Hier fühle ich mich wohl

GOLLING (eds/rb-christina repolust-24.05.2017) / Brigitte Murray-Schneider ist die Leiterin der öffentlichen Bücherei in Golling und will Kinder fürs Lesen begeistern. Die Kooperation mit der Volksschule Golling funktioniert ausgezeichnet und gipfelt im Projekt „Mein Lieblingsort“: Die Schülerinnen und Schüler der beiden vierten Klassen erzählen und zeichnen jenen Ort, an dem sie sich besonders wohl fühlen. Daraus sind zwei bemerkenswerte Bücher geworden.
Es ist Anna, die feststellt: „Mein Lieblingsplatz ist bei Oma und Opa.“ Sie beschreibt die Umgebung der Großeltern, erzählt vom großen Bett und davon, dass die Nachbarn ihrer Großeltern die nettesten Leute der Welt sind. Vanessa schwärmt vom „Haus am Hügel“, in dem ihre Verwandten wohnen. Sie berichtet vom Geruch der Kühe und davon, wie gern sie mit ihrem Großvater radelt. Colin wiederum ist am Fußballplatz glücklich, auch er hat genau hingeschaut, er weiß, wie gut es am Fußballplatz riecht, besonders wenn der Rasen frisch gemäht wurde.
Susanne Lippitsch, die Klassenlehrerin der 4A und die beiden Lehrerinnen der 4C Annemarie Walkner und Stephanie Huber freuen sich über die Kooperation. Murray-Schneider kommt ihrerseits ins Schwärmen: „Die Lehrerinnen sowie Direktor Gernot Himmelfreundpoitner haben meine Ideen sofort aufgenommen. Das Projekt zeigt den Kindern, wie vielfältig Lesen und Schreiben sind. Hier wurde intensiv nachgedacht, welcher Ort der Lieblingsplatz ist. Hier haben die Kinder erlebt, dass aus einer Idee eine Geschichte und aus allen Geschichten ein Buch werden kann – so geht es im Kleinen und im Großen, alles beginnt mit einer Idee.“
Fußballplatz, Reiterhof und mein Zimmer
Laura erklärt, dass ihr Lieblingsplatz ihr Zuhause ist, wo sie mit ihren älteren Geschwistern kuschelt, Geborgenheit erlebt: „Zu Mittag ist das Essen daheim wirklich am besten.“ Neben dem Fußballplatz, den Häusern der Großeltern, dem Bergwandern ist das eigene Daheim häufig der Lieblingsplatz. Hier können sich die Kinder zurückziehen, kreativ sein, sich ausruhen, mit den Geschwis-tern spielen und manchmal auch streiten.
48 Geschichten sind entstanden, weil die Schüler gelernt und erfahren haben, worauf es ankommt: Was ist der Kern ihrer Geschichten? Geht es um die großen Abenteuer, sind es die stillen Minuten, der Geruch des Fußballplatzes, der Pizza, wenn man müde heimkommt? Wie fühlen sich diese Plätze an?
An besonderen Orten fürs Leben lernen
So unterschiedlich wie Kinder sind, so unterschiedlich sind jene Orte, an denen sie ganz sie selbst sind. Viele haben den Fußballplatz beschrieben, aber jede und jeder ein wenig anders. Dem einen ging es ums Match, der anderen um die Freunde, das Zusammenspiel. Die Schülerinnen und Schüler haben dabei gelernt, sich einem Ort auf ihre Weise anzunähern. „Das Schreiben war lustig. Ich schreib zwar nicht so gern, aber über Dinge, die ich mag, kann ich leicht etwas sagen.“ Einig waren sich alle Kinder in einem: Sie haben Glück, es gibt die besonderen Orte für sie. Manche haben sie selbst entdeckt, wie etwa Sude, die im Kindergarten vorliest und mit den Kleinen dort spielt. Wenn Matthias schreibt, wie gern er in der Werkstatt arbeitet, wenn sein Bruder erzählt, dass Schnitzen schon auch gefährlich ist, eröffnen sich Kinderwelten. Sie lernen fürs Leben, in der Schule und in einer Schreibwerkstatt, denn das Leben ist ja immer da und beginnt nicht erst nach Schulschluss.
„Schreiben und Lesen haben sich gut getroffen, die Kinder besuchen ja regelmäßig die Bücherei, es ist ganz klar, dass wir ihre Bücher katalogisieren und all unseren Leserinnen und Lesern anbieten“, so Brigitte Murray-Schneiders Resümee über die gelungene Kooperation mit der Volksschule.
Bild: Jedes Kind hat seinen eigenen Lieblingsplatz beschrieben und gezeichnet: Auf dem Lieblingsplatz von Hannah Putz stehen Pferde. Für Anna Gogucz ist es im Haus bei Oma und Opa am schönsten. Tobias Schlager-Weidinger hat unter seinem Hochbett ein kleines Paradies und Simon Kronreif verbringt am liebsten Zeit am Fußballplatz.
Diese und weitere spannende Beiträge lesen Sie in der aktuellen Ausgabe des Rupertusblattes.
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