Hirtenbrief zum Zukunftsprozess
Hirtenwort an alle Christgläubigen und alle Menschen
der Erzdiözese zum Fest vom 22.–24. 9. 2018 anlässlich des
Zukunftsprozesses
„Diesen Schatz tragen wir in zerbrechlichen Gefäßen, so wird deutlich, dass das Übermaß der Kraft von Gott und nicht von uns kommt.“ (2 Kor 4,7)
1. Nun ist es schon das fünfte Jahr, dass ich in dieser altehrwürdigen Erzdiözese das Bischofsamt ausüben darf. Dankbar blicke ich zurück auf die vergangenen Jahre, auf die Erfahrungen im Rahmen der Visitationen und vieler anderer Ereignisse persönlicher oder allgemeiner Natur. Freilich war und bin ich, aus einer anderen Diözese kommend, mehr als sonst auf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angewiesen. Ihnen gilt mein aufrichtiger Dank.
2. Schon bald nach meiner Amtseinführung wurde im Hinblick auf das Jahr 2018 ein synodaler Prozess angeregt. So sollte eine Tradition fortgeführt werden, die 1968 mit der Diözesansynode ihren Anfang genommen hatte. Die Idee wurde gerne aufgenommen. Im November 2015 hat das Konsistorium den Diözesanprozess beschlossen, dessen erste Etappe, Grundlegung der nächsten Jahre, mit dem heurigen Rupertifest zum Abschluss kommt. Am Pfingstmontag 2016 wurde der feierliche Auftakt gesetzt, Aufbruchsstimmung war spürbar. Freilich gab es von Anfang an auch Kritik und Vorbehalte. Das Anliegen erfasste viele, wenngleich mit unterschiedlichen Erwartungen. Die gemeinsame Sorge um das Reich Gottes unter den Menschen vereint uns. Jeder Anfang birgt auch Gnade in sich. So herrschte Einigkeit über die Vorgehensweise: Beten, hören, handeln – unser gemeinsames Motto. Eine neue Wachsamkeit des Herzens ist gefordert!
3. Es gibt Gutes, das nicht von uns kommt. Gott wirkt überall! Wo würde Jesus heute Glauben finden, wo müsste er ihn finden, findet ihn aber nicht? Nach einem Wort von R.M. Rilke solle man zuerst die Frage leben – für uns Christen insbesondere die Gottesfrage. Fragen, die das Wesentliche suchen, vertragen keine vorschnellen Antworten. Wahrheit lichtet sich behutsam, unaufdringlich, begleitet von Hoffnung. Daraus müssen Taten, konkrete Schritte folgen. Wie es im 1. Johannesbrief heißt: „Wir wollen nicht mit Wort und Zunge lieben, sondern in Tat und Wahrheit“ (1 Joh 3,18). An ihnen müssen wir uns messen lassen. „Leg Rechenschaft ab“ (Lk 16,2), wird dem ungerechten Verwalter gesagt. Welcher Schatz, welche Talente sind uns anvertraut? Materielle Güter, Mitarbeitende im Weinberg des Herrn, alle Menschen mit ihren Lebens- und Glaubensgeschichten. Jeder einzelne Mensch ist eine direkte Botschaft von Gott. Gott hat sich auf das „Experiment Mensch“ eingelassen, die Kirche muss das auch immer wieder neu tun und lernen.
Zur Situation der Kirche
4. Die Kirche leidet. Viele verlassen unsere Glaubensgemeinschaft. Die Gründe sind verschieden, wir versuchen, jedem Einzelnen nachzugehen. Die Kirche bleibt hinter den hohen Idealen des Evangeliums zurück.
5. Äußerst schmerzhaft ist jene Ungeheuerlichkeit, die bis in unsere Tage hinein keine Stimme haben durfte: der Missbrauch, sei es autoritativer, religiöser oder schließlich, in schlimmster Form, sexueller Missbrauch an Kindern. Auch wenn diese Untaten zuweilen Jahre, Jahrzehnte zurückliegen und die/der Betroffene inzwischen älter geworden ist und schwere Lasten auf dem Weg ins Erwachsenwerden und als Er-wachsene tragen musste. Immer ist es noch das verletzte, wehrlose Kind in den Betroffenen, das anklagt: „Was hast du mir angetan? Wieso hat das niemand bemerkt, nicht hören wol-len? Wieso musste ich so lange mit diesen Schmerzen leben? Ihr habt mein Leid einfach vertuscht!“ Die Größe des Unrechts lässt keine Rechtfertigung zu, wiewohl es seit Bekanntwerden Bemühungen gibt, diese Stimmen zu hören, ihnen zu glauben, so gut als möglich Wiedergutmachung zu leisten und vor allem präventiv alles zu tun, dass so etwas nicht mehr geschieht. Er-neuerung lässt Schuld nicht vergessen, nimmt Verantwortung wahr und möchte Frieden stiften. Wir bitten um Verzeihung, wie Papst Franziskus es stellvertretend immer wieder tut. Wir sehen es als Pflicht, gegen Unrecht entschieden aufzustehen und überall, wo sich Vermutungen und Unbehagen einstellen, Fragen zu stellen. Es gilt, die oft vergessene Tugend der „correctio fraterna“ zu üben und nötigenfalls einzuschreiten. Das muss mit der gebotenen Klarheit und Konsequenz geschehen.
6. Unsere Aufgabe als Kirche ist es, Wege zu bereiten, nicht zu versperren. Die Kirche steht für das Leben ein und will das Leben in seiner Weite und Fülle fördern. Die Herausforderung ist groß. Die besten Kräfte werden uns dabei abverlangt: Ehrlichkeit, Respekt und Ehrfurcht vor dem Anderen, aufrichtige Selbsteinschätzung, Bereitschaft zu teilen, einander beizustehen, Klugheit im Denken und Handeln, nicht von oben herab – Frömmigkeit des Herzens.
Die Welt, in der wir leben und wirken
7. Sehr vieles ist heute möglich, was früheren Generationen verschlossen war. Die Welt von heute kann sich vieler Erfolge rühmen, sozial, wirtschaftlich, technisch, im Gesundheits-
wesen. Das ist dankbar anzuerkennen. Wir können vielfach aus dem Vollen schöpfen. Aber diese vom Erfolg verwöhnte Zeit hat ihre Schattenseiten: Armut, Einsamkeit, Menschen ohne Arbeit, vom Leben und Glauben Enttäuschte, an Sinnlosigkeit und Depressionen Leidende. Die Missachtung des menschlichen Lebens. Leben ist eine kostbare Gabe, verletzlich besonders an seinem Anfang und Ende. Unsere Stimme für das Leben darf nie verstummen. Flüchtlinge in großer Zahl streben nach Europa, suchen Zuflucht oder auch bessere Lebensbedingungen. Das stärkt Nationalismen. In Europa sind Mauern gefallen. Nun entstehen Zäune, neue Mauern, man will sich abschotten. Wie passt das mit dem Friedensprojekt Europa zusammen? Es sollte nicht vorschnell vergessen werden, wem wir diese Entwicklung verdanken. Die so bezeichnete Dritte Welt hat zum Wohlstand Europas nicht wenig beigetragen und ist bis heute Teil eines wirtschaftlichen Ungleichgewichts, das auch mit dem Begriff der Ungerechtigkeit bezeichnet werden kann.
8. Ähnlich verhält es sich mit dem westlichen Christentum, über Jahrtausende hinweg war es in der Weltkirche tonangebend. Selbstgenügsamkeit und Selbstverständlichkeit sind nicht angebracht. Glaube lehrt uns, über die eigene Begrenztheit hinaus zu denken und zu handeln. Wir, die wir uns in fast allen Kontinenten hilfreich einbringen, können und sollen von anderen Ortskirchen lernen und deren Hilfe annehmen.
9. Im Gedenkjahr 2018 wird uns in besonderer Weise bewusst: Auf unseren Schultern lastet Verantwortung, die wir nicht ärgerlich abschütteln dürfen. Unsere Eltern und Großeltern haben noch den Zweiten Weltkrieg erlebt. Das Böseste im Bösen, den Holocaust: der systematische Versuch, ein ganzes Volk, das erwählte Volk Gottes, auszurotten. Ehrlicher Einsatz um Versöhnung und Wiedergutmachung ist gewiss beachtenswert. Trotzdem bleibt die Frage: Wird das jemals genug sein können? Eine einzelne Generation kann das nicht leisten, aber im Blick auf das Ganze, im Glauben an Gott, dürfen wir auf Gerechtigkeit für alle hoffen.
10. Ein nahezu apokalyptisches Zeichen zeigt uns die Schöpfung. Der heißeste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen liegt hinter uns. Eine ökologische Krise. Die Natur schlägt durch Wetterkapriolen zurück. Wir dürfen nicht so tun, als ob wir nach Belieben aus dem Vollen schöpfen könnten. Die Enzyklika „Laudato si’“ von Papst Franziskus gibt der leidenden Schöpfung eine Stimme. Der Hl. Franziskus würde seinem Sonnengesang heute wohl ein Klagelied für Mutter Erde hinzufügen.
11. Von der Ökologie lernen wir das Korrektiv des ökologischen Fußabdrucks. Es ist an der Zeit, nun auch von einem theologischen Fußabdruck zu sprechen. Frühere Generationen, ganz zu schweigen von den ersten, denen wir den Glauben verdanken, mussten mit sehr viel weniger auskommen und sind dem Glauben doch treu geblieben, haben daraus Kraft geschöpft bis in den Tod. Heute herrscht zuweilen die Auffassung vor, Unverständliches, Zumutungen seitens des Glaubens, wie das Kreuz, wegtheologisieren zu müssen. Eine derartige Einstellung wird jedoch dem Ernstfall des Glaubens nicht gerecht.
12. Von so einem Ernstfall darf ich berichten: Am 12. Juli dieses Jahres ist ein franziskanischer Mitbruder mit 45 Jahren gänzlich unerwartet verstorben. Am offenen Grab standen seine tief trauernden Eltern, nicht ahnend, dass wenige Wochen später das Grab wieder offen stehen würde, um die Mutter zu begraben. Der trauernde Ehemann mit den zwei verbliebenen Töchtern, davon eine schwer krank, ließen auf die Parte die Worte Hiobs schreiben: „Der Herr hat’s gegeben, der Herr hat’s genommen, der Name des Herrn sei gepriesen auf ewig“ (vgl. Ijob 1,21). Alles liegt in Gottes Händen, das Leiden, die Fülle, die Wahrheit.
Die Wahrheit macht frei
13. Für uns Christen ist Wahrheit zuerst nicht eine Definition, ein Argumentarium oder ein Konsens, sondern zuinnerst eine Person mit menschlich-göttlichem Antlitz. Jesus sagt: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben“ (Joh 14,6). Dieser Wahrheit entsprechen wir durch das Bekennen. Das ist es, was Petrus so sehr auszeichnet. Von ihm stammen die schönsten, ehrlichsten Bekenntnisse. „Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes“ (Mt 16,16); „Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens“ (Joh 6,68) oder „Herr, du weißt alles, du weißt auch dass ich dich liebe!“ (Joh 21,17). Diese Worte sind von einem Letztheits-Charakter geprägt. Als Glaubende haben wir nichts anderes. Die Kirche muss eine Bekennerkirche sein, oder es wird sie nicht mehr geben.
14. Bei unseren Bemühungen um eine spirituell-theologische Grundlegung des Diözesanprozesses haben wir uns mit der Gestalt Johannes des Täufers beschäftigt. Als er nach seinem Status und Auftrag gefragt wurde, heißt es: „Er bekannte und leugnete nicht!“ (Joh 1,20). Glaube kann nicht schweigen, möchte bekennen; Schuld möchte schweigen, muss jedoch
bekennen. Zwei Extreme, die ihren tiefsten Ort im liturgischen Feiern der Kirche haben. Sakramentale Feiern sind Bekenntnisfeiern. In besonderer Weise wird das bei der Buße deutlich, deren wesentliche Elemente Reue, Bekenntnis und der Wille zur Genugtuung darstellen. Liturgische Feiern beginnen regelmäßig mit der Bitte um Vergebung unserer Sünden und um das Erbarmen Gottes. Christlicher Glaube ist für alle da, verträgt viel Mannigfaltigkeit, aber nicht Unversöhntheit und Falschheit des Herzens. Mit ehrlichem und durchsichtigem Herzen dürfen wir vor Gott, den barmherzigen Vater, hintreten. Gott will, dass alle Menschen gerettet werden (vgl. 1 Tim 2,4). Wahre Erneuerung geschieht nur aus einem Glaubens- und Vertrauensvotum heraus. Das meint Liturgie, gottesdienstliche Feier des versammelten Volkes. Glaube feiert das Leben! Selbst bei schweren und traurigen Anlässen. So lässt uns der Glaube an den offenen Gräbern unserer Lieben das Leben bezeugen, weil einmal an einem Grab gesagt worden ist: „Er, der tot war, lebt!“
15. Dennoch herrscht zuweilen in der Kirche eine resignative Stimmung vor. Die Priesternot wird allseits beklagt. Das stimmt gewiss und ist nicht klein zu reden, doch die Not hat auch Segen gebracht: die Wiederentdeckung der Liturgie als Werk des ganzen Volkes und nicht nur jenes der Priester. Den geweihten Priestern ist vornehmlich der sakramentale Dienst aufgetragen, dieser ist und bleibt für das kirchliche Leben wesentlich und unersetzbar. Ich bitte die Priester und die ihnen zur Seite gestellten Diakone, diesen Vorsteherdienst mit Würde und großer Verantwortung vor Gott und den Menschen zu versehen.
16. Das allgemeine Priestertum in seinen vielfältigen Beauftragungen und Diensten ruft uns eine lang vergessene Wahrheit in Erinnerung: Jesus Christus als Ursprung sowohl des geweihten als auch des allgemeinen Priestertums. In Nazareth ist Gott in Jesus Christus tief in das Menschsein eingetaucht, er hat mit den Menschen das alltägliche Leben geteilt, ging am Sabbat wie gewohnt in die Synagoge (vgl. Lk 4,16). Er lebte – der griechischen Wortbedeutung laos folgend: dem Volk zugehörig – als Laie unter den Menschen. In dieser Verborgenheit hat sich der Gottesname Emmanuel – Gott mit uns – über den langen Zeitraum von fast 30 Jahren verwirklicht. Heute sind wir froh und dankbar für alle Haupt- und Ehrenamtlichen in den verschiedensten Diensten von Bildung, Pastoral und Diakonie.
Prophetische Zeichen
17. Dass der Name des Hl. Franziskus auch einmal ein Papstname sein könnte, habe ich als Franziskaner zwar unbewusst, aber mit Gewissheit ausgeschlossen. Nun hat uns die Vorsehung einen Papst Franziskus geschenkt. Ich halte das für ein prophetisches Zeichen. Sein Pontifikat steht ganz in Kontinuität zu den Vorgängern und doch ist er ein Pontifex der Überraschungen. Die Reform der Kurie zum Beispiel! Änderungsprozesse sind schwer umzusetzen, verunsichern, das ist überall so. Aber für alle Zeiten gilt, was Papst Franziskus schreibt: „Jede kirchliche Struktur muss ein Kanal werden, der mehr der Evangelisierung der heutigen Welt als der Selbstbewahrung dient“ (Evangelii Gaudium 27). Wir wollen uns dieser Aufgabe stellen, manches loslassen, anderes stärken.
18. Die beiden Synoden haben überrascht. Sowohl die Themen, „Familie“ und „Jugend“, als auch die Arbeitsweise. Das Volk wurde befragt. „Sprecht mit Freimut und hört in Demut zu“, fordert der Papst in seiner Eröffnungsrede die Synodenteilnehmer auf. In Demut zuhören bedeutet für uns in einer pluralistischen Gesellschaft, das Gute in anderen Lebensentwürfen zu sehen. Das postsynodale Schreiben „Amoris laetitia“ stellt das christliche Familienbild klar dar. All jene, die diesem Ideal nicht entsprechen können, werden eingeladen, sich ernsthaft und aufrichtig vor Gott und den Betroffenen zu prüfen, um „mögliche Wege der Antwort auf Gott und des Wachstums inmitten der Begrenzungen zu finden“ (Amoris laetitia 305). Das Gewissen ist für die Entscheidungsfindung letzte persönliche Instanz. Die Kirche ist gerufen, die Menschen auf diesem Weg zu begleiten, die Lehre der Kirche möge gehört werden. Unsere Aufgabe ist es, Gewissen bilden zu helfen, nicht zu ersetzen. Das wollen wir auch hier in Salzburg tun.
Mission in den Fußspuren Jesu
19. „Ich bin nicht gekommen, um aufzuheben, sondern um zu erfüllen!“ (Mt 5,17). An dieser jesuanischen Maxime haben wir Anteil, wenn wir uns auf Herkunft und Zukunft unserer Erzdiözese einlassen. In den nächsten Jahren wird uns einiges abverlangt. Wir werden Entscheidungen treffen müssen, die wehtun. Niemals darf es nur darum gehen, bloß abzuschaffen oder zu kürzen. Neues drängt heran und braucht neue Formen. Die Pfarre bleibt wichtigster Ort des gelebten Evangeliums, Strukturen werden sich ändern und den je heutigen Gegebenheiten anzupassen haben.
20. „Seht, ich mache alles neu!“ (Offb 21,5). Eine wunderbare Verheißung aus der geheimen Offenbarung. Die Kirche ist eine altehrwürdige Institution, sie birgt einen großen Glaubensschatz in sich, ist aber auch geprägt von den Zeichen der jeweiligen Zeit – vergleichbar mit einem von weit her kommenden Fluss. Um nicht vor Ort zu versickern, braucht dieser Zuflüsse, neues Wasser, das weiterträgt. So verhält es sich auch in
der Heilsgeschichte. Diese kommt auch von weit her, hat Ursprung und Quelle im Ereignis von Jesus Christus. Die für unser Heil lebensnotwendige Geschichte Jesu will weitergetragen werden. Das Weitertragen geschieht im Wechselspiel von Kontinuität und Diskontinuität, ersteres meint das bleibend Gültige, letzteres bürgt für Erneuerung, hin zur Fülle des Lebens. Auf diese Weise lassen wir uns ein auf neue ethisch-moralische Herausforderungen, nehmen die Zeichen der Zeit ernst und schließen kein aufrichtiges Bemühen aus. In all dem gilt es, die Gültigkeit und Lebensdienlichkeit des Evangeliums neu zu entdecken. Gott ist ein Gott der Überraschungen, der Mensch auf seine Weise auch. Jeder Mensch ist im Grunde eine einmalige Überraschung. Das bedeutet für uns: Wir wollen gesprächsfähig bleiben mit allen Menschen, mit anderen Konfessionen und Religionen, mit Gruppen verschiedener Kulturen und Lebenssituationen. Sie alle haben uns etwas zu sagen. Das möchten wir hören. Wir wollen allianzfähig bleiben, unseren Beitrag leisten für ein Zusammenleben in Frieden und Gerechtigkeit. Ich bedanke mich für jedes wahrhaftige Engagement!
21. Zum Schluss der Dank. Die Psalmen sind ein großer Gebetsschatz, sie zeigen die verwandelnde Kraft des Gebetes. In den Klagepsalmen wendet sich der Beter klagend an Gott. Indem er das tut, verwandelt sich Klage in Bitte und Bitte
wiederum in Dank. Obwohl sich rein äußerlich noch nichts geändert hat. In diesem Gebetsstrom stehen auch wir und dürfen jetzt schon für die Zukunft unserer Kirche Gott aufrichtig danken.
22. Für die bisher getane Arbeit möchte ich allen, die in dieser ersten Etappe die Hauptlast der Arbeit getragen haben, danken. Allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Pfarren, in den verschiedenen Gremien und Konferenzen, und jenen, die uns begleitet haben, ein ebenso herzliches Danke. Den Beterinnen und Betern und denen, die zu diesem Zukunftsprozess „Amen“ sagen können, ein herzliches Vergelt’s Gott.
23. Ziel der ersten Etappe war es, für eine aus unserem Glauben heraus allgemein gültige Grundlegung zu sorgen. Nun dürfen wir diese feierlich abschließen, nach getaner Arbeit ein wenig ausruhen, um mit neuem Elan erste Schritte der Umsetzung zu tun. Im zweiten Hochgebet betet die Kirche: „Herr, wir danken dir, dass du uns berufen hast, vor dir zu stehen und dir zu dienen.“ Wir sind gesendet, die Frohe Botschaft zu verkünden, indem wir den Pilgerweg des Lebens gemeinsam gehen, mit den Menschen Freud und Leid teilen und so Gott die Ehre geben. Freuen wir uns, die Zukunft unserer Kirche hat schon begonnen!
„Wenn nicht der HERR das Haus baut, mühen sich umsonst, die daran bauen.“ (Ps 127,1)
Und der Segen des allmächtigen Gottes, des Vater und des Sohnes und des Heiligen Geistes, komme auf euch herab und bleibe bei euch allzeit.
Amen.
+ Franz Lackner
Erzbischof