Immer ein freundliches Wort

RB: Seit wann sind Sie als Caritas-Haussammlerin im Einsatz und wie kam es dazu?
Cilli Rabl: Heuer bin ich bereits zum 35. Mal unterwegs. Einer der Haussammler ist damals überraschend verstorben und da hat man mich gefragt, ob ich nicht einspringen könnte. Ich hab mir gedacht, ja, das kann ich schon machen; ich kenne viele Leute durch den Pfarrgemeinderat (zehn Jahre wirkte sie als Obfrau) und den Sozialkreis der Pfarre.
RB: An wie viele Türen klingeln Sie? Wie reagieren die Leute, nachdem sie Ihnen geöffnet haben?
Cilli Rabl: Am Anfang war es etwas schwierig und ich hatte ein eher flaues Gefühl. Ich wusste ja nicht, wie die Leute reagieren, wenn sie die Tür aufmachen. Aber wie gesagt, ich kenne ja die meisten bei denen ich anläute und so ist es von Anfang an gut gegangen. Unangenehme Begegnungen oder dass mir gar jemand die Tür zuschlägt habe ich noch nie erlebt. Es kommt eigentlich auch selten vor, dass jemand überhaupt nichts geben möchte. Wenn das so ist, akzeptiere ich das natürlich, ich halte dann keine Vorträge. Mein Gebiet ist im Laufe der Jahre größer geworden, angefangen habe ich mit 40, mittlerweile habe ich 110 Haushalte. Im März kann ich mir außer dem Haussammeln eigentlich nichts anderes vornehmen, manchmal brauche ich auch noch die erste Aprilwoche. Es geht schon einiges an Zeit drauf, das ist einfach so und manch anderes bleibt deshalb liegen. Ich habe einen großen Garten, gut, dass es da im März noch nicht viel zu tun gibt.
RB: Nehmen Sie sich Zeit für Gespräche?
Cilli Rabl: Um eine Spende bitten und mich sofort wieder verabschieden, das kann ich nicht. Ich nehme mir die Zeit für Gespräche. Oft ist es so, dass mich jemand einlädt, hineinzukommen. Bei einem Kaffee vergeht dann schnell eine Stunde. Ich finde das schön, manche Leute treffe ich während des Jahres eher selten, dann ist die Haussammlung eine Gelegenheit, um Neuigkeiten auszutauschen. Die Kirche, der Glaube und die Pfarre sind immer wieder Thema. Das finde ich auch gut und lasse mich darauf ein.
RB: Gibt es Begegnungen, die Ihnen besonders in Erinnerung geblieben sind?
Cilli Rabl: Bei Pensionisten, von denen ich wusste, die müssen mit einer Mindestpension auskommen, bin ich in der Vergangenheit manchmal bewusst nicht hingegangen. Ich hatte ein schlechtes Gewissen. Ich dachte mir, die haben so wenig, da will ich nicht auch noch um eine Spende bitten. Das kam nicht gut an, die Menschen fühlten sich übergangen und haben mich angesprochen: „Warum hast du denn heuer bei mir nicht vorbeigeschaut?“ Da habe ich kapiert: Das Geld ist Neben-
sache, denen geht es um das Gespräch.
RB: Wissen die Menschen, dass 40 Prozent ihrer Spende in der Pfarre bleiben? Wollen sie wissen, was mit dem Geld passiert?
Cilli Rabl: Manchmal wiederholen die Leute irgendwelche Gerüchte, die sie aufgeschnappt haben oder sagen: „Mir hat auch keiner geholfen, als es mir schlecht ging.“ „Die Hilfe der Caritas kommt nur bei den ,Falschen‘ an.“ In solchen Fällen kann ich im persönlichen Gespräch aufklären und wenn ich dann darauf hinweise, dass 40 Prozent der Spendengelder für die soziale Arbeit vor Ort in der Pfarre bleiben, findet das großen Anklang.
RB: Was ist für Sie das Schönste am Haussammeln?
Cilli Rabl: Vor allem die Älteren freuen sich über meinen Besuch. „Es war so nett, dass du wieder gekommen bist.“ Wenn ich eine solche Rückmeldung höre, geht mein Herz auf. Menschen, die nicht mehr viel aus dem Haus können und nur wenige Kontakte haben, bedeutet es etwas, wenn ich mich zu ihnen an den Tisch setze und sage: „Jetzt erzähl einmal, wie geht es dir denn?“
Foto (M. Pfandl): Cilli Rabl ist seit 1982 ehrenamtliche Caritas-Haussammlerin. Beim Spendensammeln hat sie immer ein freundliches Wort parat und Zeit. „Zeit ist ein wertvolles Geschenk“, betont die engagierte Mitsiebzigerin, die insgesamt sehr engagiert ist in der Pfarre – unter anderem als Mesnerin.
Caritas-Haussammlung
Wer? Mehr als 3.500 ehrenamtliche HaussammlerInnen gehen in der Erzdiözese von Haus zu Haus.
Was? Sie sammeln für Menschen, die in unserer unmittelbaren Um-gebung in Not geraten sind.
Wann? Die größte Caritas-Inlandsammlung läuft noch bis Ende März.
Wo? Die HaussammlerInnen sind in der ganzen Erzdiözese unterwegs, also im Bundesland Salzburg und im Tiroler Unterland.
Warum? Viele der Caritas-Angebote können nur dank der Haussammlung finanziert werden. 40 Prozent der gesammelten Gelder stehen der Heimatpfarre zur Verfügung. Die restlichen 60 Prozent fließen in regionale Projekte der Caritas.