Glauben an die Zukunftsfähigkeit
Salzburg. Mit dem Gottesdienst im Dom und einem Festakt im Zeichen der Verabschiedung des langjährigen Rektors der Universität Salzburg, Heinrich Schmidinger, gingen die „Salzburger Hochschulwochen“ zu Ende. Schmidinger, der per 1. Oktober in den Ruhestand tritt, widmete sich in seiner Festrede dem „Humanismus in Zeiten wie diesen“ und plädierte für die Übernahme von Verantwortung für den anderen, die andere.
Was wird aus mir, aus dir, aus uns gemeinsam? Wie Rektor Schmidinger darlegte bedeutet „Humanismus in Zeiten wie diesen“ das Eingehen auf diese Sorge. Humanismus als eine Form eines sich in Handlungen und Sprache entfaltenden Ethos der Menschlichkeit und der Aufmerksamkeit für den je anderen könne in einer komplexen Welt zu einer Fokussierung auf das Wesentliche beitragen. Und, so Schmidinger, zugleich gegen „ideologische Vereinfachungsangebote“ ins Feld geführt werden. In der dem Humanismus eigenen Konzentration auf den konkreten Menschen in seiner Einmaligkeit anerkenne er zugleich den „durch und mit nichts auf der Welt vergleich- und verrechenbaren Wert, nämlich die Würde jedes Menschen in seiner Individualität“ . Die Menschheit existiere nie anders als in Form konkreter Menschen – als ich, als du, als wir. „Humanismus ist gerade in Zeiten wie diesen, die in Globalisierung erstrahlen und dazu ansetzen, uns alle zu marginalisieren, ja zu relativieren, das Geltendmachen dieses Umstandes sowie die Bereitschaft sich ihm gemäß zu verhalten.“
Berührungspunkte zum christlichen Glauben ortete der Theologe und Philosoph etwa dort, wo der Humanismus „eine Zuversicht, eine Hoffnung“ in sich trage, die auch das Christentum kenne: „Den Glauben an den Menschen und damit an dessen Zukunftsfähigkeit.“ Daher sei er „der festen Überzeugung, dass sich Humanismus und Christentum in diesem Glauben treffen“.
2020: „Du musst dein Ändern leben!“
Die „Salzburger Hochschulwochen“ fanden 1931 zum ersten Mal statt; seit drei Jahren sind sie eine Veranstaltungsreihe der Theologischen Fakultät und vollständig in die Universität Salzburg integriert. Die nächste Auflage der „intellektuellen Sommerfrische“ in der Mozartstadt läuft unter dem Titel „Du musst dein Ändern leben!“. Das teilte der Präsident der Hochschulwochen, Erzbischof Franz Lackner, zum Ende des Festaktes mit.
Prozesse der Selbstoptimierung seien heute allgegenwärtig, erklärt Obmann Dürnberger die Themenwahl für das kommende Jahr. Der Imperativ „Werde eine bessere Version deiner selbst“ fordere den modernen Menschen zur permanenten Veränderung und Neuerfindung heraus. Dies gelte ebenso für Institutionen, die unter dem Schlagwort „Change-Management“ nach Neuorientierung suchen. Diesem „Großtrend“ spüren die Hochschwulwochen vom 3. bis 9. August 2020 nach. Infos: <link http: www.salzburger-hochschulwochen.at>www.salzburger-hochschulwochen.at
Aus der Predigt mit Bischof Ivo Muser – Folge ich dem Lebensentwurf Jesu?
Dem Festakt ging ein Gottesdienst im Salzburger Dom voran. Bezugnehmend auf die biblischen Texte des Sonntags fragte Bischof Ivo Muser in seiner Predigt: Was ist dann der Erfolg, der bleibende Ertrag deines Lebens? Man könnte auch mit dem großen Thema dieser Hochschulwochen fragen: Was macht dann in aller Komplexität unser Leben einfach und damit auch gefüllt, wertvoll und reich?
Was aber bleibt über den Tod hi-naus? Paradoxerweise gerade nicht, was ich habe und besitze, sondern was ich geschenkt und wovon ich mich selbst arm gemacht habe: nicht nur was Geld und materielle Güter betrifft, sondern auch Zeit, Zuwendung, Hingabe, Liebe. Das christliche Paradox, oder besser die christliche Alternative, dass in meinen Besitz nur übergeht, was ich loslasse und schenke.
Liebe Schwestern und Brüder, gerade wir Christen stehen immer vor dieser Alternative und vor dieser Entscheidung: Folge ich dem Lebensentwurf des reichen Bauern aus dem Gleichnis, das uns Jesus heute erzählt, oder folge ich dem Lebensentwurf Jesu selbst? Ist er selber für mich der alternative Lebensmaßstab und die Herausforderung zu einem alternativen Lebensstil? Sind er und sein Evangelium für mich der Schlüssel zu meiner Sehnsucht nach Einfachheit inmitten der vielen und oft auch kontrastreichen Fragen meines Lebens?
Augustinus, der große Kirchenvater, eine überragende Gestalt in einer sehr aufgewühlten und komplexen Übergangszeit, sagte: „Wenn du einmal im Gericht Gottes stehst, wird dir der Richter nicht viele Fragen stellen. Eine Frage aber wird er stellen müssen: Hast du geliebt? Und an der Antwort auf diese Frage entscheidet sich für dich der Gewinn oder der Verlust des Himmels.“
Foto1: Freuen sich über erfolgreiche Hochschulwochen: Erzbischof Franz Lackner, Landtagspräsidentin Brigitta Pallauf, die für ein „großartiges Symposion mit großartigen Menschen“ dankte sowie Hochschulwochen-Obmann Martin Dürnberger und Festredner Rektor Heinrich Schmidinger (v. l.).
Foto2: Bischof Ivo Muser bei der Predigt im Dom zu Salzburg.
Fotos: RB/kap/H. Klingen
