Frauen wehren sich

Hallein/Salzburg. „Das wäre eine Zerschlagung bewährter und sensibler Strukturen“, sagt Doris Weißenberger, die das Haus Miriam in Hallein leitet. Warum sie und ihr Team noch Hoffnung haben, auch in Zukunft für schutzsuchende Frauen da zu sein.
Die Bestürzung ist Doris Weißenberger beim Gespräch mit dem Rupertusblatt ins Gesicht geschrieben: Frauen-Landesrätin Andrea Klambauer (Neos) lässt Leitung und Betrieb der Frauenhäuser in Salzburg ausschreiben. Das wurde vergangene Woche bekannt. Bewerben kann sich auch, wer keine Erfahrung im Führen von Frauenhäusern hat. „Es darf keine Experimente in Krisenzeiten geben, in denen die Medien voll sind mit Berichten über Gewalt an Frauen und in denen die Zahl der Frauenmorde so hoch ist wie nie“, sagt sie.
Schwierige Arbeitsbedingungen sind Weißenberger und ihre Kolleginnen – insgesamt arbeiten neun Frauen im Haus Miriam – gewohnt. Nachtdienste etwa finanzieren sie seit rund sechs Jahren aus Spendengeldern; die Finanzierung sei generell stets am Limit. Dass es nun um die Existenz des sicheren Zufluchtsortes in der Halleiner Altstadt und ihrer Arbeitsplätze geht, sehen sie als „reinen politischen Willen“; nur Salzburg geht österreichweit diesen Weg. Einer Neuentwicklung des Konzeptes in den Frauenhäusern stehe man offen-positiv gegenüber, betont Weißenberger. Sie pocht darauf, weiter auf die Erfahrung ihres Teams zu vertrauen.
Seit 29 Jahren arbeitet sie selbst im Haus Miriam, seit dem Jahr 2001 leitet sie es. Das Gebäude in der Bezirkshauptstadt gehört der Pfarre; seit 1991 stellt diese es den Betreiberinnen mietfrei zur Verfügung. Trägerin ist die Kolpingfamilie, Dechant Johann Schreilechner sitzt im Vorstand.
„Niemand kennt Bedürfnisse so wie wir“
Eine Welle der Unterstützung trägt Doris Weißenberger, seit Klambauer die Ausschreibung verkündete. „Es gibt uns Kraft, weiter zu hoffen und zu kämpfen, wenn die Öffentlichkeit so gut kapiert, wie wertvoll unsere Arbeit ist“, erklärt sie. Niemand habe mehr Innensicht als ihr Team und sie, wenn es um die Bedürfnisse von Frauen geht – „wir haben 24 Stunden, rund um die Uhr, mit ihnen und ihren teils traumatischen Erlebnissen zu tun“. Deshalb wird Doris Weißenberger gemeinsam mit ihrer Kollegin Birgit Thaler, die das Frauenhaus in Salzburg leitet, weiterhin das Gespräch mit der Frauen-Landesrätin suchen.
„Das Schlimmste an dieser Diskussion ist, dass sie Frauen verunsichert. Dabei sollen sie sich gerade bei uns sicher fühlen. Dafür geben wir alles“, betont Weißenberger.
Michaela Hessenberger
Foto: Unerklärlich ist für Doris Weißenberger, warum Salzburgs Frauen-Landesrätin die Frauenhäuser ausschreibt. „Die Expertise des Teams vor Ort ist durch nichts zu ersetzen“, sagt sie.
Foto: RB/mih