Sie sind jung und wollen mit ihrem Glauben die Gesellschaft verändern – dieser Anspruch der Katholischen Hochschuljugend Österreich (KHJ) hat sich in den vergangenen 70 Jahren nicht verändert. Ihr Jubiläum feiert sie am 12. März in Salzburg.
Sandra Bernhofer
Salzburg. Wo die Katholische Hochschulgemeinde Rumpf ist, ist die Hochschuljugend Herz: Von ihr kommen Impulse für studentische Kirche, aber auch eine gerechtere Gesellschaft. „Wir sind apolitisch, aber nicht unpolitisch“, betont Matteo Carmignola. Obwohl der 21-Jährige in Job und Studium eingespannt genug wäre – er studiert Religionspädagogik, Pädagogik, Fachtheologie und Philosophie –, engagiert er sich als stellvertretender Vorsitzender in der KHJ Salzburg. Er ist einer jener „offenen Menschen mit Mut zu Kritik als Dienst an Kirche und Gesellschaft“, wie sie das Statut der Gemeinschaft fordert, die 1946 in Salzburg gegründet wurde – ein Kuriosum, schließlich gab es dort damals keine Uni. Ein Treffen in Salzburg dürfte nach dem Zweiten Weltkrieg schlicht einfacher gewesen sein, als eines im russisch besetzten Osten.
Gesellschaft verändern, Talente fördern
An der Rückseite der Kollegienkirche fanden christliche Studierende eine Heimstätte, von der aus sie Gesellschaft aktiv mitgestalteten, wie das heute auch Carmignola und seine Kolleginnen und Kollegen aus dem Vorstand tun. Nicht selten verschlägt dieses Engagement auch in die Politik – wie den ehemaligen EU-Kommissar Franz Fischler.
Gesellschaftspolitisch sind die Veranstaltungen der KHJ oder spiritiuell-theologisch. Aber auch der Spaß dürfe bei Begegnungs-abenden mit Flüchtlingen, Sternwallfahrten oder Tanzabenden nicht zu kurz kommen, betont Christina Hessenberger. Sie ist 20, Lehramtstudentin und Vorsitzende der KHJ. Kennen gelernt hatten sie und ihr Stellvertreter einander im Kapellhaus, dem Studentenheim der KHG, wo beide wohnten und langsam in die ehrenamtliche Arbeit rutschten. „Es gibt so viele Talente unter Studierenden, sei es tanzen, sei es der interkulturelle Dialog“, begründet Carmignola sein Engagement. „Wir bieten Raum, diese Talente zu nutzen.“
Ganz einfach sei die Arbeit aber nicht immer, gerade in Salzburg, meint er, und erklärt, was zur Studentenstadt fehlt: „Der Bedarf, Gemeinschaft auch außerhalb der Vorlesungszeit zu leben, ist da. Der Automatismus, danach zu suchen, nicht.“ Dazu komme, dass die Studentenheime, WGs und Universitäten über die ganze Stadt verteilt sind: „Viele wollen dann den Weg nicht auf sich nehmen.“ Durch persönliche Werbung erreiche die KHJ aber immerhin 150 Interessierte. „Und es lohnt sich, unsere Veranstaltungen zu besuchen: Sie erden auch wieder für das Studium.“
Jubiläumsfeier – 70 Jahre KHJÖ:
Samstag, 12. März, Salzburg
☛ 10.00 Uhr, Morgenlob, Kollegienkirche
☛ 11.00 Uhr, Eröffnung Festakt und Vortrag, Unipark, Erzabt-Klotz-Straße 1
☛ 12.30 Uhr, Mittagsbuffet und Eindrücke aus den KHJs, Unipark, Erzabt-Klotz-Straße 1
☛ 14.00 Uhr, Workshops (Thema: Freiheit und Verantwortung), KHG, Wiener-Philharmoniker-Gasse 2
☛ 16.00 Uhr, Festgottesdienst, Kollegienkirche
„Distanz zur Kirche ist gewachsen“
RB: Wofür steht die Katholische Hochschuljugend?
Christian Wallisch-Breitsching: Von Anfang an war der gesellschaftspolitische Aspekt zentral – etwas, das die KHJ etwa vom Cartellverband, der ja ebenfalls eine katholische Studentenorganisation ist, unterscheidet. Es gibt kein explizites Gruppendenken, sondern den Anspruch, aus der Gruppe heraus die Gesellschaft zu verändern.
RB: Was hat sich verändert, seit Sie vor zwanzig Jahren selbst als Student in der KHJ aktiv waren?
Wallisch-Breitsching: Das Studieren war Ende der 80er, Anfang der 90er Jahre anders. Es gab mehr Auswahl, mehr Freizeit und damit auch mehr Zeit, sich ehrenamtlich zu engagieren. Damals war auch das Bedürfnis, eine Gemeinschaft zu bilden, größer. Die verbesserten Zugverbindungen haben dazu beigetragen, dass Pendler heute eher im Heimatort als an der Uni Anschluss suchen. Das Engagement der KHJ habe ich damals aber genauso erlebt wie heute: Es gibt eine engagierte Kerngruppe, die etwas bewegen will, und viele Interessierte.
RB: Warum ist das Engagement der KHJ so wertvoll?
Wallisch-Breitsching: Ich habe be-obachtet, dass die Distanz zur Kirche in den vergangenen 20 Jahren gewachsen ist. Gerade das akademische Klientel geht schnell verloren. Die Auseinandersetzung Glaube – Wissenschaft gibt es kaum noch. Da ist es umso wichtiger, dass Kirche an den Universitäten präsent ist. sab
Christian Wallisch-Breitsching ist geistlicher Assistent der Katholischen Hochschuljugend Salzburg und war während seiner Studienzeit selbst im Vorstand aktiv.