Gottesdienste ab 15. Mai unter Auflagen möglich

Wien, 23.4.2020 (eds-kap) Kultusministerin Susanne Raab und Kardinal Christoph Schönborn haben am Donnerstag in einer gemeinsamen Pressekonferenz die Kriterien für öffentliche Gottesdienste in geschlossenen Räumen präsentiert, die ab 15. Mai wieder möglich sind. Demnach müssen Gläubige beim gemeinsamen Gottesdienst künftig einen Mund-Nasen-Schutz tragen und einen Mindestabstand von zwei Metern einhalten. Pro Person müssen 20 Quadratmeter der Gesamtfläche des Gottesdienstraumes zur Verfügung stehen, Flächen oder Vorrichtungen wie zum Beispiel Türgriffe sind regelmäßig zu reinigen und zu desinfizieren. Die Einhaltung der Regeln sind durch Einlasskontrollen und Ordnerdienste sicherzustellen.
Derzeit werden genaue Richtlinien erarbeitet
Die Auflagen wurden vorab mit den Kirchen und Religionsgemeinschaften abgestimmt, für die – in Absprache – Kardinal Schönborn stellvertretend an der Pressekonferenz teilnahm. Schönborn erklärte, dass auf Basis dieser Kriterien die Kirchen und Religionen nun Richtlinien für ihren Bereich erarbeiten werden.
„Die Sicherheitsmaßnahmen sind nötig und sinnvoll, um in verantwortungsvoller Weise schrittweise auch das religiöse Leben wieder zu normalisieren“, so Schönborn. Es brauche, wie auch schon bisher, Umsicht und Kreativität. Trotz historisch einzigartiger Einschränkungen „konnten und können wir den Glauben leben“, sagte der Kardinal. Die nötigen Einschränkungen, und hier habe es Einigung unter allen Kirchen und Religionsgemeinschaften gegeben, würden einer recht verstandenen Selbst- und Nächstenliebe entsprechen, die zu allen Religionen gehört.
„In Dorfkirchen vielleicht nur vier...“
Der Kardinal gab auch eine grobe Einschätzung, was die ab 15. Mai gültigen Vorgaben für die Zahl der Gottesdienstbesucher bedeutet. So könnten etwa im Linzer Mariendom vielleicht 200 Personen am Gottesdienst teilnehmen, im Wiener Stephansdom 120, in kleinen Dorfkirchen aber vielleicht auch nur vier. Wie der Zugang geregelt wird, darüber werde noch beraten, räumte Schönborn ein. Sicherlich sei auch viel Taktgefühl notwendig und er rate auch den Risiko- und Hochrisikopersonen dringend ab, jetzt gleich unter den ersten Gottesdienstbesuchern sein zu wollen.
Der Kardinal präzisierte auf Nachfrage auch, dass der Sicherheitsabstand von zwei Metern in den Kirchen nicht für Angehöre aus dem gleichen Haushalt gilt. Ob Priester Masken tragen müssen, hänge von den Größenverhältnissen in den Kirchen ab. Bei einem Sicherheitsabstand von etwa fünf Metern eher nicht. Weihwasser werde es bis auf weiteres keines geben.
Dabei müsse klar sein: „Es wird sicherlich noch eine Weile dauern bis zu einem vollen kirchlichen und religiösen Leben, wie wir es kennen“, so Schönborn. Die öffentlichen Gottesdienste unter Auflagen seien aber bei weitem nicht alles, was etwa das Christsein ausmacht. Schönborn verwies etwa auf die vielen familiären und nachbarschaftlichen Formen des Glaubensleben, das Gebet und die gottesdienstliche Feier zu Hause.
Zugleich stellte der Kardinal fest, „dass wir zur Bewältigung der Coronakrise künftig noch viel Solidarität brauchen werden“. Viele Menschen seien in Not geraten und auch die Not in anderen Ländern müsse in den Blick genommen werden, so Schönborn: „Wir erleben sehr stark, dass die Menschheit eine Familie ist und in dieser Menschheitsfamilie müssen wir zusammenstehen.“
Erzbischof Lackner erfreut: "War für uns alle großes Opfer"
Erzbischof Franz Lackner zeigte sich in einer ersten Reaktion erfreut über "einen ersten Schritt in Richtung Normalität". Die Gesundung der Gesellschaft verlange aber die Einhaltung der Maßnahmen, damit kein neues Aufflackern des Virus komme. In der Erzdiözese Salzburg werde bis kommende Woche darüber beraten werden, wie die Maßnahmen im Bundesland Salzburg und im Tiroler Teil der Erzdiözese konkret umgesetzt werden. Es seien große Opfer gebracht worden, so Lackner: "Man darf nicht vergessen, dass auch Ostern in diese Corona-Zeit gefallen ist - das größte Fest, das wir im Jahreskreis feiern; ein Verzicht und ein Opfer, das wehtut." Die Sehnsucht in der Erzdiözese sei groß, wieder in Gemeinschaft feiern zu können. Der Salzburger Erzbischof freue sich deswegen außerordentlich, dass ab 15. Mai wieder ein gemeinsames Feiern möglich ist.
Dank an Gläubige und Religionsvertreter
Ministerin Raab zeigte Verständnis dafür, dass den Gläubigen die gemeinsame Feier der Gottesdienste und das Beten in der Gemeinschaft fehlt, gebe der Glaube in schwierigen Zeiten wie diesen doch Halt und Kraft. Gleichzeitig habe sie aber sehr viel an Zusammenhalt und Unterstützung und auch an Kreativität im gemeinsamen Kampf gegen das Virus gesehen. Sie verwies auf die zahlreichen Gottesdienstübertragungen und hob besonders auch die Leistungen der Telefonseelsorge hervor.
„Ich möchte mich deshalb bei allen Gläubigen, egal welcher Glaubensgemeinschaft, für die Geduld und das Durchhalten bedanken“, so Raab wörtlich: „Sie haben in dieser schweren Zeit aufeinander Acht gegeben, anderen geholfen und als Gesellschaft Zusammenhalt gezeigt.“ Sie danke zudem auch den Vertretern aller 16 Glaubensgemeinschaften für die gute Zusammenarbeit in der Krise.