Geschwister müssen sich kennen

SALZBURG (ibu) /„Das ist eine besondere Freundschaft“, sagt der Bischof der bolivianischen Diözese, Robert Flock. Und: „Wie können wir gemeinsam auf dem Weg sein, Geschwister sein, wenn wir den anderen nicht kennen?“ Der Besuch einer Gruppe aus der Erzdiözese mit Weihbischof Hansjörg Hofer trug dazu bei, das zu ändern, und machte deutlich: Lebendig ist diese Partnerschaft dann, wenn es Begegnung gibt.
Auf dem Programm standen die von den Jesuiten geschaffenen Reduktionen (Siedlungen) der Chiquitania. Sie reihen sich wie auf einer Perlenkette in einem großen Bogen aneinander. 1991 wurden die restaurierten Kirchen im Tiefland Boliviens von der UNESCO in das Weltkulturerbe aufgenommen. Aber nicht nur die Kirchen, genauso die religiösen Traditionen und die indigene Barockmusik sind sichtbare und wichtige Elemente, die sich aus dem Erbe der Jesuiten speisen.
„Noch bedeutender als die schönen Kirchen ist die Gemeinschaft aus lebendigen Steinen und das sind wir alle als Getaufte“, unterstreicht Weihbischof Hansjörg Hofer. „Mir geht das Herz auf, wenn ich sehe, mit welcher Freude die Menschen feiern, beten und singen“, so Hofer, der mit Seelsorgeamtsleiterin Lucia Greiner die kleine Salzburger Delegation anführte. Greiner ist auch Vorsitzende der Diözesankommission für Weltkirche und Entwicklungszusammenarbeit (DKWE), die sich um die Beziehungen zu den Partnerdiözesen – neben San Ignacio sind das Daegu in Südkorea und Bokungu-Ikela in der Demokratischen Republik Kongo – bemüht.
Höhepunkt der Reise: Patronatsfest in San Ignacio
Am Vorabend des Ignatiusfests ist die Kirche in San Ignacio voll und am Festtag selbst strömen noch mehr Menschen in das Gotteshaus. Die ganze Stadt scheint auf den Beinen zu sein, auch aus den umliegenden Dörfern sind die Menschen gekommen. Es ist arbeitsfrei und nach dem Gottesdienst und der Prozession mit der Statue des Schutzheiligen beginnt das Feiern auf der Plaza vor der Kathedrale.
Die Volksfrömmigkeit ist sehr jesuitisch geprägt. Die Jesuiten legten das Fundament, später haben es die Franziskaner aufgegriffen. Doch Jahrzehnte haben nach der Ausweisung der Jesuiten aus Lateinamerika (1767) getaufte Laien in den verwaisten indigenen Gemeinden den Glauben weitergegeben.
In einem Grußwort zum Ignatiusfest beleuchtet Weihbischof Hansjörg Hofer die Bedeutung der Diözesanpartnerschaft und erinnert an die Halleiner Schwestern Franziskanerinnen, die neben den Franziskanern bereits Jahrzehnte in der Chiquitania wirkten und die 1968 ausschlaggebend waren für die Wahl des Apostolischen Vikariats Chiquitos (1994 entstand daraus die Diözese San Ignacio) zur Salzburger Partnerdiözese.
„Die Partnerschaft mit eurer Diözese dauert nun schon 54 Jahre. Seitdem ist viel Gutes gewachsen. Anlass für unseren jetzigen Besuch ist der synodale Prozess. Ein wichtiges Element dieses Prozesses ist das Hören, das Hinhören auf den Hl. Geist, aber ebenso auf die anderen, das Hinschauen und Hinhören auch auf unsere Partnerdiözesen. Das geht am besten durch einen gegenseitigen Besuch. Und so haben wir versucht, hinzuhören und hinzuschauen auf das vielfältige Leben in eurer Diözese. Wir haben viel Leben in euren Pfarren wahrgenommen. Wir haben uns gegenseitig ausgetauscht und in der gemeinsamen Hoffnung bestärkt. Denn wir sind ja als Kirche Jesu Christi miteinander unterwegs.“
Fast zweieinhalbmal Österreich
400.000 Menschen wohnen in der Diözese, 90 Prozent sind katholisch. San Ignacio ist fast zweieinhalbmal so groß wie Österreich. Das ist laut Bischof Flock eine der größten Herausforderungen. Im Priesterrat hat er wie sein Klerus aufmerksam zugehört, als die Salzburger Gäste von den Erfahrungen mit dem synodalen Prozess berichten. Der Bischof hat einen Hirtenbrief zum synodalen Prozess verfasst. „Wir haben den guten Willen dazu.“ Das gemeinsame Unterwegs-Sein sei noch schwierig. Diözese wie Pfarrgebiete seien groß, Gemeinden weit voneinander entfernt, so könne sich nur lokale Identität etablieren. Ein Anfang sei gemacht mit dem Hinausgehen von der Stadt in die Dörfer, um die Realität der Menschen auf dem Land zu verstehen.
33 Priester wirken in der Diözese. Sie betreuen nicht nur eine Pfarre, sonden zahlreiche Gemeinden. In diesen Außenstationen nehmen die Katechistinnen und Katechisten sowie die „líderes religiosos“(religiöse Leiter) eine zentrale Rolle ein. Sie feiern am Sonntag mit den Gläubigen die Wort-Gottes-Feier, unterrichten Religion an Schulen, übernehmen die Taufvorbereitung und sind für die Kapellen zuständig. Bischof Flock ist ihre Aus- und Weiterbildung wichtig. Er hat Pläne, auch für die Förderung des Ständigen Diakonats. Die Liste seiner Agenda ist insgesamt lang, doch zunächst steht ein freudiges Ereignis an: die Amtseinführung des neuen Weihbischofs, Fernando Bascopé Müller SDB.
Fakten zur Diözese San Ignacio de Velasco in Bolivien
- Einwohner: 400.000
- Fläche: 197.000 km²
- Katholiken: 90 Prozent der Bevölkerung
- In der Diözese gibt es 25 Pfarren und rund 250 Gemeinden – 170 davon mit einer Kapelle; betreut von 33 Priestern und 250 Katechistinnen und Katechisten.
- Priester pro Katholiken: 1:10.000 (Salzburg 1:4.300)
Bischöfe seit Beginn der Diözesanpartnerschaft 1968:
- Josef Rosenhammer OFM (1949–1974)
- Bonifaz Madersbacher OFM (1974–1995)
- Karl Stetter (1995–2016)
- Robert Herman Flock Bever (seit 2016)
Salzburger Diözesanpartnerschaften: 54 Jahre offene Fenster in die Weltkirche
Seit 1968 pflegt die Erzdiözese Salzburg Partnerschaften mit drei Diözesen auf drei Kontinenten: Daegu (Südkorea), San Ignacio de Velasco (Bolivien) und Bokungu-Ikela (Demokratische Republik Kongo). Die Initialzündung dazu erfolgte bei der Diözesansynode 1968, bei der auf ortskirchlicher Ebene die Beschlüsse des Zweiten Vatikanischen Konzils umgesetzt werden sollten. Ziel war es, den frischen Wind für die Ortskirche von Salzburg konkret und fruchtbar zu machen. In Salzburg fand damals die erste Diözesansynode im deutschsprachigen Raum nach dem Konzil statt. Seither gab es vielfältige Anknüpfungspunkte – in den vergangenen Jahren vor allem Jugendbegegnungen zwischen Salzburg und Daegu oder Brückenschläge in den Bereichen Musik und Schule mit San Ignacio de Velasco. Zudem studier(t)en Priester aus Südkorea und der Demokratischen Republik Kongo in Salzburg.