genauso braucht es aber geistliche Orte, wo Menschen auftanken können.“
Aus seinen Jahren als Pfarrer in Mittersill und Hollersbach sowie als Seelsorger in Rehhof weiß Hofer, dass man Menschen viel zutrauen, Haupt- und Ehrenamtliche als Seelsorger auch stärken muss. Für ihn ist die Erfahrung als Priester gebraucht zu werden, die Sehnsüchte, Fragen und Ängste der Menschen zu teilen, am erfüllendsten – und ein guter Ausgleich zu seiner Haupttätigkeit als Generalvikar der Erzdiözese, wo er als Alter Ego den Erzbischof bei der Leitung der Diözese unterstützt und hilft, dessen Vorhaben umzusetzen. Mit dem Bischof teilt er die Sorge um die Priester, um Berufungen, um die pastoralen Mitarbeiter in den Pfarren, um die Familien, die Jugend.
„All meine Tätigkeiten waren interessant“, betont er, „als Sekretär bei Erzbischof Karl Berg, Ordinariatskanzler und Generalvikar durfte ich die Erzdiözese und die kirchliche Situation in Österreich gut kennen lernen. Am wertvollsten ist es aber, hautnah am Menschen zu sein.“
Foto (eds): „Am wertvollsten ist es, hautnah am Menschen zu sein“, ist Hansjörg Hofer überzeugt. Als Generalvikar und Personalreferent sorgt er sich um die Zukunft der Kirche.
Zur Person
Prälat Domdech. Dr. Hansjörg Hofer wurde 1952 in Stumm im Zillertal geboren. Er trat 1971 ins Salzburger Priesterseminar ein und studierte in Salzburg und Innsbruck Theologie. 1976 wurde Hofer zum Priester geweiht. Ab 1977 war er Sekretär von Erzbischof Karl Berg und Domzeremoniär. Später wirkte er als Kooperator in Hallein, als Pfarrer von Mittersill und Hollersbach. 1992 wurde er zum Ordinariatskanzler ernannt. Seit 2006 ist er Generalvikar, mit Beibehaltung der Dienste als Personalreferent und der Seelsorge in Rehhof, die er seit 1992 innehat. Seit 2015 ist Hofer außerdem Domdechant des Domkapitels zu den hll. Rupert und Virgil an der Metropolitankirche in Salzburg.