Fronleichnamspredigt

Predigt zu Fronleichnam, 11.6.2020, Dom zu Salzburg

mediaElement
GeorgRinger\News\Domain\Model\NewsDefaultprototypepersistent entity (uid=12798, pid=850)crdate =>protectedDateTimeprototypeobject (2020-06-11T14:23:51+02:00, 1591878231)tstamp =>protectedDateTimeprototypeobject (2020-06-11T14:24:33+02:00, 1591878273)sysLanguageUid =>protected0 (integer)
   l10nParent =>protected0 (integer)
   starttime =>protectedNULL
   endtime =>protectedNULL
   feGroup =>protected'' (0 chars)
   hidden =>protectedFALSE
   deleted =>protectedFALSE
   title =>protected'Fronleichnamspredigt' (20 chars)
   alternativeTitle =>protected'' (0 chars)
   teaser =>protected'Predigt zu Fronleichnam, 11.6.2020, Dom zu Salzburg' (51 chars)
   bodytext =>protected'Liebe Schwestern und Brüder!
Einmal im Jahr gehen katholische Christen
       mit dem Kostenbarsten, das sie haben – wir nennen es das Allerheiligs
      te – hinaus auf die Straßen und Plätze unserer Wohnorte, um
       dort Volk und Land zu segnen. Gespürt – innerlich wahrgenommen &
      ndash; wird es nicht, was da geschieht. Fronleichnam gehört zu den gott
      esdienstlichen Feiern im Ablauf eines Jahres dazu. Der Nobelpreisträger
       Peter Handke, ein wacher wie kritischer Geist für alles Wahre und Wirk
      liche, hat dieses Auseinanderklaffen von Geschehen und offizieller Prozedur
      tief beschrieben. „Ich weiß nicht, ob ich an Gott glaube, aber
      an den Gottesdienst glaube ich. Die Eucharistie ist für mich spannender
      , die Tränen, die Freude, die man dabei empfindet, sind wahrhaftiger al
      s die offizielle Religion“, schreibt Handke. Die „offizielle Re
      ligion“ wurde in den letzten Monaten durch ein Virus gewaltig durchkre
      uzt. Mit einem Schlag waren Optionen – waren fixe Gewohnheiten, &ndash
      ; zu Ostern geht man die Kirche –, war der sonntäglich Kirchgang
      nicht mehr möglich, ja verboten. Die Vertreter aller Religionen hatten
      mit der Regierung ausverhandelt, dass unsere Gotteshäuser tagsüber
       nicht geschlossen bleiben. Man konnte sie unter Einhaltung von bestimmten R
      egeln besuchen. Darauf waren wir stolz, dass uns das gelungen ist. Anderswo
      war das nicht möglich. Nur, was wir anfangs nicht wussten, die Erfahrun
      g der verschlossenen Kirche wurde damit gleichsam radikalisiert. Wenn wir Li
      turgie feierten, wurden die Kirchen geschlossen. Dazu eine persönliche
      Erfahrung. Als ich in der Osternacht in den Dom ging, kam mir ein Mann entge
      gen, ich grüßte ihn und wollte ihm frohe Ostern wünschen; so
       weit kam ich nicht. Er kam mir zuvor: „Seit 60 Jahren bin ich immer z
      u Ostern in den Dom gegangen, um die Auferstehung zu feiern. Heute stehe ich
       vor verschlossenen T&uu...
' (6812 chars) datetime =>protectedDateTimeprototypeobject (2020-06-11T14:23:08+02:00, 1591878188)archive =>protectedNULL author =>protected'' (0 chars) authorEmail =>protected'' (0 chars) categories =>protectedTYPO3\CMS\Extbase\Persistence\Generic\LazyObjectStorageprototypeobject (empty)related =>protectedTYPO3\CMS\Extbase\Persistence\Generic\LazyObjectStorageprototypeobject (empty)relatedFrom =>protectedTYPO3\CMS\Extbase\Persistence\Generic\LazyObjectStorageprototypeobject (empty)falRelatedFiles =>protectedTYPO3\CMS\Extbase\Persistence\Generic\LazyObjectStorageprototypeobject (empty)relatedLinks =>protectedTYPO3\CMS\Extbase\Persistence\Generic\LazyObjectStorageprototypeobject (empty)sortingForeign =>protectedNULL type =>protected'0' (1 chars) keywords =>protected'' (0 chars) description =>protected'' (0 chars) falMedia =>protectedTYPO3\CMS\Extbase\Persistence\Generic\LazyObjectStorageprototypeobject (empty)falMediaPreviews =>protectedNULL falMediaNonPreviews =>protectedNULL internalurl =>protected'' (0 chars) externalurl =>protected'' (0 chars) istopnews =>protectedFALSE contentElements =>protectedTYPO3\CMS\Extbase\Persistence\Generic\LazyObjectStorageprototypeobject (empty)tags =>protectedTYPO3\CMS\Extbase\Persistence\Generic\LazyObjectStorageprototypeobject (empty)pathSegment =>protected'fronleichnamspredigt' (20 chars) editlock =>protected0 (integer) importId =>protected'' (0 chars) importSource =>protected'' (0 chars) sorting =>protected11520 (integer) notes =>protected'' (0 chars) uid =>protected12798 (integer) _localizedUid =>protected12798 (integer)modified_languageUid =>protected0 (integer)modified_versionedUid =>protected12798 (integer)modifiedpid =>protected850 (integer)

Liebe Schwestern und Brüder!

Einmal im Jahr gehen katholische Christen mit dem Kostenbarsten, das sie haben – wir nennen es das Allerheiligste – hinaus auf die Straßen und Plätze unserer Wohnorte, um dort Volk und Land zu segnen. Gespürt – innerlich wahrgenommen – wird es nicht, was da geschieht. Fronleichnam gehört zu den gottesdienstlichen Feiern im Ablauf eines Jahres dazu. Der Nobelpreisträger Peter Handke, ein wacher wie kritischer Geist für alles Wahre und Wirkliche, hat dieses Auseinanderklaffen von Geschehen und offizieller Prozedur tief beschrieben.

„Ich weiß nicht, ob ich an Gott glaube, aber an den Gottesdienst glaube ich. Die Eucharistie ist für mich spannender, die Tränen, die Freude, die man dabei empfindet, sind wahrhaftiger als die offizielle Religion“, schreibt Handke.

Die „offizielle Religion“ wurde in den letzten Monaten durch ein Virus gewaltig durchkreuzt. Mit einem Schlag waren Optionen – waren fixe Gewohnheiten, – zu Ostern geht man die Kirche –, war der sonntäglich Kirchgang nicht mehr möglich, ja verboten. Die Vertreter aller Religionen hatten mit der Regierung ausverhandelt, dass unsere Gotteshäuser tagsüber nicht geschlossen bleiben. Man konnte sie unter Einhaltung von bestimmten Regeln besuchen. Darauf waren wir stolz, dass uns das gelungen ist. Anderswo war das nicht möglich. Nur, was wir anfangs nicht wussten, die Erfahrung der verschlossenen Kirche wurde damit gleichsam radikalisiert. Wenn wir Liturgie feierten, wurden die Kirchen geschlossen. Dazu eine persönliche Erfahrung. Als ich in der Osternacht in den Dom ging, kam mir ein Mann entgegen, ich grüßte ihn und wollte ihm frohe Ostern wünschen; so weit kam ich nicht. Er kam mir zuvor: „Seit 60 Jahren bin ich immer zu Ostern in den Dom gegangen, um die Auferstehung zu feiern. Heute stehe ich vor verschlossenen Türen.“ 

Auch für gläubige Menschen – und das sind nicht wenige – waren die letzten Monate sehr schwer. Zu Ostern sind immer noch hunderttausende unterwegs zu ihren Kirchen. Heuer wurde Ostern in leeren Kirchen, ohne Volk gefeiert. Das war ein Opfer, nicht nur für uns Christen. Die Zeit des Frühlingserwachens ist für alle Religionen eine geprägte Zeit. Gläubige Menschen haben damit einen nicht zu unterschätzenden Beitrag zur Gesundheit des ganzen Volkes geleistet.

In der Not – eine Erkenntnis aller Religionen – schlummern Chancen oder, wie wir sagen, eine Gnade! Das sind in der Regel keine Welt umwälzenden Imperative, sondern so etwas wie ein leises Antippen von neuen Möglichkeiten, anderes auch zuzulassen, die Perspektive zu ändern. Jesus hat bei seinen Jüngern darum geworben: „Musste der Menschensohn nicht all das erleiden, um so zur Fülle zu kommen. Ich weiß unsere Welt tickt anders. Es ist schwer geworden, unbefangen von Gott zu reden. Trotzdem: Alles von einer höheren Macht aus zu verstehen, auch wenn es sich ursächlich nicht so verhält, ist ein Gewinn. Seit meiner Kindheit begleitet mich ein Wort, das ich in einer schweren Not gehört habe: „Wer weiß, wozu das wieder gut ist.“ Mit solchen Aussagen kann man billige Situationsethik betreiben, Probleme nicht ernstnehmen, nur vertrösten. Nein das tun wir nicht, aber ich darf mit einer Aussage unserer Festspielpräsidentin dagegenhalten: „Wem schaden wir, wenn wir bis zuletzt glauben, dass es doch geht?“ Als Kirche wollen wir bei den Menschen sein, mit ihnen Leid und Hoffnung, Freude und Sorgen teilen. Dabei ist all unser Tun und Handeln von einem hoffnungsvollen „Trotzdem“ getragen. Ich habe einmal gehört, ich weiß es nicht, auf dem Grabstein von Martin Buber soll nur ein Wort stehen: „dennoch!“. Frank Sinatra ließ auf seinem Grabstein die Worte verewigen „the best is yet to come!“ Das Beste kommt erst! In dieser Zeit der Trennungen und des Abstandhaltens haben unsere Medienleute eine Internetaktion gestartet mit dem Titel „trotzdemnah“. So sind wir Christinnen und Christen, so fühlen wir: obwohl getrennt, trotzdem nah; und wir werden Wege und Mittel finden, auch physisch nahe zu sein.

Ich weiß, wir befinden uns mit diesen Gedanken in einer Welt, wo alles funktionieren muss, auf einem schmalen Grad. Das ist auch gefährlich, aber mit Rainer Maria Rilke möchte ich sagen: Nicht nur “Kunstdinge sind ja immer Ergebnisse des In-Gefahr-gewesen-Seins“, sondern auch der Glaube ist so ein Ereignis, wenn man trotzdem glaubt. Dieser Glaube führt uns gewiss in eine neue Nachdenklichkeit. Jürgen Habermas, der sich selbst als religiös unmusikalisch bezeichnet, hat vor Jahren eine neue Aufmerksamkeit eingefordert. Unsere Zeit bräuchte ein „Bewusstsein von dem, was fehlt.“ Es könnte doch sein, wenn uns alles gelingt, dass doch noch etwas fehlt. Es könnte auch sein, dass uns Gott abhandengekommen ist und wir wissen es nicht, merken gar nicht, dass jemand fehlt. Wie einmal unserer Zeit vorgeworfen wurde, wir hätten vergessen, dass wir Gott vergessen haben. Auch das könnte uns einmal auf den Kopf fallen; dabei denke gar nicht mal nur eschatologisch. Der polnische Philosoph Kolakowski sagt in einem posthum publizierten Interview: „Ich kann mir vorstellen, dass jemand mit hohen moralischen Standards zu leben vermag und gleichzeitig areligiös ist, dass dies aber eine ganze Gesellschaft vermag, das bezweifle ich.“

Wir haben etwas zu verlieren, an das wir uns gewöhnt haben, das uns lieb geworden ist, jedoch ohne Bewusstsein, dass dies nicht nur lieb, sondern auch teuer ist. Es kostet zuallererst Haltung, Demut und vor allem Aufmerksamkeit: besonders auch für Gott.

Dafür wollen wir Bischöfe eintreten. In unserem Hirtenwort plädieren wir für eine geistvoll erneuerte Normalität. Mit Themen wie Versöhnung, Solidarität, Gerechtigkeit, Lernbereitschaft, Wertschätzung und Geduld für das Gute wollen wir mit allen Instanzen des öffentlichen Lebens in Gespräch kommen; auf diese Weise mitgestalten, stets mit dem Bewusstsein, was oder wer fehlt?

Darum gehen wir zu Fronleichnam mit dem eucharistischen Brot hinaus in unsere Umwelt und segnen Land und Leute. Auch ein schmaler Grat zwischen Folklore und Abglanz vergangener Pracht. Dazwischen die göttliche Wirklichkeit; mit den Worten des Hl Franziskus „die demütige Erhabenheit“ – Gott in der anspruchslosen Gestalt des Brotes.

Amen.

EDS Logo

Ihr Browser oder dessen Version ist veraltet und diese Seite damit nicht darstellbar. Bitte besuchen Sie unsere Seite mit einem aktuellerem Web-Browser. Auf der Webseite browsehappy.com finden Sie eine Auswahl an aktuellen Web-Browsern und jeweils einen Link zu der Herstellerseite.